werden/ als an welchen viel gelegen; Sind es aber wackere Leute/ soll man sie auch mit guten Salariis er- freuen. Vespasianus gab den Lateinischen und Grie- chischen Rednern Jährlich 2500. Reichs-Thaler/ die Medici bekamen anderswo HS, das ist/ 12600. solcher Thaler. Aber heut zu Tage müssen die guten Herren Professores an manchen Orten gar dünnes Bier trin- cken/ und magers Fleisch essen/ und ziehet mancher Fürst denselben etwas ab/ um etwa eine Compagnie Soldaten/ oder einige Officirer/ desto besser zu sala- riren/ daher klagen sie auch in solgenden Versen:
Sunt mulae Musae, nostraque fama fames. Cura mihi Aonides, semper mihi numen Apollo. Nocte dieque illi barbita nostra sonant. Sed mihi quid fructus dulcissima barbita praebent? Qua tandem Aonides utilitate juvant? Paupeties me dura premit, saevique labores, Atque arcere hyemem vix toga sarta potest. Da, rogo, consilium, votorum inspector Apollo, Nam te dulce sequi, sed mihi egere grave.
Sonsten haben die Herren Professores grosse Privile- gia, welche ihnen gewaltig zu statten kommen/ wäre aber zu wünschen/ daß nicht manches faules Thier darunter verborgen steckete/ inmassen dann deren auf einigen Universitäten gefunden werden/ die durch sonderbare Gunst zu solcher Würde befördert sind/ und doch ihre eigene Profession gar nicht verstehen. Andere/ ob sie gleich gnugsame Wissenschafft haben/ sind träge/ und wollen die Woche kaum einmahl le- sen. Andere sind all zu tunckel/ andere zu weitläufftig/ wie jener Professor, Thomas Haselbach/ zu Wien/ der auf der Academie daselbst 20. Jahre an dem 1. Cap. Esaiae expliciret/ und solches doch noch nicht absolvi- ret hatte. Wann aber die Professores capable und fleis- sige Leute sind/ so ziehen die Studenten auß fernen
Orten
Romans II. Buch.
werden/ als an welchen viel gelegen; Sind es aber wackere Leute/ ſoll man ſie auch mit guten Salariis er- freuen. Veſpaſianus gab den Lateiniſchen und Grie- chiſchen Rednern Jaͤhrlich 2500. Reichs-Thaler/ die Medici bekamen anderswo HS, das iſt/ 12600. ſolcher Thaler. Aber heut zu Tage muͤſſen die guten Herren Profeſſores an manchen Orten gar duͤnnes Bier trin- cken/ und magers Fleiſch eſſen/ und ziehet mancher Fuͤrſt denſelben etwas ab/ um etwa eine Compagnie Soldaten/ oder einige Officirer/ deſto beſſer zu ſala- riren/ daher klagen ſie auch in ſolgenden Verſen:
Sunt mulæ Muſæ, noſtraque fama fames. Cura mihi Aonides, ſemper mihi numen Apollo. Nocte dieque illi barbita noſtra ſonant. Sed mihi quid fructus dulciſſima barbita præbent? Quâ tandem Aonides utilitate juvant? Paupeties me dura premit, ſævique labores, Atque arcere hyemem vix toga ſarta poteſt. Da, rogo, conſilium, votorum inſpector Apollo, Nam te dulce ſequi, ſed mihi egere gravè.
Sonſten haben die Herren Profeſſores groſſe Privile- gia, welche ihnen gewaltig zu ſtatten kommen/ waͤre aber zu wuͤnſchen/ daß nicht manches faules Thier darunter verborgen ſteckete/ inmaſſen dann deren auf einigen Univerſitaͤten gefunden werden/ die durch ſonderbare Gunſt zu ſolcher Wuͤrde befoͤrdert ſind/ und doch ihre eigene Profeſſion gar nicht verſtehen. Andere/ ob ſie gleich gnugſame Wiſſenſchafft haben/ ſind traͤge/ und wollen die Woche kaum einmahl le- ſen. Andere ſind all zu tunckel/ andere zu weitlaͤufftig/ wie jener Profeſſor, Thomas Haſelbach/ zu Wien/ der auf der Academie daſelbſt 20. Jahre an dem 1. Cap. Eſaiæ expliciret/ und ſolches doch noch nicht abſolvi- ret hatte. Wann aber die Profeſſores capable und fleiſ- ſige Leute ſind/ ſo ziehen die Studenten auß fernen
Orten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0849"n="829"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Romans <hirendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
werden/ als an welchen viel gelegen; Sind es aber<lb/>
wackere Leute/ ſoll man ſie auch mit guten <hirendition="#aq">Salariis</hi> er-<lb/>
freuen. <hirendition="#aq">Veſpaſianus</hi> gab den Lateiniſchen und Grie-<lb/>
chiſchen Rednern Jaͤhrlich 2500. Reichs-Thaler/ die<lb/><hirendition="#aq">Medici</hi> bekamen anderswo <hirendition="#aq">HS,</hi> das iſt/ 12600. ſolcher<lb/>
Thaler. Aber heut zu Tage muͤſſen die guten Herren<lb/><hirendition="#aq">Profeſſores</hi> an manchen Orten gar duͤnnes Bier trin-<lb/>
cken/ und magers Fleiſch eſſen/ und ziehet mancher<lb/>
Fuͤrſt denſelben etwas ab/ um etwa eine <hirendition="#aq">Compagnie</hi><lb/>
Soldaten/ oder einige Officirer/ deſto beſſer zu <hirendition="#aq">ſala-<lb/>
ri</hi>ren/ daher klagen ſie auch in ſolgenden Verſen:</p><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#aq">Sunt mulæ Muſæ, noſtraque fama fames.</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Cura mihi Aonides, ſemper mihi numen Apollo.</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Nocte dieque illi barbita noſtra ſonant.</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Sed mihi quid fructus dulciſſima barbita præbent?</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Quâ tandem Aonides utilitate juvant?</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Paupeties me dura premit, ſævique labores,</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Atque arcere hyemem vix toga ſarta poteſt.</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Da, rogo, conſilium, votorum inſpector Apollo,</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Nam te dulce ſequi, ſed mihi egere gravè.</hi></l></lg><lb/><p>Sonſten haben die Herren <hirendition="#aq">Profeſſores</hi> groſſe <hirendition="#aq">Privile-<lb/>
gia,</hi> welche ihnen gewaltig zu ſtatten kommen/ waͤre<lb/>
aber zu wuͤnſchen/ daß nicht manches faules Thier<lb/>
darunter verborgen ſteckete/ inmaſſen dann deren auf<lb/>
einigen <hirendition="#aq">Univerſit</hi>aͤten gefunden werden/ die durch<lb/>ſonderbare Gunſt zu ſolcher Wuͤrde befoͤrdert ſind/<lb/>
und doch ihre eigene <hirendition="#aq">Profeſſion</hi> gar nicht verſtehen.<lb/>
Andere/ ob ſie gleich gnugſame Wiſſenſchafft haben/<lb/>ſind traͤge/ und wollen die Woche kaum einmahl le-<lb/>ſen. Andere ſind all zu tunckel/ andere zu weitlaͤufftig/<lb/>
wie jener <hirendition="#aq">Profeſſor, Thomas</hi> Haſelbach/ zu Wien/ der<lb/>
auf der <hirendition="#aq">Academie</hi> daſelbſt 20. Jahre an dem 1. Cap.<lb/><hirendition="#aq">Eſaiæ explici</hi>ret/ und ſolches doch noch nicht <hirendition="#aq">abſolvi-</hi><lb/>
ret hatte. Wann aber die <hirendition="#aq">Profeſſores capable</hi> und fleiſ-<lb/>ſige Leute ſind/ ſo ziehen die Studenten auß fernen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Orten</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[829/0849]
Romans II. Buch.
werden/ als an welchen viel gelegen; Sind es aber
wackere Leute/ ſoll man ſie auch mit guten Salariis er-
freuen. Veſpaſianus gab den Lateiniſchen und Grie-
chiſchen Rednern Jaͤhrlich 2500. Reichs-Thaler/ die
Medici bekamen anderswo HS, das iſt/ 12600. ſolcher
Thaler. Aber heut zu Tage muͤſſen die guten Herren
Profeſſores an manchen Orten gar duͤnnes Bier trin-
cken/ und magers Fleiſch eſſen/ und ziehet mancher
Fuͤrſt denſelben etwas ab/ um etwa eine Compagnie
Soldaten/ oder einige Officirer/ deſto beſſer zu ſala-
riren/ daher klagen ſie auch in ſolgenden Verſen:
Sunt mulæ Muſæ, noſtraque fama fames.
Cura mihi Aonides, ſemper mihi numen Apollo.
Nocte dieque illi barbita noſtra ſonant.
Sed mihi quid fructus dulciſſima barbita præbent?
Quâ tandem Aonides utilitate juvant?
Paupeties me dura premit, ſævique labores,
Atque arcere hyemem vix toga ſarta poteſt.
Da, rogo, conſilium, votorum inſpector Apollo,
Nam te dulce ſequi, ſed mihi egere gravè.
Sonſten haben die Herren Profeſſores groſſe Privile-
gia, welche ihnen gewaltig zu ſtatten kommen/ waͤre
aber zu wuͤnſchen/ daß nicht manches faules Thier
darunter verborgen ſteckete/ inmaſſen dann deren auf
einigen Univerſitaͤten gefunden werden/ die durch
ſonderbare Gunſt zu ſolcher Wuͤrde befoͤrdert ſind/
und doch ihre eigene Profeſſion gar nicht verſtehen.
Andere/ ob ſie gleich gnugſame Wiſſenſchafft haben/
ſind traͤge/ und wollen die Woche kaum einmahl le-
ſen. Andere ſind all zu tunckel/ andere zu weitlaͤufftig/
wie jener Profeſſor, Thomas Haſelbach/ zu Wien/ der
auf der Academie daſelbſt 20. Jahre an dem 1. Cap.
Eſaiæ expliciret/ und ſolches doch noch nicht abſolvi-
ret hatte. Wann aber die Profeſſores capable und fleiſ-
ſige Leute ſind/ ſo ziehen die Studenten auß fernen
Orten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 829. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/849>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.