Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. wessen nur sein Hertz verlange. Diesen Zettel stecketesie ihm in die Hand/ als sie wider hinein kam/ und ihn oben an den Tisch zu sitzen nöthigte. Venereus mer- ckete dieses bald/ aber dem Ritter blieb alles verbor- gen/ und also machten sie sich mit einander lustig/ und wie der Ritter sahe/ daß sich seine Liebste so freudig bezeugete/ ward er auch munter/ und trunck reichlich von dem guten Veltliner Wein/ machte auch mit Ve- nereo gute Freundschafft/ und botte ihm Geld an/ dafern er dessen in dieser Fremde benöthiget seyn möchte. Als endlich die Mahlzeit vollendet/ welche sich Frauen/
Romans II. Buch. weſſen nur ſein Hertz verlange. Dieſen Zettel ſtecketeſie ihm in die Hand/ als ſie wider hinein kam/ und ihn oben an den Tiſch zu ſitzen noͤthigte. Venereus mer- ckete dieſes bald/ aber dem Ritter blieb alles verbor- gen/ und alſo machten ſie ſich mit einander luſtig/ und wie der Ritter ſahe/ daß ſich ſeine Liebſte ſo freudig bezeugete/ ward er auch munter/ und trunck reichlich von dem guten Veltliner Wein/ machte auch mit Ve- nereo gute Freundſchafft/ und botte ihm Geld an/ dafern er deſſen in dieſer Fremde benoͤthiget ſeyn moͤchte. Als endlich die Mahlzeit vollendet/ welche ſich Frauen/
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Romans II. Buch.
weſſen nur ſein Hertz verlange. Dieſen Zettel ſteckete
ſie ihm in die Hand/ als ſie wider hinein kam/ und ihn
oben an den Tiſch zu ſitzen noͤthigte. Venereus mer-
ckete dieſes bald/ aber dem Ritter blieb alles verbor-
gen/ und alſo machten ſie ſich mit einander luſtig/ und
wie der Ritter ſahe/ daß ſich ſeine Liebſte ſo freudig
bezeugete/ ward er auch munter/ und trunck reichlich
von dem guten Veltliner Wein/ machte auch mit Ve-
nereo gute Freundſchafft/ und botte ihm Geld an/
dafern er deſſen in dieſer Fremde benoͤthiget ſeyn
moͤchte.
Als endlich die Mahlzeit vollendet/ welche ſich
biß in die ſpaͤte Nacht hinein verzogen/ da nahm Ve-
nereus einen hoͤflichen Abſchied/ und kehrete wieder in
ſeine Herberge/ allwo er deß andern Tages mit Ver-
langen erwartete/ um der Florentia zu genieſſen/ dann
ſie war eine uͤberauß ſchoͤne und hochverſtaͤndige Da-
me, dergleichen er noch wenige zu ſeinem Willen ge-
habt. Wie endlich die Sonne am andern Tag den
hoͤchſten Grád erſtiegen/ da machte er ſich auf den
Weg nach dem bezeichneten Hof/ und fand die Flo-
rentia im Fenſter ligen/ welche ihm von weitem win-
ckete/ daß er fort eyle/ weil ihr Mann ſchon laͤngſt
verraͤyſet ſey. Alſo ſprach Venereus ſeinen Beinen zu/
und gelangete bald an den Ort ſeiner verlangeten
Freude. Die Frau hatte nur eine Magd bey ſich/ die
ihr getreu war/ und dieſe Beyde willig allein ließ/ daß
ſie Zeit hatten/ das Jenige zu beſtellen/ worauf ſie
beyderſeits ſeit geſtern waren bedacht geweſen. Vene-
reus blieb dieſe Nacht bey ihr/ und ward wol tractiret/
dann zu dem Ende hatte ſie herꝛlich zurichten laſſen/
und der Jtaliaͤner bekam an Getraͤncke/ was er nur
verlangete; Alſo machten ſie ſich auf ihre Weiſe
luſtig/ aber in verbottener Luſt/ darinn viel junge
Frauen/
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