Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen zu ihr kommen könte/ oder nicht/ nemlich/ würde sie denFaden loß lassen/ daß er ihn könte zu sich ziehen/ so solle er nur ein wenig verziehen/ weil sie bald bey ihm seyn wolte/ inmassen ihr Mann alsdann schon einge- schlaffen wäre/ der auß dem ersten Schlaff nicht so leicht erwachete. Hielte sie aber den Faden an sich/ so könne er zu diesem mahl nur hingehen/ weil der Mann wachsam sey. Hiermit schieden sie von einander/ und Venereus legete sich am folgenden Tag/ wie hefftig sich auch die Edelleute darwider setzten/ in eine Her- berge/ jedoch muste er gegen den Mittag mit ihnen zu der Constantina gehen/ da sich dann der alte Geitz- Halß/ ihr Mann/ ein wenig angreiffen/ und diese Gäste tractiren muste. Bey dieser Mahlzeit wincke- ten die beyden Verliebten einander gantz unvermerckt mit den Augen/ daß es nemlich bey der Abrede sein Verbleiben haben solle; Und weil der Mann ziem- lich viel Weins eingenommen/ hoffeten sie/ es werde auf den Abend gut gehen. Sie schieden endlich von einander/ und muste chen/
Deß Academiſchen zu ihr kom̃en koͤnte/ oder nicht/ nemlich/ wuͤrde ſie denFaden loß laſſen/ daß er ihn koͤnte zu ſich ziehen/ ſo ſolle er nur ein wenig verziehen/ weil ſie bald bey ihm ſeyn wolte/ inmaſſen ihr Mann alsdann ſchon einge- ſchlaffen waͤre/ der auß dem erſten Schlaff nicht ſo leicht erwachete. Hielte ſie aber den Faden an ſich/ ſo koͤnne er zu dieſem mahl nur hingehen/ weil der Mañ wachſam ſey. Hiermit ſchieden ſie von einander/ und Venereus legete ſich am folgenden Tag/ wie hefftig ſich auch die Edelleute darwider ſetzten/ in eine Her- berge/ jedoch muſte er gegen den Mittag mit ihnen zu der Conſtantina gehen/ da ſich dann der alte Geitz- Halß/ ihr Mann/ ein wenig angreiffen/ und dieſe Gaͤſte tractiren muſte. Bey dieſer Mahlzeit wincke- ten die beyden Verliebten einander gantz unvermerckt mit den Augen/ daß es nemlich bey der Abrede ſein Verbleiben haben ſolle; Und weil der Mann ziem- lich viel Weins eingenommen/ hoffeten ſie/ es werde auf den Abend gut gehen. Sie ſchieden endlich von einander/ und muſte chen/
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Deß Academiſchen
zu ihr kom̃en koͤnte/ oder nicht/ nemlich/ wuͤrde ſie den
Faden loß laſſen/ daß er ihn koͤnte zu ſich ziehen/ ſo
ſolle er nur ein wenig verziehen/ weil ſie bald bey ihm
ſeyn wolte/ inmaſſen ihr Mann alsdann ſchon einge-
ſchlaffen waͤre/ der auß dem erſten Schlaff nicht ſo
leicht erwachete. Hielte ſie aber den Faden an ſich/ ſo
koͤnne er zu dieſem mahl nur hingehen/ weil der Mañ
wachſam ſey. Hiermit ſchieden ſie von einander/ und
Venereus legete ſich am folgenden Tag/ wie hefftig
ſich auch die Edelleute darwider ſetzten/ in eine Her-
berge/ jedoch muſte er gegen den Mittag mit ihnen zu
der Conſtantina gehen/ da ſich dann der alte Geitz-
Halß/ ihr Mann/ ein wenig angreiffen/ und dieſe
Gaͤſte tractiren muſte. Bey dieſer Mahlzeit wincke-
ten die beyden Verliebten einander gantz unvermerckt
mit den Augen/ daß es nemlich bey der Abrede ſein
Verbleiben haben ſolle; Und weil der Mann ziem-
lich viel Weins eingenommen/ hoffeten ſie/ es werde
auf den Abend gut gehen.
Sie ſchieden endlich von einander/ und muſte
Venereus auf den Abend mit den vorigen Edelleuten
fpeiſen. Er gieng aber fuͤhzeitig nach ſeiner Herberge/
und um die beſtim̃te Stunde tratt er vor deß Kauff-
manns Hauß/ da er den Faden fand/ an welchem er
ſachtmuͤthig zog/ und weil derſelbe bald loßgelaſſen
ward/ faſſete er einen Muth/ und Hoffnung/ daß die
Conſtantina bald bey ihm ſeyn wuͤrde. Dieſe hatte ih-
re Magd nach ihrem Willen/ welche den Venereum
bald einließ/ und in ein kleines Zimmer fuͤhrete/ allwo
ſich die Dame in ihrem Schlaff-Kleid bey ihm einſtel-
lete/ und thaͤten ſie daſelbſt/ was ihnen wol gefiel/ dañ
Venereus wuſte von keiner andern Lebens-Art/ als
von dieſer. Endlich riethe ihnen die ſpaͤte Nacht/ wie-
der von einander zu gehen/ jedoch mit dem Verſpre-
chen/
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