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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
ist der Pfarrer Johannes Dümler bald nach Königsberg gezo-
gen/ und den Ungermann besprochen/ wie ein Mord in seinem
Hauß von dem Küchenmeister an seinem Sohn geschehen wä-
re/ welcher noch in dem Secret stecken solte/ massen ihm das der
Kürschner gesaget. Solches hat den Ungermann befftig ge-
schmertzet daß sein Hauß für eine Mord-Gruben außgeschryen
wurde, Hat derowegen zu dem Kürschner/ dessen Namen
Matthäus Hecht/ geschickt/ (dann er zu Königsberg dazumahl
auf dem Steinthamm gewohnet) und ihn hierüber hören wol-
len. Als er ankommen/ und Herr Ungermann ihm seine Be-
schuldigung in Gegenwart deß Pfarrern und noch anderer gu-
ten Leute vorgehalten/ und warum er solche Lügen auß zuspren-
gen sich erkühnet/ ernstlich befraget/ hat er geantwortet: Es
sey ihm durch ein Gesicht im Traum offenbaret worden/ (dann
er seine Lügen nun mit Träumen und Spiegelsehen hat beschö-
nen müssen/) worauf man bald nach dem Scharffrichter/ Mei-
ster Petern/ zu Königsberg geschickt/ und in Beyseyn glaub-
würdiger Leute/ das Secret eröffnet. Dieweil aber nichts darinn
gefunden worden/ (sintemahl es gantz enge/ und so klein/ daß
auch nicht ein mässiger Hund dardurch möchte zu Boden ge-
bracht werden/) auch der Pfarrer selbst gesehen/ daß er von dem
Kürschner betrogen/ hat er gebeten/ Ungermann wolte ihn sei-
ner Lügen halben/ die er über sein Hauß so freventlich außge-
sprenget/ straffen lassen. Hiermit hat Herr Ungermann von
Stund an nach den Stadt-Dienern geschickt/ weil aber der
Kürschner diß vermercket/ hat er Reiß-auß genommen/ und
sich etliche Zeit der Stadt geäussert/ der Pfarrer aber gebetten/
daß der Ungermann ihn gleichwol zu Recht verfolgen wolte.
Welches er ihm zugesaget/ auch darbey ein Zettelein/ daß er
solches wolte thun/ damit er es seiner Ehe-Frauen in Curland
zeigen könte/ darüber zustellen müssen. Dargegen er/ der Pfar-
rer/ dem Ungermann zugesaget/ daß er ferner gegen ihn nichts
fechten noch suchen wolte/ damit ist er von ihm gar friedlich ab-
geschieden. Nachdem der Kürschner bald darauf sich wieder
nach Königsberg eingefunden/ hat ihn Ungermann alsobald zu
Hof angeklaget/ worüber er auch eingezogen und zu gefäng-
licher Hafft gebracht worden. Jndem aber Ungermann an
das hobe peinliche Halß-Gericht gewiesen/ hat sich der Kürsch-
ner an das elende Recht begeben und beruffen/ worauf ihm
bald ein Procurator, Namens Lucas Gabriel/ zugeordnet
worden.

Hiermit

Deß Academiſchen
iſt der Pfarrer Johannes Duͤmler bald nach Koͤnigsberg gezo-
gen/ und den Ungermann beſprochen/ wie ein Mord in ſeinem
Hauß von dem Kuͤchenmeiſter an ſeinem Sohn geſchehen waͤ-
re/ welcher noch in dem Secret ſtecken ſolte/ maſſen ihm das der
Kuͤrſchner geſaget. Solches hat den Ungermann befftig ge-
ſchmertzet daß ſein Hauß fuͤr eine Mord-Gruben außgeſchryen
wurde, Hat derowegen zu dem Kuͤrſchner/ deſſen Namen
Matthaͤus Hecht/ geſchickt/ (dann er zu Koͤnigsberg dazumahl
auf dem Steinthamm gewohnet) und ihn hieruͤber hoͤren wol-
len. Als er ankommen/ und Herꝛ Ungermann ihm ſeine Be-
ſchuldigung in Gegenwart deß Pfarrern und noch anderer gu-
ten Leute vorgehalten/ und warum er ſolche Luͤgen auß zuſpren-
gen ſich erkuͤhnet/ ernſtlich befraget/ hat er geantwortet: Es
ſey ihm durch ein Geſicht im Traum offenbaret worden/ (dann
er ſeine Luͤgen nun mit Traͤumen und Spiegelſehen hat beſchoͤ-
nen muͤſſen/) worauf man bald nach dem Scharffrichter/ Mei-
ſter Petern/ zu Koͤnigsberg geſchickt/ und in Beyſeyn glaub-
wuͤrdiger Leute/ das Secret eroͤffnet. Dieweil aber nichts darinn
gefunden worden/ (ſintemahl es gantz enge/ und ſo klein/ daß
auch nicht ein maͤſſiger Hund dardurch moͤchte zu Boden ge-
bracht werden/) auch der Pfarrer ſelbſt geſehen/ daß er von dem
Kuͤrſchner betrogen/ hat er gebeten/ Ungermann wolte ihn ſei-
ner Luͤgen halben/ die er uͤber ſein Hauß ſo freventlich außge-
ſprenget/ ſtraffen laſſen. Hiermit hat Herꝛ Ungermann von
Stund an nach den Stadt-Dienern geſchickt/ weil aber der
Kuͤrſchner diß vermercket/ hat er Reiß-auß genommen/ und
ſich etliche Zeit der Stadt geaͤuſſert/ der Pfarrer aber gebetten/
daß der Ungermann ihn gleichwol zu Recht verfolgen wolte.
Welches er ihm zugeſaget/ auch darbey ein Zettelein/ daß er
ſolches wolte thun/ damit er es ſeiner Ehe-Frauen in Curland
zeigen koͤnte/ daruͤber zuſtellen muͤſſen. Dargegen er/ der Pfar-
rer/ dem Ungermann zugeſaget/ daß er ferner gegen ihn nichts
fechten noch ſuchen wolte/ damit iſt er von ihm gar friedlich ab-
geſchieden. Nachdem der Kuͤrſchner bald darauf ſich wieder
nach Koͤnigsberg eingefunden/ hat ihn Ungermann alſobald zu
Hof angeklaget/ woruͤber er auch eingezogen und zu gefaͤng-
licher Hafft gebracht worden. Jndem aber Ungermann an
das hobe peinliche Halß-Gericht gewieſen/ hat ſich der Kuͤrſch-
ner an das elende Recht begeben und beruffen/ worauf ihm
bald ein Procurator, Namens Lucas Gabriel/ zugeordnet
worden.

Hiermit
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[648/0666] Deß Academiſchen iſt der Pfarrer Johannes Duͤmler bald nach Koͤnigsberg gezo- gen/ und den Ungermann beſprochen/ wie ein Mord in ſeinem Hauß von dem Kuͤchenmeiſter an ſeinem Sohn geſchehen waͤ- re/ welcher noch in dem Secret ſtecken ſolte/ maſſen ihm das der Kuͤrſchner geſaget. Solches hat den Ungermann befftig ge- ſchmertzet daß ſein Hauß fuͤr eine Mord-Gruben außgeſchryen wurde, Hat derowegen zu dem Kuͤrſchner/ deſſen Namen Matthaͤus Hecht/ geſchickt/ (dann er zu Koͤnigsberg dazumahl auf dem Steinthamm gewohnet) und ihn hieruͤber hoͤren wol- len. Als er ankommen/ und Herꝛ Ungermann ihm ſeine Be- ſchuldigung in Gegenwart deß Pfarrern und noch anderer gu- ten Leute vorgehalten/ und warum er ſolche Luͤgen auß zuſpren- gen ſich erkuͤhnet/ ernſtlich befraget/ hat er geantwortet: Es ſey ihm durch ein Geſicht im Traum offenbaret worden/ (dann er ſeine Luͤgen nun mit Traͤumen und Spiegelſehen hat beſchoͤ- nen muͤſſen/) worauf man bald nach dem Scharffrichter/ Mei- ſter Petern/ zu Koͤnigsberg geſchickt/ und in Beyſeyn glaub- wuͤrdiger Leute/ das Secret eroͤffnet. Dieweil aber nichts darinn gefunden worden/ (ſintemahl es gantz enge/ und ſo klein/ daß auch nicht ein maͤſſiger Hund dardurch moͤchte zu Boden ge- bracht werden/) auch der Pfarrer ſelbſt geſehen/ daß er von dem Kuͤrſchner betrogen/ hat er gebeten/ Ungermann wolte ihn ſei- ner Luͤgen halben/ die er uͤber ſein Hauß ſo freventlich außge- ſprenget/ ſtraffen laſſen. Hiermit hat Herꝛ Ungermann von Stund an nach den Stadt-Dienern geſchickt/ weil aber der Kuͤrſchner diß vermercket/ hat er Reiß-auß genommen/ und ſich etliche Zeit der Stadt geaͤuſſert/ der Pfarrer aber gebetten/ daß der Ungermann ihn gleichwol zu Recht verfolgen wolte. Welches er ihm zugeſaget/ auch darbey ein Zettelein/ daß er ſolches wolte thun/ damit er es ſeiner Ehe-Frauen in Curland zeigen koͤnte/ daruͤber zuſtellen muͤſſen. Dargegen er/ der Pfar- rer/ dem Ungermann zugeſaget/ daß er ferner gegen ihn nichts fechten noch ſuchen wolte/ damit iſt er von ihm gar friedlich ab- geſchieden. Nachdem der Kuͤrſchner bald darauf ſich wieder nach Koͤnigsberg eingefunden/ hat ihn Ungermann alſobald zu Hof angeklaget/ woruͤber er auch eingezogen und zu gefaͤng- licher Hafft gebracht worden. Jndem aber Ungermann an das hobe peinliche Halß-Gericht gewieſen/ hat ſich der Kuͤrſch- ner an das elende Recht begeben und beruffen/ worauf ihm bald ein Procurator, Namens Lucas Gabriel/ zugeordnet worden. Hiermit

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/666>, abgerufen am 22.11.2024.