Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen ments alibereit in Händen hat/ seine meiste Gedancken daraufwenden muß/ wie er das/ was er entweder von stummen oder redenden Lehrern gemercket/ recht möge anbringen/ und in das Wercksetzen/ wiewol er dannoch unterweilen sich in einem ver- ständigen Buch/ wie der Steuermann nach der Compaß-Na- del/ umsehen kan. Venereus war noch unbegnüget/ und sagte: Darauß Jch höre wol/ antwortete ihm der Capitain, der Herr Ein anderer junger Edelmann/ der da spürete/ daß die Natur
Deß Academiſchen ments alibereit in Haͤnden hat/ ſeine meiſte Gedancken daraufwenden muß/ wie er das/ was er entweder von ſtummen oder redenden Lehrern gemercket/ recht moͤge anbringen/ und in das Werckſetzen/ wiewol er dannoch unterweilen ſich in einem ver- ſtaͤndigen Buch/ wie der Steuermann nach der Compaß-Na- del/ umſehen kan. Venereus war noch unbegnuͤget/ und ſagte: Darauß Jch hoͤre wol/ antwortete ihm der Capitain, der Herꝛ Ein anderer junger Edelmann/ der da ſpuͤrete/ daß die Natur
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Deß Academiſchen
ments alibereit in Haͤnden hat/ ſeine meiſte Gedancken darauf
wenden muß/ wie er das/ was er entweder von ſtummen oder
redenden Lehrern gemercket/ recht moͤge anbringen/ und in das
Werckſetzen/ wiewol er dannoch unterweilen ſich in einem ver-
ſtaͤndigen Buch/ wie der Steuermann nach der Compaß-Na-
del/ umſehen kan.
Venereus war noch unbegnuͤget/ und ſagte: Darauß
folget nicht/ daß er eben Jagen muͤſte/ es werden ſich wol andere/
ja beyde Haͤnde voll Regiments-Geſchaͤffte finden/ ſeine Ge-
dancken und Zeit zu entmuͤſſigen/ es darff darum keine Jagd
ſeyn.
Jch hoͤre wol/ antwortete ihm der Capitain, der Herꝛ
wolte ihn gar an den Gerichts-Stuhl oder Thron binden/ und
keiner Luft genieſſen laſſen/ das waͤre mir ungelegen/ da ich ein
groſſer Herꝛ waͤre/ wolte ich meinen Raͤthen das Meiſte anbe-
fehlen/ und meine Bequemlichkeit ſuchen. Es drucken ohne das
den Fuͤrſten tauſend Sorgen/ und laſſen ihn nicht unbegleitet/
wo er gehet und ſtehet/ er darff ſich nicht erſt mit gar zu genauer
Beobachtung aller und jeder Reichs-Geſchaͤfften außfordern.
Meynet der Herꝛ/ die Dichter haben den Himmel umſonſt dem
Atlas oder Hercules auf die Schultern geleget/ und nicht viel-
mehr damit ein Nachdencken geben wollen/ ein Koͤnig muͤſſe die
Laft deß Regiments vielmahls einem getreuen Rath oder Cantz-
ler aufbuͤrden/ und durch bequeme Ruhe oder Ergoͤtzung ſeine
Perſon/ dem gemeinen Weſen zum Beſten/ erhalten?
Ein anderer junger Edelmann/ der da ſpuͤrete/ daß die
andern Luft haͤtten/ in dem Diſcurs von der Jagd fortzuſchrei-
ten/ und deßhalben durch dieſen Streit ungern ſich aufgehalten
ſahen/ tratt mit ſeiner Rede ins Mittel/ und ſprach: Es iſt gut/
daß der Herꝛ/ (Venereum meynend/) keine Regimenes-Perſon
worden/ ſeine Leute durfften ſonſt ſchlechte Luft bey ihm genieſ-
ſen/ lieber wolte ich den Herꝛn Capitain zu meinem Fuͤrſten ha-
ben. Dann/ welcher Fuͤrſt ſolte der groſſen Laſt und Buͤrde der
Regierung baſtand ſeyn/ dafern er nicht einen guten Theil auf
andere Schultern legen/ und ſeine gewiſſe Abwechslung der
Beſchaͤfftigung und Erluſtigung haben wurde? Bevorab im
Jagen/ welches eine gar mitteimaͤſſige/ ja gantz Koͤnigliche
Ubung iſt/ ſo die Geſundheit ſtaͤrcket/ das Gemuͤth maͤnnlich/
behertzt/ und zum Krieg geſchickt machet. Daher es dann et-
lichen Helden-muͤtbigen Printzen ſo doch nicht zu verdencken/
daß ſie zu Friedens-Zeiten/ ihrer Martialiſchen und kriegeriſchen
Natur
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