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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
nenser in Sicilia Meister spieleten/ eine Stadt nach
der andern einnahmen/ und die Guarnisonen herauß
jageten/ traff es endlich auch die berühmte Stadt Ca-
marinam,
welche dann der Römische Burgermeister
Atilius zu entsetzen eylete/ und zwar mit solcher Be-
gierde/ daß er auch nicht einige Kundschaffter/ massen
sonst gebräuchlich ist/ vorauß schickete/ gerieth also
mit dem gantzen Römis. Heer in einen gefährlichen
Hinterhalt/ daß besorglich alles verlohren war;
Diese grosse Gefahr bewog nun ermeltem tapffern
Capitain, M. Calphurnium, daß er 300. außerlesene
Soldaten zu sich nahm/ und sich mit denselben auf
die Höhe eines Berges an einen gefährlichen Paß be-
gab/ den Feind anzugreiffen/ und zu versuchen/ ob es
müglich sich durchzuschlagen wäre; Lasset uns ster-
ben/ sprach er/ ihr lieben Brüder und Soldaten/ da-
mit durch unsern Tod die eingeschlossene Regimen-
ter der Unserigen erlediget/ und dem Vatterland ge-
holffen werde. Diß geschahe auch/ dann die Cartha-
ginenser thäten mit besonderm Ernst einen Angriff
auf Calphurnium, der sich mit den Seinen sehr hertz-
hafft wöhrete/ also/ daß der Carthaginensische
Feld-Herr immer mehr und mehr Entsatz dahin schi-
cken muste; Hierdurch bekam Atilius auch Lufft/ sich
auch bey dem Hinterhalt durchzuschlagen. Aber die
300. Mann/ so mit Calphurnio waren/ wurden alle-
samt erschlagen. Da nun Atilius die Feinde in die
Flucht gebracht/ und die Todten ehrlich wolte zur Er-
den bestatten lassen/ fand man auch den tapffern
Calphurnium gantz bleich und verblutet/ also/ daß
ihme nur noch der Athem auß- und eingieng; Dessen
war der Burgermeister froh/ ließ ihn unter die Gezelt
bringen/ und mit grossem Fleiß heilen/ da er dann/
nach erlangter Gesundheit/ allen Adelichen Gemü-

thern

Deß Academiſchen
nenſer in Sicilia Meiſter ſpieleten/ eine Stadt nach
der andern einnahmen/ und die Guarniſonen herauß
jageten/ traff es endlich auch die beruͤhmte Stadt Ca-
marinam,
welche dann der Roͤmiſche Burgermeiſter
Atilius zu entſetzen eylete/ und zwar mit ſolcher Be-
gierde/ daß er auch nicht einige Kundſchaffter/ maſſen
ſonſt gebraͤuchlich iſt/ vorauß ſchickete/ gerieth alſo
mit dem gantzen Roͤmiſ. Heer in einen gefaͤhrlichen
Hinterhalt/ daß beſorglich alles verlohren war;
Dieſe groſſe Gefahr bewog nun ermeltem tapffern
Capitain, M. Calphurnium, daß er 300. außerleſene
Soldaten zu ſich nahm/ und ſich mit denſelben auf
die Hoͤhe eines Berges an einen gefaͤhrlichen Paß be-
gab/ den Feind anzugreiffen/ und zu verſuchen/ ob es
muͤglich ſich durchzuſchlagen waͤre; Laſſet uns ſter-
ben/ ſprach er/ ihr lieben Bruͤder und Soldaten/ da-
mit durch unſern Tod die eingeſchloſſene Regimen-
ter der Unſerigen erlediget/ und dem Vatterland ge-
holffen werde. Diß geſchahe auch/ dann die Cartha-
ginenſer thaͤten mit beſonderm Ernſt einen Angriff
auf Calphurnium, der ſich mit den Seinen ſehr hertz-
hafft woͤhrete/ alſo/ daß der Carthaginenſiſche
Feld-Herꝛ immer mehr und mehr Entſatz dahin ſchi-
cken muſte; Hierdurch bekam Atilius auch Lufft/ ſich
auch bey dem Hinterhalt durchzuſchlagen. Aber die
300. Mann/ ſo mit Calphurnio waren/ wurden alle-
ſamt erſchlagen. Da nun Atilius die Feinde in die
Flucht gebracht/ und die Todten ehrlich wolte zur Er-
den beſtatten laſſen/ fand man auch den tapffern
Calphurnium gantz bleich und verblutet/ alſo/ daß
ihme nur noch der Athem auß- und eingieng; Deſſen
war der Burgermeiſter froh/ ließ ihn unter die Gezelt
bringen/ und mit groſſem Fleiß heilen/ da er dann/
nach erlangter Geſundheit/ allen Adelichen Gemuͤ-

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[706/0724] Deß Academiſchen nenſer in Sicilia Meiſter ſpieleten/ eine Stadt nach der andern einnahmen/ und die Guarniſonen herauß jageten/ traff es endlich auch die beruͤhmte Stadt Ca- marinam, welche dann der Roͤmiſche Burgermeiſter Atilius zu entſetzen eylete/ und zwar mit ſolcher Be- gierde/ daß er auch nicht einige Kundſchaffter/ maſſen ſonſt gebraͤuchlich iſt/ vorauß ſchickete/ gerieth alſo mit dem gantzen Roͤmiſ. Heer in einen gefaͤhrlichen Hinterhalt/ daß beſorglich alles verlohren war; Dieſe groſſe Gefahr bewog nun ermeltem tapffern Capitain, M. Calphurnium, daß er 300. außerleſene Soldaten zu ſich nahm/ und ſich mit denſelben auf die Hoͤhe eines Berges an einen gefaͤhrlichen Paß be- gab/ den Feind anzugreiffen/ und zu verſuchen/ ob es muͤglich ſich durchzuſchlagen waͤre; Laſſet uns ſter- ben/ ſprach er/ ihr lieben Bruͤder und Soldaten/ da- mit durch unſern Tod die eingeſchloſſene Regimen- ter der Unſerigen erlediget/ und dem Vatterland ge- holffen werde. Diß geſchahe auch/ dann die Cartha- ginenſer thaͤten mit beſonderm Ernſt einen Angriff auf Calphurnium, der ſich mit den Seinen ſehr hertz- hafft woͤhrete/ alſo/ daß der Carthaginenſiſche Feld-Herꝛ immer mehr und mehr Entſatz dahin ſchi- cken muſte; Hierdurch bekam Atilius auch Lufft/ ſich auch bey dem Hinterhalt durchzuſchlagen. Aber die 300. Mann/ ſo mit Calphurnio waren/ wurden alle- ſamt erſchlagen. Da nun Atilius die Feinde in die Flucht gebracht/ und die Todten ehrlich wolte zur Er- den beſtatten laſſen/ fand man auch den tapffern Calphurnium gantz bleich und verblutet/ alſo/ daß ihme nur noch der Athem auß- und eingieng; Deſſen war der Burgermeiſter froh/ ließ ihn unter die Gezelt bringen/ und mit groſſem Fleiß heilen/ da er dann/ nach erlangter Geſundheit/ allen Adelichen Gemuͤ- thern

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/724>, abgerufen am 22.07.2024.