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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
an seine ordentliche Schlaff-Stelle/ und rastete da-
selbst biß an den folgenden Morgen in aller erwün-
scheten Zufriedenheit.

Der Edelmann kroch im Tunckeln wieder zu
seiner Frauen/ und erzehlete/ wie er von dem Diener
empfangen worden/ dessen Treue er biß in den Him-
mel erhube/ und versprach/ so bald es möglich/ ihm zu
einem bessern Dienst zu verhelffen/ dann er sey seiner
Treu nunmehro allzugewiß versichert. Am folgenden
Tag ließ sich keiner den andern das Allergeringste
vermercken/ aber die Helena und Venereus lacheten
deß Handels in ihrem Hertzen. Nachmittags ritte
der Juncker auß/ einen seiner Befreundeten zu be-
suchen/ und weil er dieselbe Nacht nicht wiederkom-
men kunte/ nahm er Abschied von seiner Frauen/ zu
welcher er sprach: Mein Hertz/ ich lasse euch meinen
getreuen Diener allhier/ habt ihr Lust/ so bestellet ihn
noch einmahl in den Garten/ und holet/ an Statt
meiner/ nunmehro das Botten-Lohn selber von ihm.
Sie küssete ihn/ und ließ ihn darmit von sich/ wol ver-
sichert/ daß Venereus sie gantz anders bedienete/ wann
er sie abstraffen wolte/ wie sie dann diese gantze Nacht
bey einander in lauter Lust und Freude zubrachten/
biß sie durch die einbrechende Morgen-Röthe wieder
von einander zu gehen ermahnet wurden. Weil auch
die Helena dem Venereo nunmehro nicht weiter ver-
pflichtet zu seyn erachtete/ auch wol dencken kunte/ die-
ses Spiel könte in die Harre nicht so heimlich getrie-
ben werden/ daß es das übrige Hauß-Gesinde nicht
solte mercken/ als riethe sie ihm/ sich hinführo ihrer
gäntzlich zu enthalten/ und heimlich durchzugehen.
Dieser wartete/ biß der Juncker auf den Mittag wie-
derkam/ denselben ersuchte er/ ihm zu vergönnen/ daß
er nach Lindau gehen möchte/ für seine Person etwas

zu

Romans II. Buch.
an ſeine ordentliche Schlaff-Stelle/ und raſtete da-
ſelbſt biß an den folgenden Morgen in aller erwuͤn-
ſcheten Zufriedenheit.

Der Edelmann kroch im Tunckeln wieder zu
ſeiner Frauen/ und erzehlete/ wie er von dem Diener
empfangen worden/ deſſen Treue er biß in den Him-
mel erhube/ und verſprach/ ſo bald es moͤglich/ ihm zu
einem beſſern Dienſt zu verhelffen/ dann er ſey ſeiner
Treu nunmehro allzugewiß verſichert. Am folgenden
Tag ließ ſich keiner den andern das Allergeringſte
vermercken/ aber die Helena und Venereus lacheten
deß Handels in ihrem Hertzen. Nachmittags ritte
der Juncker auß/ einen ſeiner Befreundeten zu be-
ſuchen/ und weil er dieſelbe Nacht nicht wiederkom-
men kunte/ nahm er Abſchied von ſeiner Frauen/ zu
welcher er ſprach: Mein Hertz/ ich laſſe euch meinen
getreuen Diener allhier/ habt ihr Luſt/ ſo beſtellet ihn
noch einmahl in den Garten/ und holet/ an Statt
meiner/ nunmehro das Botten-Lohn ſelber von ihm.
Sie kuͤſſete ihn/ und ließ ihn darmit von ſich/ wol ver-
ſichert/ daß Venereus ſie gantz anders bedienete/ wann
er ſie abſtraffen wolte/ wie ſie dann dieſe gantze Nacht
bey einander in lauter Luſt und Freude zubrachten/
biß ſie durch die einbrechende Morgen-Roͤthe wieder
von einander zu gehen ermahnet wurden. Weil auch
die Helena dem Venereo nunmehro nicht weiter ver-
pflichtet zu ſeyn erachtete/ auch wol dencken kunte/ die-
ſes Spiel koͤnte in die Harre nicht ſo heimlich getrie-
ben werden/ daß es das uͤbrige Hauß-Geſinde nicht
ſolte mercken/ als riethe ſie ihm/ ſich hinfuͤhro ihrer
gaͤntzlich zu enthalten/ und heimlich durchzugehen.
Dieſer wartete/ biß der Juncker auf den Mittag wie-
derkam/ denſelben erſuchte er/ ihm zu vergoͤnnen/ daß
er nach Lindau gehen moͤchte/ fuͤr ſeine Perſon etwas

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[701/0719] Romans II. Buch. an ſeine ordentliche Schlaff-Stelle/ und raſtete da- ſelbſt biß an den folgenden Morgen in aller erwuͤn- ſcheten Zufriedenheit. Der Edelmann kroch im Tunckeln wieder zu ſeiner Frauen/ und erzehlete/ wie er von dem Diener empfangen worden/ deſſen Treue er biß in den Him- mel erhube/ und verſprach/ ſo bald es moͤglich/ ihm zu einem beſſern Dienſt zu verhelffen/ dann er ſey ſeiner Treu nunmehro allzugewiß verſichert. Am folgenden Tag ließ ſich keiner den andern das Allergeringſte vermercken/ aber die Helena und Venereus lacheten deß Handels in ihrem Hertzen. Nachmittags ritte der Juncker auß/ einen ſeiner Befreundeten zu be- ſuchen/ und weil er dieſelbe Nacht nicht wiederkom- men kunte/ nahm er Abſchied von ſeiner Frauen/ zu welcher er ſprach: Mein Hertz/ ich laſſe euch meinen getreuen Diener allhier/ habt ihr Luſt/ ſo beſtellet ihn noch einmahl in den Garten/ und holet/ an Statt meiner/ nunmehro das Botten-Lohn ſelber von ihm. Sie kuͤſſete ihn/ und ließ ihn darmit von ſich/ wol ver- ſichert/ daß Venereus ſie gantz anders bedienete/ wann er ſie abſtraffen wolte/ wie ſie dann dieſe gantze Nacht bey einander in lauter Luſt und Freude zubrachten/ biß ſie durch die einbrechende Morgen-Roͤthe wieder von einander zu gehen ermahnet wurden. Weil auch die Helena dem Venereo nunmehro nicht weiter ver- pflichtet zu ſeyn erachtete/ auch wol dencken kunte/ die- ſes Spiel koͤnte in die Harre nicht ſo heimlich getrie- ben werden/ daß es das uͤbrige Hauß-Geſinde nicht ſolte mercken/ als riethe ſie ihm/ ſich hinfuͤhro ihrer gaͤntzlich zu enthalten/ und heimlich durchzugehen. Dieſer wartete/ biß der Juncker auf den Mittag wie- derkam/ denſelben erſuchte er/ ihm zu vergoͤnnen/ daß er nach Lindau gehen moͤchte/ fuͤr ſeine Perſon etwas zu

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/719>, abgerufen am 22.11.2024.