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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
Böcke/ einer dem andern Hörner aufzusetzen/ welches
doch keiner mercke/ solcher Gestalt würde Florentia
von dem Philander, und die Clara von der Florentia
Mann offt heimlich besuchet/ weil aber die Frauen
an diesen alten Courtisanen anders keine Lust hätten/
als daß sie ihnen etwas Geld ablaureten/ so behülf-
fen sie sich die übrige Zeit lieber mit jungen Courtisa-
n
en. Venereus ließ sich nichts von der Florentia ver-
mercken/ gedachte doch in seinem Hertzen/ der geitzi-
gen Clara eines anzubringen/ nahm demnach von dem
Edelmann Abschied/ und wartete/ biß Philander vom
Rathhauß kam/ da redete er ihn an/ und bathe ihn/
daß er ihm 100. Kronen vorstrecken möchte/ welche
ihm der Ritter Conrad, der Florentia Gemahl/ wie-
der geben würde/ und habe ihm dieser selber gemeltes
Geld herschiessen wollen/ sey aber darüber gestern
nach Lindau verräyset. Philander hatte schon ver-
nommen/ daß Venereus bey Conrad zu Gast gewesen/
und daß er der Florentia Bruder in Rom mit Geld
auß der Noth geholffen/ beschiede ihn also auf den
Abend zu sich/ da dann Venereus sich willig einstellete/
aber die Clara, weil ihr Mann derselben nicht viel
trauete/ war nicht zu Hauß. Der Jtaliäner empfienge
die 100. Kronen/ und versprach ihm/ so bald der Rit-
ter Conrad wiederkommen würde/ eine Obligation
unter dessen Hand zuzustellen. Er trug das Geld in
seine Herberge/ und eylete nach der Florentia, die sei-
ner bey einer guten Mahlzeit wartete. Sie speiseten
bald ab/ und eyleten nach dem verlangten Lust-Ort/
blieben auch die gantze Nacht bey einander.

Als aber der folgende Morgen kaum angebro-
chen/ klopffete Ritter Philander vor der Thür starck
an/ und weil sich die Florentia seiner nicht entbrechen
kunte/ bath sie den Venereum, sich eylends anzulegen/

und

Romans II. Buch.
Boͤcke/ einer dem andern Hoͤrner aufzuſetzen/ welches
doch keiner mercke/ ſolcher Geſtalt wuͤrde Florentia
von dem Philander, und die Clara von der Florentia
Mann offt heimlich beſuchet/ weil aber die Frauen
an dieſen alten Courtiſanen anders keine Luſt haͤtten/
als daß ſie ihnen etwas Geld ablaureten/ ſo behuͤlf-
fen ſie ſich die uͤbrige Zeit lieber mit jungen Courtiſa-
n
en. Venereus ließ ſich nichts von der Florentia ver-
mercken/ gedachte doch in ſeinem Hertzen/ der geitzi-
gen Clara eines anzubringen/ nahm demnach von dem
Edelmann Abſchied/ und wartete/ biß Philander vom
Rathhauß kam/ da redete er ihn an/ und bathe ihn/
daß er ihm 100. Kronen vorſtrecken moͤchte/ welche
ihm der Ritter Conrad, der Florentia Gemahl/ wie-
der geben wuͤrde/ und habe ihm dieſer ſelber gemeltes
Geld herſchieſſen wollen/ ſey aber daruͤber geſtern
nach Lindau verraͤyſet. Philander hatte ſchon ver-
nommen/ daß Venereus bey Conrad zu Gaſt geweſen/
und daß er der Florentia Bruder in Rom mit Geld
auß der Noth geholffen/ beſchiede ihn alſo auf den
Abend zu ſich/ da dann Venereus ſich willig einſtellete/
aber die Clara, weil ihr Mann derſelben nicht viel
trauete/ war nicht zu Hauß. Der Jtaliaͤner empfienge
die 100. Kronen/ und verſprach ihm/ ſo bald der Rit-
ter Conrad wiederkommen wuͤrde/ eine Obligation
unter deſſen Hand zuzuſtellen. Er trug das Geld in
ſeine Herberge/ und eylete nach der Florentia, die ſei-
ner bey einer guten Mahlzeit wartete. Sie ſpeiſeten
bald ab/ und eyleten nach dem verlangten Luſt-Ort/
blieben auch die gantze Nacht bey einander.

Als aber der folgende Morgen kaum angebro-
chen/ klopffete Ritter Philander vor der Thuͤr ſtarck
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kunte/ bath ſie den Venereum, ſich eylends anzulegen/

und
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[685/0703] Romans II. Buch. Boͤcke/ einer dem andern Hoͤrner aufzuſetzen/ welches doch keiner mercke/ ſolcher Geſtalt wuͤrde Florentia von dem Philander, und die Clara von der Florentia Mann offt heimlich beſuchet/ weil aber die Frauen an dieſen alten Courtiſanen anders keine Luſt haͤtten/ als daß ſie ihnen etwas Geld ablaureten/ ſo behuͤlf- fen ſie ſich die uͤbrige Zeit lieber mit jungen Courtiſa- nen. Venereus ließ ſich nichts von der Florentia ver- mercken/ gedachte doch in ſeinem Hertzen/ der geitzi- gen Clara eines anzubringen/ nahm demnach von dem Edelmann Abſchied/ und wartete/ biß Philander vom Rathhauß kam/ da redete er ihn an/ und bathe ihn/ daß er ihm 100. Kronen vorſtrecken moͤchte/ welche ihm der Ritter Conrad, der Florentia Gemahl/ wie- der geben wuͤrde/ und habe ihm dieſer ſelber gemeltes Geld herſchieſſen wollen/ ſey aber daruͤber geſtern nach Lindau verraͤyſet. Philander hatte ſchon ver- nommen/ daß Venereus bey Conrad zu Gaſt geweſen/ und daß er der Florentia Bruder in Rom mit Geld auß der Noth geholffen/ beſchiede ihn alſo auf den Abend zu ſich/ da dann Venereus ſich willig einſtellete/ aber die Clara, weil ihr Mann derſelben nicht viel trauete/ war nicht zu Hauß. Der Jtaliaͤner empfienge die 100. Kronen/ und verſprach ihm/ ſo bald der Rit- ter Conrad wiederkommen wuͤrde/ eine Obligation unter deſſen Hand zuzuſtellen. Er trug das Geld in ſeine Herberge/ und eylete nach der Florentia, die ſei- ner bey einer guten Mahlzeit wartete. Sie ſpeiſeten bald ab/ und eyleten nach dem verlangten Luſt-Ort/ blieben auch die gantze Nacht bey einander. Als aber der folgende Morgen kaum angebro- chen/ klopffete Ritter Philander vor der Thuͤr ſtarck an/ und weil ſich die Florentia ſeiner nicht entbrechen kunte/ bath ſie den Venereum, ſich eylends anzulegen/ und

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/703>, abgerufen am 22.11.2024.