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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
nach fuhren sie mit einander wieder in die Stadt/
woselbst Venereus sich in seine Herberge verfügete.
Etliche Stunden hernach kam der andere Bruder
deß vorigen jungen Edelmanns zu ihm/ mit welchem
er außgieng/ und als sie vor deß Philanders Thüre ka-
men/ praesentirte sich die Clara, und gab zu erkennen/ daß
ihr Mann diesen Morgen außgeräyset sey/ und heute
nicht wiederkommen würde. Also nöthigte Venereus
den Edelmann mit hinein/ und zehlete der Frau Cla-
ra
100. Kronen/ so ihm ihr Mann vorigen Tages
geliehen hatte/ darvon sie aber nichts wuste. Die-
ses Geld/ sprach er/ gebet eurem Ritter in meinem
Namen/ wann ich wiederkomme/ wil ich selber mit
ihm reden. Die Frau meynete/ er redete dieses nur
also vor seinem Gefährten/ um sich und sie nicht zu
verrathen/ nahm also das Geld willig an/ und hoffete
es mit guter Lust zu verdienen. Hierauf gieng Vene-
reus
mit dem Edelmann ein wenig spatzieren/ und
kehrete gegen den Abend mit ihm nach seiner Mutter
Hauß/ daselbst speiseten sie mit einander/ und nach ge-
haltener Mahlzeit nahm Venereus den jüngsten Bru-
der zu sich/ und sagte: Mein Bruder/ wir wollen uns
zu der schönen Clara erheben/ ich habe sie schon für uns
Beyde mit 100. Kronen contentiret. Dieser folgete
ihm willig/ und darauf wurden sie von der geilen
Dame freundlich empfangen/ da sich dann einer nach
dem andern mit ihr ergötzete/ biß nach Mitternacht
ein Jeder wieder an seinen Ort kehrete. Am folgen-
den Morgen ritte Philander durch die Stadt wieder
herein/ dessen Venereus bald gewahr ward/ gieng
demnach zu dem ältern Bruder der Edelleuten/ nahm
ihn zu sich/ und wie sie zu Philandern kamen/ sprach
der Jtaliäner: Jch sage euch Danck/ Herr Ritter/
daß ihr mir vor 2. Tagen habt 100. Kronen vorge-

strecket/

Deß Academiſchen
nach fuhren ſie mit einander wieder in die Stadt/
woſelbſt Venereus ſich in ſeine Herberge verfuͤgete.
Etliche Stunden hernach kam der andere Bruder
deß vorigen jungen Edelmanns zu ihm/ mit welchem
er außgieng/ und als ſie vor deß Philanders Thuͤre ka-
men/ præſentirte ſich die Clara, und gab zu erkeñen/ daß
ihr Mann dieſen Morgen außgeraͤyſet ſey/ und heute
nicht wiederkommen wuͤrde. Alſo noͤthigte Venereus
den Edelmann mit hinein/ und zehlete der Frau Cla-
ra
100. Kronen/ ſo ihm ihr Mann vorigen Tages
geliehen hatte/ darvon ſie aber nichts wuſte. Die-
ſes Geld/ ſprach er/ gebet eurem Ritter in meinem
Namen/ wann ich wiederkomme/ wil ich ſelber mit
ihm reden. Die Frau meynete/ er redete dieſes nur
alſo vor ſeinem Gefaͤhrten/ um ſich und ſie nicht zu
verrathen/ nahm alſo das Geld willig an/ und hoffete
es mit guter Luſt zu verdienen. Hierauf gieng Vene-
reus
mit dem Edelmann ein wenig ſpatzieren/ und
kehrete gegen den Abend mit ihm nach ſeiner Mutter
Hauß/ daſelbſt ſpeiſeten ſie mit einander/ und nach ge-
haltener Mahlzeit nahm Venereus den juͤngſten Bru-
der zu ſich/ und ſagte: Mein Bruder/ wir wollen uns
zu der ſchoͤnen Clara erheben/ ich habe ſie ſchon fuͤr uns
Beyde mit 100. Kronen contentiret. Dieſer folgete
ihm willig/ und darauf wurden ſie von der geilen
Dame freundlich empfangen/ da ſich dann einer nach
dem andern mit ihr ergoͤtzete/ biß nach Mitternacht
ein Jeder wieder an ſeinen Ort kehrete. Am folgen-
den Morgen ritte Philander durch die Stadt wieder
herein/ deſſen Venereus bald gewahr ward/ gieng
demnach zu dem aͤltern Bruder der Edelleuten/ nahm
ihn zu ſich/ und wie ſie zu Philandern kamen/ ſprach
der Jtaliaͤner: Jch ſage euch Danck/ Herꝛ Ritter/
daß ihr mir vor 2. Tagen habt 100. Kronen vorge-

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[688/0706] Deß Academiſchen nach fuhren ſie mit einander wieder in die Stadt/ woſelbſt Venereus ſich in ſeine Herberge verfuͤgete. Etliche Stunden hernach kam der andere Bruder deß vorigen jungen Edelmanns zu ihm/ mit welchem er außgieng/ und als ſie vor deß Philanders Thuͤre ka- men/ præſentirte ſich die Clara, und gab zu erkeñen/ daß ihr Mann dieſen Morgen außgeraͤyſet ſey/ und heute nicht wiederkommen wuͤrde. Alſo noͤthigte Venereus den Edelmann mit hinein/ und zehlete der Frau Cla- ra 100. Kronen/ ſo ihm ihr Mann vorigen Tages geliehen hatte/ darvon ſie aber nichts wuſte. Die- ſes Geld/ ſprach er/ gebet eurem Ritter in meinem Namen/ wann ich wiederkomme/ wil ich ſelber mit ihm reden. Die Frau meynete/ er redete dieſes nur alſo vor ſeinem Gefaͤhrten/ um ſich und ſie nicht zu verrathen/ nahm alſo das Geld willig an/ und hoffete es mit guter Luſt zu verdienen. Hierauf gieng Vene- reus mit dem Edelmann ein wenig ſpatzieren/ und kehrete gegen den Abend mit ihm nach ſeiner Mutter Hauß/ daſelbſt ſpeiſeten ſie mit einander/ und nach ge- haltener Mahlzeit nahm Venereus den juͤngſten Bru- der zu ſich/ und ſagte: Mein Bruder/ wir wollen uns zu der ſchoͤnen Clara erheben/ ich habe ſie ſchon fuͤr uns Beyde mit 100. Kronen contentiret. Dieſer folgete ihm willig/ und darauf wurden ſie von der geilen Dame freundlich empfangen/ da ſich dann einer nach dem andern mit ihr ergoͤtzete/ biß nach Mitternacht ein Jeder wieder an ſeinen Ort kehrete. Am folgen- den Morgen ritte Philander durch die Stadt wieder herein/ deſſen Venereus bald gewahr ward/ gieng demnach zu dem aͤltern Bruder der Edelleuten/ nahm ihn zu ſich/ und wie ſie zu Philandern kamen/ ſprach der Jtaliaͤner: Jch ſage euch Danck/ Herꝛ Ritter/ daß ihr mir vor 2. Tagen habt 100. Kronen vorge- ſtrecket/

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/706>, abgerufen am 22.11.2024.