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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
bet elendiglich von ihren Feinden seyen geschlagen/ und die vier
Utheber dieser Plünderung auf gebenckt worden Was von die-
sen Geschichten zu halten sey/ kan ich nicht sagen. Das ist aber
gewiß/ daß GOtt für die Ehre seiner Kirchen die meiste Sorge
trage. Heliodorus wolte den Tempel zu Jerusalem berauben/
er ward aber alsobald todt darnieder geschtagen. Antiochus
ward von den Würmen aufgefressen/ dieweil er auch den Tem-
hel beraubet hatte. Jedoch zeigen auch die Geschichte/ daß die
Gottlose Verächter selbsten der Abgöttischen Gottesdienste
Straff-würdig seyen/ dieweil sie Feinde und Spötter aller
Gottesdienste sind. Brennus, ein Frantzösis. Oberster/ wolte den
Tempel deß Apollinis berauben vorgebend/ die Götter wären
reich/ sie müsten ihm und seinen Soldaten geben; Aber er/ und
alle seine Soldaten/ wurden verwundet/ sonder Jemand zu se-
hen/ der es thäte/ und vergiengen durch Sturm und Erdbeben.
Er durchstach sich selber/ von wegen Schmertzen seiner Wunden.

Cavina fuhr fort: Dionysius erklärete dieses anders: Er
beraubete die Tempel/ und andere mehr/ und weil er guten
Wind hatte/ sagte er: Sehet/ die Götter sind uns günftig. Als
er aber dieses geraubete Guth verkaufft hatte/ befahl er/ daß ein
Jeder das Jenige/ was er von diesen Güthern gekaufft/ wieder-
um nach den Kirchen/ wo es hin gehörete/ bringen solte.

Der Geistliche: Denen es in der Welt nach Wunsch und
Wilien gehet/ die vermeynen deßwegen thörlich/ daß ihre Sün-
den grosse Tugenden seyen. Jedoch Geistliche Güther zu kauf-
fen ist eben den Christen so nutzlich und so schädlich nicht. Gleich-
wol können wir auß diesem allem setzen/ daß nicht alle grosse Leu-
te eben so GOttesfürchtig sind/ als sie scheinen.

Worauf der Edelmann: Mich beduncket auch/ daß
schlechte Leute viel mehr zur Kirchen kommen/ als viel Grosse.
Doch gehet es in andern Landen eben so zu. Der König von
Siam kommet deß Jahrs nur einmahl zur Kirchen/ um sein
Opffer zu thun. Die Türcken sind Gottesdienstlicher: Alle
Freytage sichet man Groß und Klein in ihren Kirchen.

Nichts desto weniger/ verfolgete der Geistliche/ wird der
Türckische Käyser Achmet beschuldiget/ daß er eine schöne Kir-
che gebauet/ und doch niemahls zum Gottesdienst in selbige kä-
me. Doch sind bey den Türcken/ wie bey uns auch/ nicht eben
alle Grosse Gottesfürchtig. Die Christen solten billich Gotts-
fürchtiger seyn/ gleichwie die Griechische Christen geben deß
Samstags Abends in die Kirchen zu betten. Deß Sonntags

Morgens

Deß Academiſchen
bet elendiglich von ihren Feinden ſeyen geſchlagen/ und die vier
Utheber dieſer Pluͤnderung auf gebenckt worden Was von die-
ſen Geſchichten zu halten ſey/ kan ich nicht ſagen. Das iſt aber
gewiß/ daß GOtt fuͤr die Ehre ſeiner Kirchen die meiſte Sorge
trage. Heliodorus wolte den Tempel zu Jeruſalem berauben/
er ward aber alſobald todt darnieder geſchtagen. Antiochus
ward von den Wuͤrmen aufgefreſſen/ dieweil er auch den Tem-
hel beraubet hatte. Jedoch zeigen auch die Geſchichte/ daß die
Gottloſe Veraͤchter ſelbſten der Abgoͤttiſchen Gottesdienſte
Straff-wuͤrdig ſeyen/ dieweil ſie Feinde und Spoͤtter aller
Gottesdienſte ſind. Brennus, ein Frantzoͤſiſ. Oberſter/ wolte den
Tempel deß Apollinis berauben vorgebend/ die Goͤtter waͤren
reich/ ſie muͤſten ihm und ſeinen Soldaten geben; Aber er/ und
alle ſeine Soldaten/ wurden verwundet/ ſonder Jemand zu ſe-
hen/ der es thaͤte/ und vergiengen durch Sturm und Erdbeben.
Er durchſtach ſich ſelber/ von wegen Schmertzen ſeiner Wunden.

Cavina fuhr fort: Dionyſius erklaͤrete dieſes anders: Er
beraubete die Tempel/ und andere mehr/ und weil er guten
Wind hatte/ ſagte er: Sehet/ die Goͤtter ſind uns guͤnftig. Als
er aber dieſes geraubete Guth verkaufft hatte/ befahl er/ daß ein
Jeder das Jenige/ was er von dieſen Guͤthern gekaufft/ wieder-
um nach den Kirchen/ wo es hin gehoͤrete/ bringen ſolte.

Der Geiſtliche: Denen es in der Welt nach Wunſch und
Wilien gehet/ die vermeynen deßwegen thoͤrlich/ daß ihre Suͤn-
den groſſe Tugenden ſeyen. Jedoch Geiſtliche Guͤther zu kauf-
fen iſt eben den Chriſten ſo nutzlich und ſo ſchaͤdlich nicht. Gleich-
wol koͤnnen wir auß dieſem allem ſetzen/ daß nicht alle groſſe Leu-
te eben ſo GOttesfuͤrchtig ſind/ als ſie ſcheinen.

Worauf der Edelmann: Mich beduncket auch/ daß
ſchlechte Leute viel mehr zur Kirchen kommen/ als viel Groſſe.
Doch gehet es in andern Landen eben ſo zu. Der Koͤnig von
Siam kommet deß Jahrs nur einmahl zur Kirchen/ um ſein
Opffer zu thun. Die Tuͤrcken ſind Gottesdienſtlicher: Alle
Freytage ſichet man Groß und Klein in ihren Kirchen.

Nichts deſto weniger/ verfolgete der Geiſtliche/ wird der
Tuͤrckiſche Kaͤyſer Achmet beſchuldiget/ daß er eine ſchoͤne Kir-
che gebauet/ und doch niemahls zum Gottesdienſt in ſelbige kaͤ-
me. Doch ſind bey den Tuͤrcken/ wie bey uns auch/ nicht eben
alle Groſſe Gottesfuͤrchtig. Die Chriſten ſolten billich Gotts-
fuͤrchtiger ſeyn/ gleichwie die Griechiſche Chriſten geben deß
Samſtags Abends in die Kirchen zu betten. Deß Sonntags

Morgens
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[834/0854] Deß Academiſchen bet elendiglich von ihren Feinden ſeyen geſchlagen/ und die vier Utheber dieſer Pluͤnderung auf gebenckt worden Was von die- ſen Geſchichten zu halten ſey/ kan ich nicht ſagen. Das iſt aber gewiß/ daß GOtt fuͤr die Ehre ſeiner Kirchen die meiſte Sorge trage. Heliodorus wolte den Tempel zu Jeruſalem berauben/ er ward aber alſobald todt darnieder geſchtagen. Antiochus ward von den Wuͤrmen aufgefreſſen/ dieweil er auch den Tem- hel beraubet hatte. Jedoch zeigen auch die Geſchichte/ daß die Gottloſe Veraͤchter ſelbſten der Abgoͤttiſchen Gottesdienſte Straff-wuͤrdig ſeyen/ dieweil ſie Feinde und Spoͤtter aller Gottesdienſte ſind. Brennus, ein Frantzoͤſiſ. Oberſter/ wolte den Tempel deß Apollinis berauben vorgebend/ die Goͤtter waͤren reich/ ſie muͤſten ihm und ſeinen Soldaten geben; Aber er/ und alle ſeine Soldaten/ wurden verwundet/ ſonder Jemand zu ſe- hen/ der es thaͤte/ und vergiengen durch Sturm und Erdbeben. Er durchſtach ſich ſelber/ von wegen Schmertzen ſeiner Wunden. Cavina fuhr fort: Dionyſius erklaͤrete dieſes anders: Er beraubete die Tempel/ und andere mehr/ und weil er guten Wind hatte/ ſagte er: Sehet/ die Goͤtter ſind uns guͤnftig. Als er aber dieſes geraubete Guth verkaufft hatte/ befahl er/ daß ein Jeder das Jenige/ was er von dieſen Guͤthern gekaufft/ wieder- um nach den Kirchen/ wo es hin gehoͤrete/ bringen ſolte. Der Geiſtliche: Denen es in der Welt nach Wunſch und Wilien gehet/ die vermeynen deßwegen thoͤrlich/ daß ihre Suͤn- den groſſe Tugenden ſeyen. Jedoch Geiſtliche Guͤther zu kauf- fen iſt eben den Chriſten ſo nutzlich und ſo ſchaͤdlich nicht. Gleich- wol koͤnnen wir auß dieſem allem ſetzen/ daß nicht alle groſſe Leu- te eben ſo GOttesfuͤrchtig ſind/ als ſie ſcheinen. Worauf der Edelmann: Mich beduncket auch/ daß ſchlechte Leute viel mehr zur Kirchen kommen/ als viel Groſſe. Doch gehet es in andern Landen eben ſo zu. Der Koͤnig von Siam kommet deß Jahrs nur einmahl zur Kirchen/ um ſein Opffer zu thun. Die Tuͤrcken ſind Gottesdienſtlicher: Alle Freytage ſichet man Groß und Klein in ihren Kirchen. Nichts deſto weniger/ verfolgete der Geiſtliche/ wird der Tuͤrckiſche Kaͤyſer Achmet beſchuldiget/ daß er eine ſchoͤne Kir- che gebauet/ und doch niemahls zum Gottesdienſt in ſelbige kaͤ- me. Doch ſind bey den Tuͤrcken/ wie bey uns auch/ nicht eben alle Groſſe Gottesfuͤrchtig. Die Chriſten ſolten billich Gotts- fuͤrchtiger ſeyn/ gleichwie die Griechiſche Chriſten geben deß Samſtags Abends in die Kirchen zu betten. Deß Sonntags Morgens

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 834. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/854>, abgerufen am 22.11.2024.