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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
lehrte Leute/ von der hohen Obrigkeit sind beehret
worden. Der Capitain lachete deß andern Rede noch
mehr/ und sagte: Mein Freund/ wann ich euch aber
durch vielfältige Exempel ein anders da[r]thue/ so wer-
det ihr euer Unrecht selber bekennen müssen. Gehet
aber nur ein wenig zuruck/ auf die jenigen Zeiten/ da
die Römer in grossem Flor waren/ diese klu[g]e Leute
waren nicht allein beflissen/ ihre Krieges-Obersten und
Officierer/ ausser ihrem ordentlichen Sold/ den sie ih-
nen zu gewisser Zeit/ durch ihre Rent- und Zahl-
Meister/ ordentlich reichen liessen/ zu Ehren/ und ih-
nen alle Gunst und geneigten Willen zu erweisen;
Sondern sie pflegeten ihnen auch/ noch über das/ un-
zählich viel andere herrliche Geschencke und Gaben
mitzutheilen/ sonderlich aber verehreten sie selbige
mit unterschiedlichen Arten Kräntzen/ Kronen und
Kleinodien/ (welche hierzu in der allgemeinen Schatz-
Kammer in grosser Menge aufbehalten wurden/)
nach derer Meriten und Verdienst/ wann sie sich nem-
lich im Krieg durch tapffere Thaten berühmt ge-
macht.

So balden ein Feld-Herr/ oder Kriegs-General/
einige Hauptschlacht zu Wasser oder Land/ erhielte/
oder einige Stadt und Vestung mit Sturm erober-
te/ oder in einem Zweykampff/ und sonst einiger ande-
rer Verrichtung mehr/ sich tapffer hielte/ war der Ge-
brauch/ daß man nach vollendeter Schlacht ein fleissi-
ges Examen und Nachfrag anstellete/ wegen der Pro-
ben und Verrichtungen aller Squadronen und Haupt-
mannschafften insonderheit/ darnach stiege ein be-
rühmter Redner auf einen hohen Richter-Stuhl/
und nachdem er den Göttern für erhaltene Victorie
Lob und Danck gesagt/ und das Kriegs-Heer ins ge-
mein gerühmet und gelobet hatte/ fienge man an auch

eine

Romans II. Buch.
lehrte Leute/ von der hohen Obrigkeit ſind beehret
worden. Der Capitain lachete deß andern Rede noch
mehr/ und ſagte: Mein Freund/ wann ich euch aber
durch vielfaͤltige Exempel ein anders da[r]thue/ ſo wer-
det ihr euer Unrecht ſelber bekennen muͤſſen. Gehet
aber nur ein wenig zuruck/ auf die jenigen Zeiten/ da
die Roͤmer in groſſem Flor waren/ dieſe klu[g]e Leute
waren nicht allein befliſſen/ ihre Krieges-Oberſten und
Officierer/ auſſer ihrem ordentlichen Sold/ den ſie ih-
nen zu gewiſſer Zeit/ durch ihre Rent- und Zahl-
Meiſter/ ordentlich reichen lieſſen/ zu Ehren/ und ih-
nen alle Gunſt und geneigten Willen zu erweiſen;
Sondern ſie pflegeten ihnen auch/ noch uͤber das/ un-
zaͤhlich viel andere herꝛliche Geſchencke und Gaben
mitzutheilen/ ſonderlich aber verehreten ſie ſelbige
mit unterſchiedlichen Arten Kraͤntzen/ Kronen und
Kleinodien/ (welche hierzu in der allgemeinen Schatz-
Kammer in groſſer Menge aufbehalten wurden/)
nach derer Meriten und Verdienſt/ wann ſie ſich nem-
lich im Krieg durch tapffere Thaten beruͤhmt ge-
macht.

So balden ein Feld-Herꝛ/ oder Kriegs-General/
einige Hauptſchlacht zu Waſſer oder Land/ erhielte/
oder einige Stadt und Veſtung mit Sturm erober-
te/ oder in einem Zweykampff/ und ſonſt einiger ande-
rer Verrichtung mehr/ ſich tapffer hielte/ war der Ge-
brauch/ daß man nach vollendeter Schlacht ein fleiſſi-
ges Examen und Nachfrag anſtellete/ wegen der Pro-
ben und Verrichtungen aller Squadronen und Haupt-
mannſchafften inſonderheit/ darnach ſtiege ein be-
ruͤhmter Redner auf einen hohen Richter-Stuhl/
und nachdem er den Goͤttern fuͤr erhaltene Victorie
Lob und Danck geſagt/ und das Kriegs-Heer ins ge-
mein geruͤhmet und gelobet hatte/ fienge man an auch

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[703/0721] Romans II. Buch. lehrte Leute/ von der hohen Obrigkeit ſind beehret worden. Der Capitain lachete deß andern Rede noch mehr/ und ſagte: Mein Freund/ wann ich euch aber durch vielfaͤltige Exempel ein anders darthue/ ſo wer- det ihr euer Unrecht ſelber bekennen muͤſſen. Gehet aber nur ein wenig zuruck/ auf die jenigen Zeiten/ da die Roͤmer in groſſem Flor waren/ dieſe kluge Leute waren nicht allein befliſſen/ ihre Krieges-Oberſten und Officierer/ auſſer ihrem ordentlichen Sold/ den ſie ih- nen zu gewiſſer Zeit/ durch ihre Rent- und Zahl- Meiſter/ ordentlich reichen lieſſen/ zu Ehren/ und ih- nen alle Gunſt und geneigten Willen zu erweiſen; Sondern ſie pflegeten ihnen auch/ noch uͤber das/ un- zaͤhlich viel andere herꝛliche Geſchencke und Gaben mitzutheilen/ ſonderlich aber verehreten ſie ſelbige mit unterſchiedlichen Arten Kraͤntzen/ Kronen und Kleinodien/ (welche hierzu in der allgemeinen Schatz- Kammer in groſſer Menge aufbehalten wurden/) nach derer Meriten und Verdienſt/ wann ſie ſich nem- lich im Krieg durch tapffere Thaten beruͤhmt ge- macht. So balden ein Feld-Herꝛ/ oder Kriegs-General/ einige Hauptſchlacht zu Waſſer oder Land/ erhielte/ oder einige Stadt und Veſtung mit Sturm erober- te/ oder in einem Zweykampff/ und ſonſt einiger ande- rer Verrichtung mehr/ ſich tapffer hielte/ war der Ge- brauch/ daß man nach vollendeter Schlacht ein fleiſſi- ges Examen und Nachfrag anſtellete/ wegen der Pro- ben und Verrichtungen aller Squadronen und Haupt- mannſchafften inſonderheit/ darnach ſtiege ein be- ruͤhmter Redner auf einen hohen Richter-Stuhl/ und nachdem er den Goͤttern fuͤr erhaltene Victorie Lob und Danck geſagt/ und das Kriegs-Heer ins ge- mein geruͤhmet und gelobet hatte/ fienge man an auch eine

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/721>, abgerufen am 22.11.2024.