Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. in Griechischer Sprach ein/ mit Verwunderung allerZuhörer. Da er nun hatte beschlossen/ assumirte D. Morsianus in Griechischer Sprach/ und wieder- holete alles/ was sein Widerparth geschicklich fürge- bracht/ beantwortete ihm auch in selbiger Sprach/ führete deß Galeni und Hippocratis Zeugnüß hinge- gen an/ und wiederlegte ihm seine fürgebrachte Ar- gumenta dermassen/ daß der Fremde für der gantzen Universität frey bekannte/ er hätte sich unter so kal- tem Himmel und in den rauhen Nord-Ländern nicht vermuthet/ einen solchen Mann zu finden/ von so trefflicher Geschicklichkeit/ und so tapfferer Gedächt- nüß/ der auß dem Stegreiff seinen Galenum und Hipprocratem also einführen könte/ als hätte er es mit reiffem Vorwissen und Bedacht gethan/ wie er nunmehr in der That erfahren hätte. Jedoch ist auch zu wissen/ daß man heut zu Tag noctur- I i i 5
Romans II. Buch. in Griechiſcher Sprach ein/ mit Verwunderung allerZuhoͤrer. Da er nun hatte beſchloſſen/ aſſumirte D. Morſianus in Griechiſcher Sprach/ und wieder- holete alles/ was ſein Widerparth geſchicklich fuͤrge- bracht/ beantwortete ihm auch in ſelbiger Sprach/ fuͤhrete deß Galeni und Hippocratis Zeugnuͤß hinge- gen an/ und wiederlegte ihm ſeine fuͤrgebrachte Ar- gumenta dermaſſen/ daß der Fremde fuͤr der gantzen Univerſitaͤt frey bekannte/ er haͤtte ſich unter ſo kal- tem Himmel und in den rauhen Nord-Laͤndern nicht vermuthet/ einen ſolchen Mann zu finden/ von ſo trefflicher Geſchicklichkeit/ und ſo tapfferer Gedaͤcht- nuͤß/ der auß dem Stegreiff ſeinen Galenum und Hipprocratem alſo einfuͤhren koͤnte/ als haͤtte er es mit reiffem Vorwiſſen und Bedacht gethan/ wie er nunmehr in der That erfahren haͤtte. Jedoch iſt auch zu wiſſen/ daß man heut zu Tag noctur- I i i 5
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Romans II. Buch.
in Griechiſcher Sprach ein/ mit Verwunderung aller
Zuhoͤrer. Da er nun hatte beſchloſſen/ aſſumirte
D. Morſianus in Griechiſcher Sprach/ und wieder-
holete alles/ was ſein Widerparth geſchicklich fuͤrge-
bracht/ beantwortete ihm auch in ſelbiger Sprach/
fuͤhrete deß Galeni und Hippocratis Zeugnuͤß hinge-
gen an/ und wiederlegte ihm ſeine fuͤrgebrachte Ar-
gumenta dermaſſen/ daß der Fremde fuͤr der gantzen
Univerſitaͤt frey bekannte/ er haͤtte ſich unter ſo kal-
tem Himmel und in den rauhen Nord-Laͤndern nicht
vermuthet/ einen ſolchen Mann zu finden/ von ſo
trefflicher Geſchicklichkeit/ und ſo tapfferer Gedaͤcht-
nuͤß/ der auß dem Stegreiff ſeinen Galenum und
Hipprocratem alſo einfuͤhren koͤnte/ als haͤtte er es
mit reiffem Vorwiſſen und Bedacht gethan/ wie er
nunmehr in der That erfahren haͤtte.
Jedoch iſt auch zu wiſſen/ daß man heut zu Tag
dem Gedaͤchtnuͤß eines Menſchen kuͤnſtlicher Weiß
gewaltig zu Huͤlffe tretten kan/ wie die Jenigen wiſ-
ſen/ welche Artem Mnemonicam verſtehen. Gleichwie
aber manche in ihrer Jugend ſchon zu hohen Wiſſen-
ſchafften gelanget/ alſo haben hingegen andere ſich
ihr hohes Alter nicht darvon zuruͤck halten laſſen/ wie
ſolches droben mit Balde und andern Exempeln er-
weißlich gemacht worden. Nicolaus Clenardus, als
er zu Ebora in Portugall deß Portugalliſchen Koͤnigs
Emanuelis Fuͤrſtl. Jugend Præceptor war/ ſchreibet
an einen guten Freund in Teutſchland/ lib. 2. Epiſt. 21.
dieſe Worte: Quem præferam Johanni Parvo, qui
cum mihi menſa fuit communis toto biennio, quem-
que non minus, quàm parentem chariſſimum venerari
debeo? Is cum annos natus eſſet ſexaginta duos, non
contentus literis Græcis, quas occupatiſſimus templi
functionibus, à me etiam initiatus eſt Hebraicis, quos
noctur-
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