Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. habe diesen guten Freund/ wie ihr habt angehöret/durch alle Classes und Status, ja durch alle Disciplinen examiniret/ und finde ihn so beschlagen/ daß unsere zween vorige Rectores mit ihm/ was die Gelehrtigkeit betrifft/ keines Weges zu vergleichen sind/ darum wünsche ich unserer Gemein und lieben Jugend von Hertzen Glück zu diesem herrlichen Subjecto, welcher wol verdienet/ daß man ihn auß gemeinem Säckel ein ehrliches Kleid gebe/ ich wil es auch vor meiner Geistlichen Obrigkeit verantworten/ wann ich ihm auß dem armen Kasten einen halben Thaler darzu verehre. Dessen waren sie alle zufrieden/ und also erbotte sich C c c 2
Romans II. Buch. habe dieſen guten Freund/ wie ihr habt angehoͤret/durch alle Claſſes und Status, ja durch alle Diſciplinen examiniret/ und finde ihn ſo beſchlagen/ daß unſere zween vorige Rectores mit ihm/ was die Gelehrtigkeit betrifft/ keines Weges zu vergleichen ſind/ darum wuͤnſche ich unſerer Gemein und lieben Jugend von Hertzen Gluͤck zu dieſem herꝛlichen Subjecto, welcher wol verdienet/ daß man ihn auß gemeinem Saͤckel ein ehrliches Kleid gebe/ ich wil es auch vor meiner Geiſtlichen Obrigkeit verantworten/ wann ich ihm auß dem armen Kaſten einen halben Thaler darzu verehre. Deſſen waren ſie alle zufrieden/ und alſo erbotte ſich C c c 2
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Romans II. Buch.
habe dieſen guten Freund/ wie ihr habt angehoͤret/
durch alle Claſſes und Status, ja durch alle Diſciplinen
examiniret/ und finde ihn ſo beſchlagen/ daß unſere
zween vorige Rectores mit ihm/ was die Gelehrtigkeit
betrifft/ keines Weges zu vergleichen ſind/ darum
wuͤnſche ich unſerer Gemein und lieben Jugend von
Hertzen Gluͤck zu dieſem herꝛlichen Subjecto, welcher
wol verdienet/ daß man ihn auß gemeinem Saͤckel
ein ehrliches Kleid gebe/ ich wil es auch vor meiner
Geiſtlichen Obrigkeit verantworten/ wann ich ihm
auß dem armen Kaſten einen halben Thaler darzu
verehre.
Deſſen waren ſie alle zufrieden/ und alſo erbotte
ſich ein gegenwaͤrtiger Kramer/ ſo viel ſchwartzes
Lacken herzuſchieſſen/ als ihm zum Kleid noͤthig/ ein
Schneider aber offerirte ſich/ ihm das Kleid zu ma-
chen/ und den Lohn an dem Lehr-Geld ſeiner Kinder
abzuziehen. Den Mantel deß vorhin verſtorbenen
Rectoris verehrete man dem Trollen auch/ und nahm
die Gemeine auf ſich/ die Wittib deßwegen zu befrie-
digen. Der Paſtor forſchete darauf/ ob er auch wol
eine Grabſchrifft aufſetzen koͤnte? Und als Troll ant-
wortete/ wann er den Lebens-Lauff deß Verſtorbenen
wuͤſte/ wolte er daran arbeiten. Es iſt ſchad/ ſprach
Jener darauf/ daß man unſerm verſtorbenen Wein-
ſchenck/ deß Herꝛn Burgermeiſters Schwieger-
Sohn/ noch keinen Grab-Stein mit einer ſchoͤnen
Aufſchrifft hat geſetzet/ es ſolte wol billich ſeyn. Weil
nun dieſer in der Gemeinde Dienſten geſtanden/ wil-
ligte die anweſende Gemeinde/ ſolchen Stein zu be-
zahlen/ wann der neue Herꝛ Rector nur ein wackers
Epitaphium verfertigen wolte. Welches dieſer auch
zuſagte/ und darauf ſchieden ſie von einander. Troll
aber muſte mit dem Paſtorn nach Hauß gehen/ und
ſich
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