Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. Blut-gieriger Herr Obrister/ grausamster Tyrann und Verfolger aller Türcken und Tar- tarn! WJr haben euren Brieff und dessen Jnhalt gesehen: Jhr be- Gabel. E e e
Romans II. Buch. Blut-gieriger Herꝛ Obriſter/ grauſamſter Tyrann und Verfolger aller Tuͤrcken und Tar- tarn! WJr haben euren Brieff und deſſen Jnhalt geſehen: Jhr be- Gabel. E e e
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Romans II. Buch.
Blut-gieriger Herꝛ Obriſter/ grauſamſter
Tyrann und Verfolger aller Tuͤrcken und Tar-
tarn!
WJr haben euren Brieff und deſſen Jnhalt geſehen: Jhr be-
gehret ein freyes Nacht-Lager fuͤr eine Compagnie Sol-
daten. Ja/ wann wir ſolche Narren waͤren! Nein/ wir ſind
keine Kinder mehr/ alle unſere Leute haben lange Baͤrte. Veſti-
gia nos terrent. Vor einem halben Jahr kamen auch Soldaten/
die ſchlichen ſich wie Fuͤchſe herein/ aber ſie zogen wie Loͤwen und
Baͤren wieder hinauß. Wir kennen eure Leute wol. Alte Wei-
ber/ Katzen/ Hunde und Maͤuſe/ bleiben wol fuͤr ihnen unange-
ſochten; Aber Huͤhner/ Ferckeln/ Kaͤlber/ Enten/ Gaͤnſe/ Tau-
ben und Capaunen ſind ihres Lebens nicht ſicher. Es iſt ihnen
nichts zu koͤſtlich/ nichts zu fette/ nichts zu groß/ nichts zu klein/ es
dienet ihnen alles. Es muß alles in Butter ſchwimmen. Mit
den Eyern ſpielen ſie/ wie mit den Ballen. Nein/ wir laſſen nicht
noch einmahl eine Katze ins Tauben Hauß. Die Soldaten ſind
heiß-hungerige Woͤlffe/ ſie wiſſen von keinem Faſt-Tag/ wann
es auch mitten in der Char-Wochen waͤre. Alles ſchmecket ihnen/
wie Fiſche/ wann es gleich mehr Haare und Federn/ als Schup-
pen hat. Die Spanferckeln eſſen ſie fuͤr Hechte/ und die jungen
Laͤmmer fuͤr Gruͤndlein. Die Capaunen fuͤr Barſchen/ und die
Gaͤnſe fuͤr Krebſe. O bey Leibe nicht/ laſſet uns ſolche Leute vom
Halß. Bey Tage gehet es mit ihnen noch hin. Aber bey Nacht
gehen ſie aufs Mauſen auß/ und durchſuchen alle Neſter/ ob ſie
Eyer finden moͤchten; Aber ſie kommen alsdann mit Willen an
die Unrechten/ und vergreiffen ſich an unſern jungen Frauen
und Toͤchtern/ dero jetzo noch etliche vom vormahligen Außzug
alſo zugerichtet ſind/ daß ſie ſchier kuͤnfftig entzwey brechen/ und
manchen Mann/ oder Vatter/ mit einem jungen Soldaten be-
truͤben. Weg/ weg/ mit ſolchen Zucht-Hengſten/ ſie dienen auf
unſere Waͤyde nicht. Weil aber doch eure Leute gleich wol etwas
zu eſſen haben muͤſſen/ ſo wollen wir ihnen 100. Laib Brodt/
50. Pfund Butter/ 3. groſſe Kaͤlber/ und 20. Gaͤnſe ſenden/ ſamt
41. Maß Butter-Milch/ dann unſer Weinkeller iſt verſchloſſen/
weil noch kein neuer Wein-Wirth an deß Verſtorbenen Stelle
gekommen. Seyd ihr darmit zufrieden ſo bleibet/ wo ihr ſeyd/
und laſſet uns euer Ja anmelden. Wollet ihr aber mit Gewalt
zu uns kommen/ ſo verriegeln wir unſere Thore/ ein jeder Hauß-
Vatter hat einen Spieß/ und ein jeder Hauß-Knecht ſeine Miſt-
Gabel.
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