Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans II. Buch.
geschickte und hochgelehrte Leute von ihnen selber ge-
worden wären. Venereus kunte solches nicht glauben/
Es kam aber in demselben Augenblick ein alter Geist-
licher/ der allhier wol bekandt/ und sehr gelitten war/
here in getretten/ welcher ohne einige Ceremonien sich
mit an den Tisch setzete/ und nach ihrem Discurs for-
schete/ dem die Adeliche Frau dessen Jnnhalt erzeh-
lete/ auch wie Venereus nicht glauben wolte/ daß man
Leute gefunden/ die von ihnen selber/ ohne Zuthun ei-
nes Lehrmeisters/ zu hohen Wissenschafften gelanget
wären. Hierauf wandte sich der Geistliche zum Jta-
liäner/ und sprach: Das lasse sich mein Herr nicht
wundern/ daß man wol ehe Leute/ so genannte Auto-
didactos,
oder selbstgelehrte Männer gehabt/ dann
daß die berühmten Männer Cujacius und Muretus
ohne Lehrmeister gelehrt worden/ das ist/ von sich sel-
ber die Griechische und Lateinische Sprachen erler-
net/ auch in andern Künsten/ sonder einige Handlei-
tung/ so weit kommen/ daß sie vor andern/ welche von
Jugend auf den Schulen nachgezogen/ ein Welt-
kündiges Lob erlanget/ Jener eines Rechts-Gelehr-
ten/ dieser eines Oratoris, ist überal gnugsam bekandt.
Von Jenem sagt Papyrius Massonius in ejus vita,
Cujacius seipsum in Graecis Latinisque politioribus
literis nullo docente erudiit.
Von diesem ist zu lesen/
Andreas Schottus in vita Mureti: Muretus, ait, de se-
ipso scribit, nullo se ad ullam artem, neque privatim,
neque publice praeceptore usum fuisse, idque sibi inve-
nisse indomita quadam ingenii pervicacia, ut nullum
Doctorem triduum ferre posset. vid. ejus Orat.
1. Die
Ursache/ daß gelehrige Köpffe an etlichen Orten vor
andern gefunden werden/ achtet Janus Huartus in
Scrutinio pag. 684. seq.
daß es sey nicht allein die Mäs-
sigkeit im Essen und Trincken/ sondern auch ein güti-
ger Himmel. So lauten seine Worte:

Quod

Romans II. Buch.
geſchickte und hochgelehrte Leute von ihnen ſelber ge-
worden waͤren. Venereus kunte ſolches nicht glauben/
Es kam aber in demſelben Augenblick ein alter Geiſt-
licher/ der allhier wol bekandt/ und ſehr gelitten war/
here in getretten/ welcher ohne einige Ceremonien ſich
mit an den Tiſch ſetzete/ und nach ihrem Diſcurs for-
ſchete/ dem die Adeliche Frau deſſen Jnnhalt erzeh-
lete/ auch wie Venereus nicht glauben wolte/ daß man
Leute gefunden/ die von ihnen ſelber/ ohne Zuthun ei-
nes Lehrmeiſters/ zu hohen Wiſſenſchafften gelanget
waͤren. Hierauf wandte ſich der Geiſtliche zum Jta-
liaͤner/ und ſprach: Das laſſe ſich mein Herꝛ nicht
wundern/ daß man wol ehe Leute/ ſo genannte Auto-
didactos,
oder ſelbſtgelehrte Maͤnner gehabt/ dann
daß die beruͤhmten Maͤnner Cujacius und Muretus
ohne Lehrmeiſter gelehrt worden/ das iſt/ von ſich ſel-
ber die Griechiſche und Lateiniſche Sprachen erler-
net/ auch in andern Kuͤnſten/ ſonder einige Handlei-
tung/ ſo weit kommen/ daß ſie vor andern/ welche von
Jugend auf den Schulen nachgezogen/ ein Welt-
kuͤndiges Lob erlanget/ Jener eines Rechts-Gelehr-
ten/ dieſer eines Oratoris, iſt uͤberal gnugſam bekandt.
Von Jenem ſagt Papyrius Maſſonius in ejus vita,
Cujacius ſeipſum in Græcis Latinisque politioribus
literis nullô docente erudiit.
Von dieſem iſt zu leſen/
Andreas Schottus in vita Mureti: Muretus, ait, de ſe-
ipſo ſcribit, nullo ſe ad ullam artem, neque privatim,
neque publicè præceptore uſum fuiſſe, idque ſibi inve-
niſſe indomitâ quadam ingenii pervicaciâ, ut nullum
Doctorem triduum ferre poſſet. vid. ejus Orat.
1. Die
Urſache/ daß gelehrige Koͤpffe an etlichen Orten vor
andern gefunden werden/ achtet Janus Huartus in
Scrutinio pag. 684. ſeq.
daß es ſey nicht allein die Maͤſ-
ſigkeit im Eſſen und Trincken/ ſondern auch ein guͤti-
ger Himmel. So lauten ſeine Worte:

Quod
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0671" n="653"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ge&#x017F;chickte und hochgelehrte Leute von ihnen &#x017F;elber ge-<lb/>
worden wa&#x0364;ren. <hi rendition="#aq">Venereus</hi> kunte &#x017F;olches nicht glauben/<lb/>
Es kam aber in dem&#x017F;elben Augenblick ein alter Gei&#x017F;t-<lb/>
licher/ der allhier wol bekandt/ und &#x017F;ehr gelitten war/<lb/>
here in getretten/ welcher ohne einige <hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en &#x017F;ich<lb/>
mit an den Ti&#x017F;ch &#x017F;etzete/ und nach ihrem <hi rendition="#aq">Di&#x017F;curs</hi> for-<lb/>
&#x017F;chete/ dem die Adeliche Frau de&#x017F;&#x017F;en Jnnhalt erzeh-<lb/>
lete/ auch wie <hi rendition="#aq">Venereus</hi> nicht glauben wolte/ daß man<lb/>
Leute gefunden/ die von ihnen &#x017F;elber/ ohne Zuthun ei-<lb/>
nes Lehrmei&#x017F;ters/ zu hohen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften gelanget<lb/>
wa&#x0364;ren. Hierauf wandte &#x017F;ich der Gei&#x017F;tliche zum Jta-<lb/>
lia&#x0364;ner/ und &#x017F;prach: Das la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich mein Her&#xA75B; nicht<lb/>
wundern/ daß man wol ehe Leute/ &#x017F;o genannte <hi rendition="#aq">Auto-<lb/>
didactos,</hi> oder &#x017F;elb&#x017F;tgelehrte Ma&#x0364;nner gehabt/ dann<lb/>
daß die beru&#x0364;hmten Ma&#x0364;nner <hi rendition="#aq">Cujacius</hi> und <hi rendition="#aq">Muretus</hi><lb/>
ohne Lehrmei&#x017F;ter gelehrt worden/ das i&#x017F;t/ von &#x017F;ich &#x017F;el-<lb/>
ber die Griechi&#x017F;che und Lateini&#x017F;che Sprachen erler-<lb/>
net/ auch in andern Ku&#x0364;n&#x017F;ten/ &#x017F;onder einige Handlei-<lb/>
tung/ &#x017F;o weit kommen/ daß &#x017F;ie vor andern/ welche von<lb/>
Jugend auf den Schulen nachgezogen/ ein Welt-<lb/>
ku&#x0364;ndiges Lob erlanget/ Jener eines Rechts-Gelehr-<lb/>
ten/ die&#x017F;er eines <hi rendition="#aq">Oratoris,</hi> i&#x017F;t u&#x0364;beral gnug&#x017F;am bekandt.<lb/>
Von Jenem &#x017F;agt <hi rendition="#aq">Papyrius Ma&#x017F;&#x017F;onius in ejus vita,<lb/>
Cujacius &#x017F;eip&#x017F;um in Græcis Latinisque politioribus<lb/>
literis nullô docente erudiit.</hi> Von die&#x017F;em i&#x017F;t zu le&#x017F;en/<lb/><hi rendition="#aq">Andreas Schottus in vita Mureti: Muretus, ait, de &#x017F;e-<lb/>
ip&#x017F;o &#x017F;cribit, nullo &#x017F;e ad ullam artem, neque privatim,<lb/>
neque publicè præceptore u&#x017F;um fui&#x017F;&#x017F;e, idque &#x017F;ibi inve-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e indomitâ quadam ingenii pervicaciâ, ut nullum<lb/>
Doctorem triduum ferre po&#x017F;&#x017F;et. vid. ejus Orat.</hi> 1. Die<lb/>
Ur&#x017F;ache/ daß gelehrige Ko&#x0364;pffe an etlichen Orten vor<lb/>
andern gefunden werden/ achtet <hi rendition="#aq">Janus Huartus in<lb/>
Scrutinio pag. 684. &#x017F;eq.</hi> daß es &#x017F;ey nicht allein die Ma&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igkeit im E&#x017F;&#x017F;en und Trincken/ &#x017F;ondern auch ein gu&#x0364;ti-<lb/>
ger Himmel. So lauten &#x017F;eine Worte:</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Quod</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[653/0671] Romans II. Buch. geſchickte und hochgelehrte Leute von ihnen ſelber ge- worden waͤren. Venereus kunte ſolches nicht glauben/ Es kam aber in demſelben Augenblick ein alter Geiſt- licher/ der allhier wol bekandt/ und ſehr gelitten war/ here in getretten/ welcher ohne einige Ceremonien ſich mit an den Tiſch ſetzete/ und nach ihrem Diſcurs for- ſchete/ dem die Adeliche Frau deſſen Jnnhalt erzeh- lete/ auch wie Venereus nicht glauben wolte/ daß man Leute gefunden/ die von ihnen ſelber/ ohne Zuthun ei- nes Lehrmeiſters/ zu hohen Wiſſenſchafften gelanget waͤren. Hierauf wandte ſich der Geiſtliche zum Jta- liaͤner/ und ſprach: Das laſſe ſich mein Herꝛ nicht wundern/ daß man wol ehe Leute/ ſo genannte Auto- didactos, oder ſelbſtgelehrte Maͤnner gehabt/ dann daß die beruͤhmten Maͤnner Cujacius und Muretus ohne Lehrmeiſter gelehrt worden/ das iſt/ von ſich ſel- ber die Griechiſche und Lateiniſche Sprachen erler- net/ auch in andern Kuͤnſten/ ſonder einige Handlei- tung/ ſo weit kommen/ daß ſie vor andern/ welche von Jugend auf den Schulen nachgezogen/ ein Welt- kuͤndiges Lob erlanget/ Jener eines Rechts-Gelehr- ten/ dieſer eines Oratoris, iſt uͤberal gnugſam bekandt. Von Jenem ſagt Papyrius Maſſonius in ejus vita, Cujacius ſeipſum in Græcis Latinisque politioribus literis nullô docente erudiit. Von dieſem iſt zu leſen/ Andreas Schottus in vita Mureti: Muretus, ait, de ſe- ipſo ſcribit, nullo ſe ad ullam artem, neque privatim, neque publicè præceptore uſum fuiſſe, idque ſibi inve- niſſe indomitâ quadam ingenii pervicaciâ, ut nullum Doctorem triduum ferre poſſet. vid. ejus Orat. 1. Die Urſache/ daß gelehrige Koͤpffe an etlichen Orten vor andern gefunden werden/ achtet Janus Huartus in Scrutinio pag. 684. ſeq. daß es ſey nicht allein die Maͤſ- ſigkeit im Eſſen und Trincken/ ſondern auch ein guͤti- ger Himmel. So lauten ſeine Worte: Quod

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/671
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/671>, abgerufen am 22.11.2024.