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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
glaublich scheinet/ solches zu hören/ oder zu lesen.
Plinius, Solinus, und Quintilianus schreiben hiervon
viel und unterschiedliche Exempel.

Von dem Persianischen König und Monarchen
Cyro lesen wir/ daß er alle Soldaten seines Kriegs-
Heer (welches doch sehr groß war/ und sich auf etlich
100000. Mann erstrecket/) gekannt/ auch einen Jeg-
lichen bey seinem eigenen Namen habe nennen kön-
nen/ welches dann in Warheit eine recht Wunder-
würdige Sache ist. Solinus schreibet eben dergleichen
von| dem Römischen Feld-Herrn Scipione; Ob nun
zwar solches verwunderlich ist/ scheinet doch/ es könne
durch lange Conversation und Bekandtschafft end-
lich geschehen. Dieses aber/ was von Cynea, deß
Königs der Epiroter/ Pyrrhi, Abgesandten an die
Römer/ gerühmet wird/ scheinet noch wunderbarer
und entsetzlicher zu seyn; Dieser/ nachdem er sich
2. Tag in Rom aufgehalten hatte/ wuste alle Namen
der Raths-Herren/ deren doch eine grosse Anzahl
war/ ingleichem alle Namen der Edelsten und vor-
nehmsten Bürger/ erkannte sie auch von Angesicht/
und redete sie alle mit ihren Namen an.

Spartianus, im Leben AElii Hadriani, lobet diesen
Käyser sehr hoch wegen seiner Kunst und vortreff-
lichen Memori, sagend/ daß er ein guter Poet/ Medi-
cus, Musicus, Geometra,
Mahler/ Bildhauer/ und
berühmter Ingenieur gewesen sey/ auch so ein fähiges
Ingenium gehabt habe/ daß/ so man in seiner Gegen-
wart ein Buch abgelesen/ das er niemahls gesehen/
noch etwas darauß gehöret hatte/ kunte er solches/
nachdem es gelesen ward/ außwendig her recitiren
und sagen/ daß er nicht ein Wort fehlete/ und daß er
den Jenigen/ so ihm etwan einmahl eine Supplication
überreichet/ oder sonsten mit ihm zu schaffen gehabt/
jederzeit erkandt/ und sich dessen zu erinnern gewust.

Man

Deß Academiſchen
glaublich ſcheinet/ ſolches zu hoͤren/ oder zu leſen.
Plinius, Solinus, und Quintilianus ſchreiben hiervon
viel und unterſchiedliche Exempel.

Von dem Perſianiſchen Koͤnig und Monarchen
Cyro leſen wir/ daß er alle Soldaten ſeines Kriegs-
Heer (welches doch ſehr groß war/ und ſich auf etlich
100000. Mann erſtrecket/) gekannt/ auch einen Jeg-
lichen bey ſeinem eigenen Namen habe nennen koͤn-
nen/ welches dann in Warheit eine recht Wunder-
wuͤrdige Sache iſt. Solinus ſchreibet eben dergleichen
von| dem Roͤmiſchen Feld-Herꝛn Scipione; Ob nun
zwar ſolches verwunderlich iſt/ ſcheinet doch/ es koͤnne
durch lange Converſation und Bekandtſchafft end-
lich geſchehen. Dieſes aber/ was von Cynea, deß
Koͤnigs der Epiroter/ Pyrrhi, Abgeſandten an die
Roͤmer/ geruͤhmet wird/ ſcheinet noch wunderbarer
und entſetzlicher zu ſeyn; Dieſer/ nachdem er ſich
2. Tag in Rom aufgehalten hatte/ wuſte alle Namen
der Raths-Herren/ deren doch eine groſſe Anzahl
war/ ingleichem alle Namen der Edelſten und vor-
nehmſten Buͤrger/ erkannte ſie auch von Angeſicht/
und redete ſie alle mit ihren Namen an.

Spartianus, im Leben Ælii Hadriani, lobet dieſen
Kaͤyſer ſehr hoch wegen ſeiner Kunſt und vortreff-
lichen Memori, ſagend/ daß er ein guter Poet/ Medi-
cus, Muſicus, Geometra,
Mahler/ Bildhauer/ und
beruͤhmter Ingenieur geweſen ſey/ auch ſo ein faͤhiges
Ingenium gehabt habe/ daß/ ſo man in ſeiner Gegen-
wart ein Buch abgeleſen/ das er niemahls geſehen/
noch etwas darauß gehoͤret hatte/ kunte er ſolches/
nachdem es geleſen ward/ außwendig her recitiren
und ſagen/ daß er nicht ein Wort fehlete/ und daß er
den Jenigen/ ſo ihm etwan einmahl eine Supplication
uͤberreichet/ oder ſonſten mit ihm zu ſchaffen gehabt/
jederzeit erkandt/ und ſich deſſen zu erinnern gewuſt.

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[670/0688] Deß Academiſchen glaublich ſcheinet/ ſolches zu hoͤren/ oder zu leſen. Plinius, Solinus, und Quintilianus ſchreiben hiervon viel und unterſchiedliche Exempel. Von dem Perſianiſchen Koͤnig und Monarchen Cyro leſen wir/ daß er alle Soldaten ſeines Kriegs- Heer (welches doch ſehr groß war/ und ſich auf etlich 100000. Mann erſtrecket/) gekannt/ auch einen Jeg- lichen bey ſeinem eigenen Namen habe nennen koͤn- nen/ welches dann in Warheit eine recht Wunder- wuͤrdige Sache iſt. Solinus ſchreibet eben dergleichen von| dem Roͤmiſchen Feld-Herꝛn Scipione; Ob nun zwar ſolches verwunderlich iſt/ ſcheinet doch/ es koͤnne durch lange Converſation und Bekandtſchafft end- lich geſchehen. Dieſes aber/ was von Cynea, deß Koͤnigs der Epiroter/ Pyrrhi, Abgeſandten an die Roͤmer/ geruͤhmet wird/ ſcheinet noch wunderbarer und entſetzlicher zu ſeyn; Dieſer/ nachdem er ſich 2. Tag in Rom aufgehalten hatte/ wuſte alle Namen der Raths-Herren/ deren doch eine groſſe Anzahl war/ ingleichem alle Namen der Edelſten und vor- nehmſten Buͤrger/ erkannte ſie auch von Angeſicht/ und redete ſie alle mit ihren Namen an. Spartianus, im Leben Ælii Hadriani, lobet dieſen Kaͤyſer ſehr hoch wegen ſeiner Kunſt und vortreff- lichen Memori, ſagend/ daß er ein guter Poet/ Medi- cus, Muſicus, Geometra, Mahler/ Bildhauer/ und beruͤhmter Ingenieur geweſen ſey/ auch ſo ein faͤhiges Ingenium gehabt habe/ daß/ ſo man in ſeiner Gegen- wart ein Buch abgeleſen/ das er niemahls geſehen/ noch etwas darauß gehoͤret hatte/ kunte er ſolches/ nachdem es geleſen ward/ außwendig her recitiren und ſagen/ daß er nicht ein Wort fehlete/ und daß er den Jenigen/ ſo ihm etwan einmahl eine Supplication uͤberreichet/ oder ſonſten mit ihm zu ſchaffen gehabt/ jederzeit erkandt/ und ſich deſſen zu erinnern gewuſt. Man

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/688>, abgerufen am 22.11.2024.