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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen

Als er die Worte von mir höret/ begehret er keine Steuer
mehr/ sondern wandte sich dahin/ wo er herkommen war/ doch
damit er sich nicht gar zu schuldig machte/ rieff er zurück und sa-
gete: Jch bin wol für Fürsten und Herren gewesen. Darauf
sagte ich: Diebe und Schelmen kommen auch wol für Fürsten
und Herren/ es ist aber ihnen nicht lieb. Er aber hörete mir nicht
weiter zu/ sondern gieng immer fort/ und da er zuvor einen
krancken/ ohnmächtigen/ und presthafften Bettlers-Gang gegan-
gen/ so gieng er da einen Kauffmanns-Gang/ als wann einer
wolte Banquerot spielen/ dann er hatte gewißlich nicht den
Schnuppen. Und von diesem habe ich nachmahls glaub-würdig
durch andere Leute verstanden/ daß er ein Ertz-Bösewicht sey/
und daß ihm auch wegen seiner getriebenen Bubenstücke beyde
Ohren sind abgeschnitten worden.

Das XXXII. Capitul/

Troll verlieret seine Hosen/ hat seltzame Aufzüge mit einem
Dorff-Schultzen/ und mit dem Fuhrmann/ dessen Pferd Geld auß-
wirfft/ er entführet solch Pferd. Buchdrucker/ Buchführer und Pedellen
sind auch Academische Glieder. Ein lächerliches Privilegium.

AN diesem und dergleichen Discursen deß gelehr-
ten Schweitzers sättigten sich unsere Räyse-
Gefährten mehr/ als an den schlechten Tracta-
ment
en. Als endlich die volle Nacht eingebrochen/
und es eben eine sehr warme Zeit war/ legten sie sich
an eine Reige schlaffen auf der Denne. Troll legte
sich zu nächst an die Pferde/ und weil ihm sehr warm
war/ zog er seine schwartze Lederne Hosen auß/ die er
zu Stachelfeld bekommen hatte/ und hieng sie bey die
Pferde an die Krippe. Diese Nacht über ruheten
sie nicht sonders wol/ weil ihnen die Mücken scharff
zusetzeten/ aber Troll hatte eine außgebrandte Haut/
welcher darvon keine sonderliche Empfindung hatte/
dannenhero schlieff er desto sicherer hinweg/ und ward
deß Verlusts all zu späth innen/ dann wie er am fol-
genden Morgen wieder erwachete/ und nach seinen
Ledernen Hosen langete/ da waren sie weg/ und nicht

mehr
Deß Academiſchen

Als er die Worte von mir hoͤret/ begehret er keine Steuer
mehr/ ſondern wandte ſich dahin/ wo er herkommen war/ doch
damit er ſich nicht gar zu ſchuldig machte/ rieff er zuruͤck und ſa-
gete: Jch bin wol fuͤr Fuͤrſten und Herren geweſen. Darauf
ſagte ich: Diebe und Schelmen kommen auch wol fuͤr Fuͤrſten
und Herren/ es iſt aber ihnen nicht lieb. Er aber hoͤrete mir nicht
weiter zu/ ſondern gieng immer fort/ und da er zuvor einen
krancken/ ohnmaͤchtigen/ und preſthafften Bettlers-Gang gegan-
gen/ ſo gieng er da einen Kauffmanns-Gang/ als wann einer
wolte Banquerot ſpielen/ dann er hatte gewißlich nicht den
Schnuppen. Und von dieſem habe ich nachmahls glaub-wuͤrdig
durch andere Leute verſtanden/ daß er ein Ertz-Boͤſewicht ſey/
und daß ihm auch wegen ſeiner getriebenen Bubenſtuͤcke beyde
Ohren ſind abgeſchnitten worden.

Das XXXII. Capitul/

Troll verlieret ſeine Hoſen/ hat ſeltzame Aufzuͤge mit einem
Dorff-Schultzen/ und mit dem Fuhrmann/ deſſen Pferd Geld auß-
wirfft/ er entfuͤhret ſolch Pferd. Buchdrucker/ Buchfuͤhrer und Pedellen
ſind auch Academiſche Glieder. Ein laͤcherliches Privilegium.

AN dieſem und dergleichen Diſcurſen deß gelehr-
ten Schweitzers ſaͤttigten ſich unſere Raͤyſe-
Gefaͤhrten mehr/ als an den ſchlechten Tracta-
ment
en. Als endlich die volle Nacht eingebrochen/
und es eben eine ſehr warme Zeit war/ legten ſie ſich
an eine Reige ſchlaffen auf der Denne. Troll legte
ſich zu naͤchſt an die Pferde/ und weil ihm ſehr warm
war/ zog er ſeine ſchwartze Lederne Hoſen auß/ die er
zu Stachelfeld bekommen hatte/ und hieng ſie bey die
Pferde an die Krippe. Dieſe Nacht uͤber ruheten
ſie nicht ſonders wol/ weil ihnen die Muͤcken ſcharff
zuſetzeten/ aber Troll hatte eine außgebrandte Haut/
welcher darvon keine ſonderliche Empfindung hatte/
dannenhero ſchlieff er deſto ſicherer hinweg/ und ward
deß Verluſts all zu ſpaͤth innen/ dann wie er am fol-
genden Morgen wieder erwachete/ und nach ſeinen
Ledernen Hoſen langete/ da waren ſie weg/ und nicht

mehr
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[902/0922] Deß Academiſchen Als er die Worte von mir hoͤret/ begehret er keine Steuer mehr/ ſondern wandte ſich dahin/ wo er herkommen war/ doch damit er ſich nicht gar zu ſchuldig machte/ rieff er zuruͤck und ſa- gete: Jch bin wol fuͤr Fuͤrſten und Herren geweſen. Darauf ſagte ich: Diebe und Schelmen kommen auch wol fuͤr Fuͤrſten und Herren/ es iſt aber ihnen nicht lieb. Er aber hoͤrete mir nicht weiter zu/ ſondern gieng immer fort/ und da er zuvor einen krancken/ ohnmaͤchtigen/ und preſthafften Bettlers-Gang gegan- gen/ ſo gieng er da einen Kauffmanns-Gang/ als wann einer wolte Banquerot ſpielen/ dann er hatte gewißlich nicht den Schnuppen. Und von dieſem habe ich nachmahls glaub-wuͤrdig durch andere Leute verſtanden/ daß er ein Ertz-Boͤſewicht ſey/ und daß ihm auch wegen ſeiner getriebenen Bubenſtuͤcke beyde Ohren ſind abgeſchnitten worden. Das XXXII. Capitul/ Troll verlieret ſeine Hoſen/ hat ſeltzame Aufzuͤge mit einem Dorff-Schultzen/ und mit dem Fuhrmann/ deſſen Pferd Geld auß- wirfft/ er entfuͤhret ſolch Pferd. Buchdrucker/ Buchfuͤhrer und Pedellen ſind auch Academiſche Glieder. Ein laͤcherliches Privilegium. AN dieſem und dergleichen Diſcurſen deß gelehr- ten Schweitzers ſaͤttigten ſich unſere Raͤyſe- Gefaͤhrten mehr/ als an den ſchlechten Tracta- menten. Als endlich die volle Nacht eingebrochen/ und es eben eine ſehr warme Zeit war/ legten ſie ſich an eine Reige ſchlaffen auf der Denne. Troll legte ſich zu naͤchſt an die Pferde/ und weil ihm ſehr warm war/ zog er ſeine ſchwartze Lederne Hoſen auß/ die er zu Stachelfeld bekommen hatte/ und hieng ſie bey die Pferde an die Krippe. Dieſe Nacht uͤber ruheten ſie nicht ſonders wol/ weil ihnen die Muͤcken ſcharff zuſetzeten/ aber Troll hatte eine außgebrandte Haut/ welcher darvon keine ſonderliche Empfindung hatte/ dannenhero ſchlieff er deſto ſicherer hinweg/ und ward deß Verluſts all zu ſpaͤth innen/ dann wie er am fol- genden Morgen wieder erwachete/ und nach ſeinen Ledernen Hoſen langete/ da waren ſie weg/ und nicht mehr

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 902. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/922>, abgerufen am 18.11.2024.