Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
sen Herrn zerrissen würden. Solten wir aber den gefäbrlichen
Kirchgang der Märtyrer zehlen/ würden wir kein Ende daran
finden.

Cavina sprach: Käyser Carl der V. war auch in Gefahr
seines Lebens/ als er die Kirch zu Rom/ genannt Pantheon, bese-
hen wolte. Er stieg hinauf zu dem grossen Fenster/ das auf der
Spitze stehet. Ein Jtaliäner vermeynete ihn von oben herun-
ter zu stossen; Weil er aber wegen der Majestät deß Käysers
erstaunete/ ließ er es bleiben.

Der Geistliche replicirte: Der Menschen-Mörder/ der
Teufel/ ist auch unter den Kindern GOttes/ wann sie in der
Kirchen vor GOttes Angesicht sind/ aber GOttes Majestät
und die Herrlichkeit/ die er auf seine Kinder leget/ ist ihre Er-
rettung.

Dem der Schweitzer antwortete: Es muß eine schöne
Kirche gewesen seyn/ welche der Käyser selbst so genau inwen-
dig besehen wollen. Die Egyptische Kirchen waren außwen-
dig sehr schön und herrlich/ inwendig aber waren sie nicht Se-
hens-würdig/ dann man fande darinnen nichts anders/ als ein
Crocodil/ eine Schlange/ oder eine Katze auf einem köstlichen
Teppich herum kriechen.

Die Heuchler/ sprach Jener wieder/ sind auch außwendig
schön/ inwendig aber schändliche Bestien/ wiewol sie in der Kir-
chen einen schönen Sitz-Platz haben. Bestien für Götter zu eh-
ren/ war eine alte Gewonheit bey diesen und andern Völckern
mehr. Von welchen es auch die Juden gelernet hatten/ daß sie
gemahlten Bestien in GOttes Tempel selbsten greuliche Ehre
thäten. Die Egyptier aber sind nun weiser/ nachdem sie Tür-
ckisch worden sind/ ja/ sie wissen nun die Römisch-Catholische ih-
rer Kirchen halben zu tadeln. Der Käyserl. Abgesandte/ Geor-
gievitz/ stritte mit einem Türcken wegen der Religion. Der
Türck führete ihn in eine Römisch-Catholische Kirche/ und wiese
ihm die Bilder/ so darinnen geehret wurden/ worüber sich der
Gesandte schämete. Und was Wunder/ der Römische Käyser
Hadrianus, als er die Nichtigkeit der Bilder sahe/ befahle er/ daß
man kein Bild in einziger Kirchen haben solte.

Worauf der Edelmann: Die Türcken sind Feinde der
Bilder. Wir besahen einsmahls der Mohren Kirche/ die Tür-
ckisch sind. Bey uns waren Portugiesen/ die fragten die Moh-
ren/ wo ihr Gott und Heiligen wären/ welche sie anbeteten?
Dann wir sahen nichts/ dann ein klein Täfelein/ worauf etliche

Worte

Deß Academiſchen
ſen Herꝛn zerriſſen wuͤrden. Solten wir aber den gefaͤbrlichen
Kirchgang der Maͤrtyrer zehlen/ wuͤrden wir kein Ende daran
finden.

Cavina ſprach: Kaͤyſer Carl der V. war auch in Gefahr
ſeines Lebens/ als er die Kirch zu Rom/ genannt Pantheon, beſe-
hen wolte. Er ſtieg hinauf zu dem groſſen Fenſter/ das auf der
Spitze ſtehet. Ein Jtaliaͤner vermeynete ihn von oben herun-
ter zu ſtoſſen; Weil er aber wegen der Majeſtaͤt deß Kaͤyſers
erſtaunete/ ließ er es bleiben.

Der Geiſtliche replicirte: Der Menſchen-Moͤrder/ der
Teufel/ iſt auch unter den Kindern GOttes/ wann ſie in der
Kirchen vor GOttes Angeſicht ſind/ aber GOttes Majeſtaͤt
und die Herꝛlichkeit/ die er auf ſeine Kinder leget/ iſt ihre Er-
rettung.

Dem der Schweitzer antwortete: Es muß eine ſchoͤne
Kirche geweſen ſeyn/ welche der Kaͤyſer ſelbſt ſo genau inwen-
dig beſehen wollen. Die Egyptiſche Kirchen waren außwen-
dig ſehr ſchoͤn und herꝛlich/ inwendig aber waren ſie nicht Se-
hens-wuͤrdig/ dann man fande darinnen nichts anders/ als ein
Crocodil/ eine Schlange/ oder eine Katze auf einem koͤſtlichen
Teppich herum kriechen.

Die Heuchler/ ſprach Jener wieder/ ſind auch außwendig
ſchoͤn/ inwendig aber ſchaͤndliche Beſtien/ wiewol ſie in der Kir-
chen einen ſchoͤnen Sitz-Platz haben. Beſtien fuͤr Goͤtter zu eh-
ren/ war eine alte Gewonheit bey dieſen und andern Voͤlckern
mehr. Von welchen es auch die Juden gelernet hatten/ daß ſie
gemahlten Beſtien in GOttes Tempel ſelbſten greuliche Ehre
thaͤten. Die Egyptier aber ſind nun weiſer/ nachdem ſie Tuͤr-
ckiſch worden ſind/ ja/ ſie wiſſen nun die Roͤmiſch-Catholiſche ih-
rer Kirchen halben zu tadeln. Der Kaͤyſerl. Abgeſandte/ Geor-
gievitz/ ſtritte mit einem Tuͤrcken wegen der Religion. Der
Tuͤrck fuͤhrete ihn in eine Roͤmiſch-Catholiſche Kirche/ und wieſe
ihm die Bilder/ ſo darinnen geehret wurden/ woruͤber ſich der
Geſandte ſchaͤmete. Und was Wunder/ der Roͤmiſche Kaͤyſer
Hadrianus, als er die Nichtigkeit der Bilder ſahe/ befahle er/ daß
man kein Bild in einziger Kirchen haben ſolte.

Worauf der Edelmann: Die Tuͤrcken ſind Feinde der
Bilder. Wir beſahen einsmahls der Mohren Kirche/ die Tuͤr-
ckiſch ſind. Bey uns waren Portugieſen/ die fragten die Moh-
ren/ wo ihr Gott und Heiligen waͤren/ welche ſie anbeteten?
Dann wir ſahen nichts/ dann ein klein Taͤfelein/ worauf etliche

Worte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0856" n="836"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
&#x017F;en Her&#xA75B;n zerri&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rden. Solten wir aber den gefa&#x0364;brlichen<lb/>
Kirchgang der Ma&#x0364;rtyrer zehlen/ wu&#x0364;rden wir kein Ende daran<lb/>
finden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Cavina</hi> &#x017F;prach: Ka&#x0364;y&#x017F;er Carl der <hi rendition="#aq">V.</hi> war auch in Gefahr<lb/>
&#x017F;eines Lebens/ als er die Kirch zu Rom/ genannt <hi rendition="#aq">Pantheon,</hi> be&#x017F;e-<lb/>
hen wolte. Er &#x017F;tieg hinauf zu dem gro&#x017F;&#x017F;en Fen&#x017F;ter/ das auf der<lb/>
Spitze &#x017F;tehet. Ein Jtalia&#x0364;ner vermeynete ihn von oben herun-<lb/>
ter zu &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en; Weil er aber wegen der Maje&#x017F;ta&#x0364;t deß Ka&#x0364;y&#x017F;ers<lb/>
er&#x017F;taunete/ ließ er es bleiben.</p><lb/>
          <p>Der Gei&#x017F;tliche <hi rendition="#aq">replici</hi>rte: Der Men&#x017F;chen-Mo&#x0364;rder/ der<lb/>
Teufel/ i&#x017F;t auch unter den Kindern GOttes/ wann &#x017F;ie in der<lb/>
Kirchen vor GOttes Ange&#x017F;icht &#x017F;ind/ aber GOttes Maje&#x017F;ta&#x0364;t<lb/>
und die Her&#xA75B;lichkeit/ die er auf &#x017F;eine Kinder leget/ i&#x017F;t ihre Er-<lb/>
rettung.</p><lb/>
          <p>Dem der Schweitzer antwortete: Es muß eine &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Kirche gewe&#x017F;en &#x017F;eyn/ welche der Ka&#x0364;y&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o genau inwen-<lb/>
dig be&#x017F;ehen wollen. Die Egypti&#x017F;che Kirchen waren außwen-<lb/>
dig &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n und her&#xA75B;lich/ inwendig aber waren &#x017F;ie nicht Se-<lb/>
hens-wu&#x0364;rdig/ dann man fande darinnen nichts anders/ als ein<lb/>
Crocodil/ eine Schlange/ oder eine Katze auf einem ko&#x0364;&#x017F;tlichen<lb/>
Teppich herum kriechen.</p><lb/>
          <p>Die Heuchler/ &#x017F;prach Jener wieder/ &#x017F;ind auch außwendig<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n/ inwendig aber &#x017F;cha&#x0364;ndliche Be&#x017F;tien/ wiewol &#x017F;ie in der Kir-<lb/>
chen einen &#x017F;cho&#x0364;nen Sitz-Platz haben. Be&#x017F;tien fu&#x0364;r Go&#x0364;tter zu eh-<lb/>
ren/ war eine alte Gewonheit bey die&#x017F;en und andern Vo&#x0364;lckern<lb/>
mehr. Von welchen es auch die Juden gelernet hatten/ daß &#x017F;ie<lb/>
gemahlten Be&#x017F;tien in GOttes Tempel &#x017F;elb&#x017F;ten greuliche Ehre<lb/>
tha&#x0364;ten. Die Egyptier aber &#x017F;ind nun wei&#x017F;er/ nachdem &#x017F;ie Tu&#x0364;r-<lb/>
cki&#x017F;ch worden &#x017F;ind/ ja/ &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en nun die Ro&#x0364;mi&#x017F;ch-Catholi&#x017F;che ih-<lb/>
rer Kirchen halben zu tadeln. Der Ka&#x0364;y&#x017F;erl. Abge&#x017F;andte/ Geor-<lb/>
gievitz/ &#x017F;tritte mit einem Tu&#x0364;rcken wegen der <hi rendition="#aq">Religion.</hi> Der<lb/>
Tu&#x0364;rck fu&#x0364;hrete ihn in eine Ro&#x0364;mi&#x017F;ch-Catholi&#x017F;che Kirche/ und wie&#x017F;e<lb/>
ihm die Bilder/ &#x017F;o darinnen geehret wurden/ woru&#x0364;ber &#x017F;ich der<lb/>
Ge&#x017F;andte &#x017F;cha&#x0364;mete. Und was Wunder/ der Ro&#x0364;mi&#x017F;che Ka&#x0364;y&#x017F;er<lb/><hi rendition="#aq">Hadrianus,</hi> als er die Nichtigkeit der Bilder &#x017F;ahe/ befahle er/ daß<lb/>
man kein Bild in einziger Kirchen haben &#x017F;olte.</p><lb/>
          <p>Worauf der Edelmann: Die Tu&#x0364;rcken &#x017F;ind Feinde der<lb/>
Bilder. Wir be&#x017F;ahen einsmahls der Mohren Kirche/ die Tu&#x0364;r-<lb/>
cki&#x017F;ch &#x017F;ind. Bey uns waren Portugie&#x017F;en/ die fragten die Moh-<lb/>
ren/ wo ihr Gott und Heiligen wa&#x0364;ren/ welche &#x017F;ie anbeteten?<lb/>
Dann wir &#x017F;ahen nichts/ dann ein klein Ta&#x0364;felein/ worauf etliche<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Worte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[836/0856] Deß Academiſchen ſen Herꝛn zerriſſen wuͤrden. Solten wir aber den gefaͤbrlichen Kirchgang der Maͤrtyrer zehlen/ wuͤrden wir kein Ende daran finden. Cavina ſprach: Kaͤyſer Carl der V. war auch in Gefahr ſeines Lebens/ als er die Kirch zu Rom/ genannt Pantheon, beſe- hen wolte. Er ſtieg hinauf zu dem groſſen Fenſter/ das auf der Spitze ſtehet. Ein Jtaliaͤner vermeynete ihn von oben herun- ter zu ſtoſſen; Weil er aber wegen der Majeſtaͤt deß Kaͤyſers erſtaunete/ ließ er es bleiben. Der Geiſtliche replicirte: Der Menſchen-Moͤrder/ der Teufel/ iſt auch unter den Kindern GOttes/ wann ſie in der Kirchen vor GOttes Angeſicht ſind/ aber GOttes Majeſtaͤt und die Herꝛlichkeit/ die er auf ſeine Kinder leget/ iſt ihre Er- rettung. Dem der Schweitzer antwortete: Es muß eine ſchoͤne Kirche geweſen ſeyn/ welche der Kaͤyſer ſelbſt ſo genau inwen- dig beſehen wollen. Die Egyptiſche Kirchen waren außwen- dig ſehr ſchoͤn und herꝛlich/ inwendig aber waren ſie nicht Se- hens-wuͤrdig/ dann man fande darinnen nichts anders/ als ein Crocodil/ eine Schlange/ oder eine Katze auf einem koͤſtlichen Teppich herum kriechen. Die Heuchler/ ſprach Jener wieder/ ſind auch außwendig ſchoͤn/ inwendig aber ſchaͤndliche Beſtien/ wiewol ſie in der Kir- chen einen ſchoͤnen Sitz-Platz haben. Beſtien fuͤr Goͤtter zu eh- ren/ war eine alte Gewonheit bey dieſen und andern Voͤlckern mehr. Von welchen es auch die Juden gelernet hatten/ daß ſie gemahlten Beſtien in GOttes Tempel ſelbſten greuliche Ehre thaͤten. Die Egyptier aber ſind nun weiſer/ nachdem ſie Tuͤr- ckiſch worden ſind/ ja/ ſie wiſſen nun die Roͤmiſch-Catholiſche ih- rer Kirchen halben zu tadeln. Der Kaͤyſerl. Abgeſandte/ Geor- gievitz/ ſtritte mit einem Tuͤrcken wegen der Religion. Der Tuͤrck fuͤhrete ihn in eine Roͤmiſch-Catholiſche Kirche/ und wieſe ihm die Bilder/ ſo darinnen geehret wurden/ woruͤber ſich der Geſandte ſchaͤmete. Und was Wunder/ der Roͤmiſche Kaͤyſer Hadrianus, als er die Nichtigkeit der Bilder ſahe/ befahle er/ daß man kein Bild in einziger Kirchen haben ſolte. Worauf der Edelmann: Die Tuͤrcken ſind Feinde der Bilder. Wir beſahen einsmahls der Mohren Kirche/ die Tuͤr- ckiſch ſind. Bey uns waren Portugieſen/ die fragten die Moh- ren/ wo ihr Gott und Heiligen waͤren/ welche ſie anbeteten? Dann wir ſahen nichts/ dann ein klein Taͤfelein/ worauf etliche Worte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/856
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 836. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/856>, abgerufen am 22.07.2024.