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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
gen/ und den Marniz mit sich nahmen. Bald hernach
geschahe auch ein Actus Graduationis, da man etliche
Doctores machte/ über welche Ceremonien sich Mar-
niz/ als welcher dergleichen nimmer gesehen hatte/
gar sehr verwunderte. Jnzwischen kam der vorige
Student zu Venereo, und klagete ihm/ daß ihm der
Rector Magnificus den Arrest hätte andeuten lassen/
biß er mit der Kind-Betterin verehelichet worden/ da
doch das Kind schon vor 8. Stunden verstorben. Ha/
ha/ ist das Kind todt/ sprach Venereus, so hat es nichts
mehr zu bedeuten/ seyd ihr gutes Muths/ haltet den
Arrest wol/ ich wil euch schon auß dieser Noth erledi-
gen. Hiermit wanderte der arme Schlucker wieder
fort/ nachdem er sich einiger Massen hatte trösten las-
sen. Es kam aber etliche Tage hernach Cerebacchius,
und ließ sich gegen Condado vernehmen/ welcher Ge-
stalt er sich bey den Herren Professoribus schon ange-
geben hätte/ um in Doctorem zu promoviren. Conda-
do
lachete/ und sprach: Das soll mir lieb seyn/ ich ver-
ehre euch 20. Rthlr. darzu/ wann der Actus wol ab-
lauffet. Cerebacchius reichete ihm die Hand/ und
nahm diese Offerte mit Danck an/ begehrete auch das
Geld nicht ehe/ als biß der Actus würcklich vor sich
gegangen wäre. Es war Schade/ daß der Schwäbi-
sche Edelmann schon abgeräyset war/ sonsten hätte er
noch eine sonderliche Promotion mit ansehen können.
Nemlich/ am folgenden Tag führete Cerebacchius
die Gesellschafft in das Wirthshauß zu den 3. Köni-
gen/ und als sie in einen grossen Saalkommen/ funden
sie daselbst 12. Studenten nach ihrer Ordnung sitzen/
welche in der Mitten einen Tisch hatten/ der mit
12. Gläsern besetzet war/ darvon eines immer grösser
war/ als das andere/ solche wurden die 12. Apostel
genannt/ und die grossen Weinkannen stunden dar-

bey.

Deß Academiſchen
gen/ und den Marniz mit ſich nahmen. Bald hernach
geſchahe auch ein Actus Graduationis, da man etliche
Doctores machte/ uͤber welche Ceremonien ſich Mar-
niz/ als welcher dergleichen nimmer geſehen hatte/
gar ſehr verwunderte. Jnzwiſchen kam der vorige
Student zu Venereo, und klagete ihm/ daß ihm der
Rector Magnificus den Arreſt haͤtte andeuten laſſen/
biß er mit der Kind-Betterin verehelichet worden/ da
doch das Kind ſchon vor 8. Stunden verſtorben. Ha/
ha/ iſt das Kind todt/ ſprach Venereus, ſo hat es nichts
mehr zu bedeuten/ ſeyd ihr gutes Muths/ haltet den
Arreſt wol/ ich wil euch ſchon auß dieſer Noth erledi-
gen. Hiermit wanderte der arme Schlucker wieder
fort/ nachdem er ſich einiger Maſſen hatte troͤſten laſ-
ſen. Es kam aber etliche Tage hernach Cerebacchius,
und ließ ſich gegen Condado vernehmen/ welcher Ge-
ſtalt er ſich bey den Herren Profeſſoribus ſchon ange-
geben haͤtte/ um in Doctorem zu promoviren. Conda-
do
lachete/ und ſprach: Das ſoll mir lieb ſeyn/ ich ver-
ehre euch 20. Rthlr. darzu/ wann der Actus wol ab-
lauffet. Cerebacchius reichete ihm die Hand/ und
nahm dieſe Offerte mit Danck an/ begehrete auch das
Geld nicht ehe/ als biß der Actus wuͤrcklich vor ſich
gegangen waͤre. Es war Schade/ daß der Schwaͤbi-
ſche Edelmann ſchon abgeraͤyſet war/ ſonſten haͤtte er
noch eine ſonderliche Promotion mit anſehen koͤnnen.
Nemlich/ am folgenden Tag fuͤhrete Cerebacchius
die Geſellſchafft in das Wirthshauß zu den 3. Koͤni-
gen/ und als ſie in einen groſſen Saalkom̃en/ funden
ſie daſelbſt 12. Studenten nach ihrer Ordnung ſitzen/
welche in der Mitten einen Tiſch hatten/ der mit
12. Glaͤſern beſetzet war/ darvon eines immer groͤſſer
war/ als das andere/ ſolche wurden die 12. Apoſtel
genannt/ und die groſſen Weinkannen ſtunden dar-

bey.
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[966/0986] Deß Academiſchen gen/ und den Marniz mit ſich nahmen. Bald hernach geſchahe auch ein Actus Graduationis, da man etliche Doctores machte/ uͤber welche Ceremonien ſich Mar- niz/ als welcher dergleichen nimmer geſehen hatte/ gar ſehr verwunderte. Jnzwiſchen kam der vorige Student zu Venereo, und klagete ihm/ daß ihm der Rector Magnificus den Arreſt haͤtte andeuten laſſen/ biß er mit der Kind-Betterin verehelichet worden/ da doch das Kind ſchon vor 8. Stunden verſtorben. Ha/ ha/ iſt das Kind todt/ ſprach Venereus, ſo hat es nichts mehr zu bedeuten/ ſeyd ihr gutes Muths/ haltet den Arreſt wol/ ich wil euch ſchon auß dieſer Noth erledi- gen. Hiermit wanderte der arme Schlucker wieder fort/ nachdem er ſich einiger Maſſen hatte troͤſten laſ- ſen. Es kam aber etliche Tage hernach Cerebacchius, und ließ ſich gegen Condado vernehmen/ welcher Ge- ſtalt er ſich bey den Herren Profeſſoribus ſchon ange- geben haͤtte/ um in Doctorem zu promoviren. Conda- do lachete/ und ſprach: Das ſoll mir lieb ſeyn/ ich ver- ehre euch 20. Rthlr. darzu/ wann der Actus wol ab- lauffet. Cerebacchius reichete ihm die Hand/ und nahm dieſe Offerte mit Danck an/ begehrete auch das Geld nicht ehe/ als biß der Actus wuͤrcklich vor ſich gegangen waͤre. Es war Schade/ daß der Schwaͤbi- ſche Edelmann ſchon abgeraͤyſet war/ ſonſten haͤtte er noch eine ſonderliche Promotion mit anſehen koͤnnen. Nemlich/ am folgenden Tag fuͤhrete Cerebacchius die Geſellſchafft in das Wirthshauß zu den 3. Koͤni- gen/ und als ſie in einen groſſen Saalkom̃en/ funden ſie daſelbſt 12. Studenten nach ihrer Ordnung ſitzen/ welche in der Mitten einen Tiſch hatten/ der mit 12. Glaͤſern beſetzet war/ darvon eines immer groͤſſer war/ als das andere/ ſolche wurden die 12. Apoſtel genannt/ und die groſſen Weinkannen ſtunden dar- bey.

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 966. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/986>, abgerufen am 23.11.2024.