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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Gleicher Gestalt thäten auch Homerus, Galenus und
Herodotus. Salustius räysete in Africam, um den
Jugurthinischen Krieg desto besser zu beschreiben;
Um der Ursachen willen war Diodorus Siculus 30.
Jahr mit seiner Geschicht-Beschreibung beschäffti-
get/ weil er die Welt erstlich durchräysen/ und selber
alles vernehmen wolte. Als Ptolomaeus See- und
Land-Karten verfertigen/ und eine Beschreibung
darüber machen solte/ fuhr er selbsten die Landschaff-
ten mit höchster Gefahr rund um. Zu dem Ende räy-
sete Andalonus durch die Welt/ damit er alle Oerter
deß Himmels selbsten besehen/ und dardurch seine
Stern-Kunst desto sicherer stellen möge. Solche
verfertigte Bücher sind Lesens-werth; Wiewol ver-
sichert sind wir Christen dann wegen der Göttlichen
Bücher/ welche nicht auß eigenem Willen/ sondern
durch Himmlischen Antrieb herfür gebracht worden!
Wie können wir dieselbige hoch gnug schätzen/ wann
wir betrachten/ wie hoch man die Menschliche
Schrifften geachtet hat. Aristoteles kauffte etliche
wenige Bücher/ die Speusippus geschrieben/ vor 3. Ta-
lenta. Plato,
als er in Armuth gerathen/ gab vor die
Bücher deß Philolai bey nahe all sein Einkommen.
Alexander verehrte dem Aristoteli vor sein Thier-
Buch/ über seine angewandte Unkosten 400000.
Kronen. Octavia, die Schwester Käysers Augusti,
schenckte dem Virgilio vor 21. Verse/ die er über den
Tod ihres Sohns Marcelli gemacht/ 5000. fl.

Cavina ließ sich jetzo also vernehmen: Der Käy-
ser Severus gab dem Oppiano, welcher Verse von der
Natur der Fische gemacht hatte/ und wie man diesel-
bige fangen muste/ vor jeglichen einen Gold-Gülden/
darum werden diese Verse noch unter den Gelehrten
güldene Verse genennet. Diese Bücher geben nur

Ver-

Deß Academiſchen
Gleicher Geſtalt thaͤten auch Homerus, Galenus und
Herodotus. Saluſtius raͤyſete in Africam, um den
Jugurthiniſchen Krieg deſto beſſer zu beſchreiben;
Um der Urſachen willen war Diodorus Siculus 30.
Jahr mit ſeiner Geſchicht-Beſchreibung beſchaͤffti-
get/ weil er die Welt erſtlich durchraͤyſen/ und ſelber
alles vernehmen wolte. Als Ptolomæus See- und
Land-Karten verfertigen/ und eine Beſchreibung
daruͤber machen ſolte/ fuhr er ſelbſten die Landſchaff-
ten mit hoͤchſter Gefahr rund um. Zu dem Ende raͤy-
ſete Andalonus durch die Welt/ damit er alle Oerter
deß Himmels ſelbſten beſehen/ und dardurch ſeine
Stern-Kunſt deſto ſicherer ſtellen moͤge. Solche
verfertigte Buͤcher ſind Leſens-werth; Wiewol ver-
ſichert ſind wir Chriſten dann wegen der Goͤttlichen
Buͤcher/ welche nicht auß eigenem Willen/ ſondern
durch Himmliſchen Antrieb herfuͤr gebracht worden!
Wie koͤnnen wir dieſelbige hoch gnug ſchaͤtzen/ wann
wir betrachten/ wie hoch man die Menſchliche
Schrifften geachtet hat. Ariſtoteles kauffte etliche
wenige Buͤcher/ die Speuſippus geſchrieben/ vor 3. Ta-
lenta. Plato,
als er in Armuth gerathen/ gab vor die
Buͤcher deß Philolai bey nahe all ſein Einkommen.
Alexander verehrte dem Ariſtoteli vor ſein Thier-
Buch/ uͤber ſeine angewandte Unkoſten 400000.
Kronen. Octavia, die Schweſter Kaͤyſers Auguſti,
ſchenckte dem Virgilio vor 21. Verſe/ die er uͤber den
Tod ihres Sohns Marcelli gemacht/ 5000. fl.

Cavina ließ ſich jetzo alſo vernehmen: Der Kaͤy-
ſer Severus gab dem Oppiano, welcher Verſe von der
Natur der Fiſche gemacht hatte/ und wie man dieſel-
bige fangen muſte/ vor jeglichen einen Gold-Guͤlden/
darum werden dieſe Verſe noch unter den Gelehrten
guͤldene Verſe genennet. Dieſe Buͤcher geben nur

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[816/0836] Deß Academiſchen Gleicher Geſtalt thaͤten auch Homerus, Galenus und Herodotus. Saluſtius raͤyſete in Africam, um den Jugurthiniſchen Krieg deſto beſſer zu beſchreiben; Um der Urſachen willen war Diodorus Siculus 30. Jahr mit ſeiner Geſchicht-Beſchreibung beſchaͤffti- get/ weil er die Welt erſtlich durchraͤyſen/ und ſelber alles vernehmen wolte. Als Ptolomæus See- und Land-Karten verfertigen/ und eine Beſchreibung daruͤber machen ſolte/ fuhr er ſelbſten die Landſchaff- ten mit hoͤchſter Gefahr rund um. Zu dem Ende raͤy- ſete Andalonus durch die Welt/ damit er alle Oerter deß Himmels ſelbſten beſehen/ und dardurch ſeine Stern-Kunſt deſto ſicherer ſtellen moͤge. Solche verfertigte Buͤcher ſind Leſens-werth; Wiewol ver- ſichert ſind wir Chriſten dann wegen der Goͤttlichen Buͤcher/ welche nicht auß eigenem Willen/ ſondern durch Himmliſchen Antrieb herfuͤr gebracht worden! Wie koͤnnen wir dieſelbige hoch gnug ſchaͤtzen/ wann wir betrachten/ wie hoch man die Menſchliche Schrifften geachtet hat. Ariſtoteles kauffte etliche wenige Buͤcher/ die Speuſippus geſchrieben/ vor 3. Ta- lenta. Plato, als er in Armuth gerathen/ gab vor die Buͤcher deß Philolai bey nahe all ſein Einkommen. Alexander verehrte dem Ariſtoteli vor ſein Thier- Buch/ uͤber ſeine angewandte Unkoſten 400000. Kronen. Octavia, die Schweſter Kaͤyſers Auguſti, ſchenckte dem Virgilio vor 21. Verſe/ die er uͤber den Tod ihres Sohns Marcelli gemacht/ 5000. fl. Cavina ließ ſich jetzo alſo vernehmen: Der Kaͤy- ſer Severus gab dem Oppiano, welcher Verſe von der Natur der Fiſche gemacht hatte/ und wie man dieſel- bige fangen muſte/ vor jeglichen einen Gold-Guͤlden/ darum werden dieſe Verſe noch unter den Gelehrten guͤldene Verſe genennet. Dieſe Buͤcher geben nur Ver-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/836>, abgerufen am 22.11.2024.