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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
pfleget/ daß wie der König ist/ auch die Unterthanen und
Soldaten seyn/ &c.

Es kunte aber dieser gelehrte Philosophus/ we-
gen seines hohen Alters/ den König seiner Bitte nicht
gewähren/ jedoch sandte er ihme zween von seinen ge-
lehrtesten und weisesten Discipeln/ von denen der Kö-
nig viel Weißheit und Tugend erlernete.

Von wegen Hippocratis, deß fürtrefflichen/ be-
rühmten und gelehrten Medici, schreibet Artaxerxes
an seinen Hauptmann Hystanem folgenden Brieff:

Der grosse Artaxerxes, ein König aller Kö-
nige/ wünschet dem Hystani im Hellespont,
Heil und viel Gutes!

ES ist vor Mich kommen/ der Nam und Ruff deß Artztes
Hippocratis, der auß dem Geschlecht AEsculapii geboren/
derohalben wende Fleiß an/ daß du ihm so viel Gold gebest/
als er begehret/ und haben wil/ auch so er sonsten etwas mehr
bedarff/ und schicke ihn auf das Eheste zu Mir/ dann er soll
den fürtrefflichsten Männern in gantz Persien gleich seyn;
Und so irgend ein anderer beruffener und gelehrter Mann in
Europa ist/ den mache Unserm Hauß günstig und gewogen/
und schone keines Goldes nicht! &c.

Die Lehr und Unterricht Aristotelis vermochte
so viel bey Alexandro M. der sich 10. gantzer Jahre
von ihm informiren und unterrichten ließ/ daß er her-
nach zu einem so fürtrefflichen König und Feld-Herrn
geworden/ und also/ daß kein mächtiger und grösse-
rer Monarch jemahls auf der Welt gewesen/ oder
gelebet. Er war ein so eyferiger Liebhaber der Weiß-
heit/ daß er auch mitten unter den Waffen die Künste
und Studien übete/ und muste man demnach zugleich
mit dem Schwerdt unter andern Büchern ihme die
Iliades Homeri unter sein Haupt-Küssen legen; Ja
es scheinet/ es habe Alexander die Unterweisung der
Philosophiae, welche er vom Aristotele erlernet hatte/

so
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Romans II. Buch.
pfleget/ daß wie der Koͤnig iſt/ auch die Unterthanen und
Soldaten ſeyn/ &c.

Es kunte aber dieſer gelehrte Philoſophus/ we-
gen ſeines hohen Alters/ den Koͤnig ſeiner Bitte nicht
gewaͤhren/ jedoch ſandte er ihme zween von ſeinen ge-
lehrteſten und weiſeſten Diſcipeln/ von denen der Koͤ-
nig viel Weißheit und Tugend erlernete.

Von wegen Hippocratis, deß fuͤrtrefflichen/ be-
ruͤhmten und gelehrten Medici, ſchreibet Artaxerxes
an ſeinen Hauptmann Hyſtanem folgenden Brieff:

Der groſſe Artaxerxes, ein Koͤnig aller Koͤ-
nige/ wuͤnſchet dem Hyſtani im Helleſpont,
Heil und viel Gutes!

ES iſt vor Mich kommen/ der Nam und Ruff deß Artztes
Hippocratis, der auß dem Geſchlecht Æſculapii geboren/
derohalben wende Fleiß an/ daß du ihm ſo viel Gold gebeſt/
als er begehret/ und haben wil/ auch ſo er ſonſten etwas mehr
bedarff/ und ſchicke ihn auf das Eheſte zu Mir/ dann er ſoll
den fuͤrtrefflichſten Maͤnnern in gantz Perſien gleich ſeyn;
Und ſo irgend ein anderer beruffener und gelehrter Mann in
Europa iſt/ den mache Unſerm Hauß guͤnſtig und gewogen/
und ſchone keines Goldes nicht! &c.

Die Lehr und Unterricht Ariſtotelis vermochte
ſo viel bey Alexandro M. der ſich 10. gantzer Jahre
von ihm informiren und unterrichten ließ/ daß er her-
nach zu einem ſo fuͤrtrefflichen Koͤnig und Feld-Herꝛn
geworden/ und alſo/ daß kein maͤchtiger und groͤſſe-
rer Monarch jemahls auf der Welt geweſen/ oder
gelebet. Er war ein ſo eyferiger Liebhaber der Weiß-
heit/ daß er auch mitten unter den Waffen die Kuͤnſte
und Studien uͤbete/ und muſte man demnach zugleich
mit dem Schwerdt unter andern Buͤchern ihme die
Iliades Homeri unter ſein Haupt-Kuͤſſen legen; Ja
es ſcheinet/ es habe Alexander die Unterweiſung der
Philoſophiæ, welche er vom Ariſtotele erlernet hatte/

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[727/0745] Romans II. Buch. pfleget/ daß wie der Koͤnig iſt/ auch die Unterthanen und Soldaten ſeyn/ &c. Es kunte aber dieſer gelehrte Philoſophus/ we- gen ſeines hohen Alters/ den Koͤnig ſeiner Bitte nicht gewaͤhren/ jedoch ſandte er ihme zween von ſeinen ge- lehrteſten und weiſeſten Diſcipeln/ von denen der Koͤ- nig viel Weißheit und Tugend erlernete. Von wegen Hippocratis, deß fuͤrtrefflichen/ be- ruͤhmten und gelehrten Medici, ſchreibet Artaxerxes an ſeinen Hauptmann Hyſtanem folgenden Brieff: Der groſſe Artaxerxes, ein Koͤnig aller Koͤ- nige/ wuͤnſchet dem Hyſtani im Helleſpont, Heil und viel Gutes! ES iſt vor Mich kommen/ der Nam und Ruff deß Artztes Hippocratis, der auß dem Geſchlecht Æſculapii geboren/ derohalben wende Fleiß an/ daß du ihm ſo viel Gold gebeſt/ als er begehret/ und haben wil/ auch ſo er ſonſten etwas mehr bedarff/ und ſchicke ihn auf das Eheſte zu Mir/ dann er ſoll den fuͤrtrefflichſten Maͤnnern in gantz Perſien gleich ſeyn; Und ſo irgend ein anderer beruffener und gelehrter Mann in Europa iſt/ den mache Unſerm Hauß guͤnſtig und gewogen/ und ſchone keines Goldes nicht! &c. Die Lehr und Unterricht Ariſtotelis vermochte ſo viel bey Alexandro M. der ſich 10. gantzer Jahre von ihm informiren und unterrichten ließ/ daß er her- nach zu einem ſo fuͤrtrefflichen Koͤnig und Feld-Herꝛn geworden/ und alſo/ daß kein maͤchtiger und groͤſſe- rer Monarch jemahls auf der Welt geweſen/ oder gelebet. Er war ein ſo eyferiger Liebhaber der Weiß- heit/ daß er auch mitten unter den Waffen die Kuͤnſte und Studien uͤbete/ und muſte man demnach zugleich mit dem Schwerdt unter andern Buͤchern ihme die Iliades Homeri unter ſein Haupt-Kuͤſſen legen; Ja es ſcheinet/ es habe Alexander die Unterweiſung der Philoſophiæ, welche er vom Ariſtotele erlernet hatte/ ſo Z z 4

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/745>, abgerufen am 22.11.2024.