Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. könte/ alsdann würde mir das Jawort gar leicht vom Mundegehen. Allein/ gleich wie mir Jenes unmüglich/ also ist auch auf dieses nimmermehr ein Absehen oder Hoffnung zu machen. Und wie nun Monsieur über diese meine Antwort/ mit Nein/ nicht erschrecken wird/ also kan ich ihn desto gewisser ver- sichern/ daß ich in dieser Resolution beständig bleiben/ und da- fern er mir gleich mit weiterm Anhalten Angst machen wol- te/ mich zu keinem Bündnüß verstehen werde. Dann welche Noth triebe mich/ eines andern Menschen Sclavin zu wer- den? Traun nicht Armuth/ dann ich kan von meinem Interesse zwey Männer ernähren. Nicht Ehre/ dann ein Bürgerlich Weib/ welches sich Adelich verheyrathet/ wird bey den Ade- lichen Weibern verachtet/ und von ihres Gleichen außge- lachet. So darff ich auch nicht der Liebe wegen eine so gefähr- liche Veränderung vornehmen/ dann ich ja in meiner hitzigen Jugend nicht Mann-tolle gewesen; Also/ wie solte ich jetzt bey meinem kalten Alter auf dergleichen Thorheit gerathen. Keine Manns-Person soll sich rühmen/ daß ich nach ihm ge- sehen/ ich geschweige/ ihm nachgelauffen/ oder sonst eine Sehnsucht an mir mercken lassen. Jm übrigen wünsche ich ihm ein solches Glück/ wo er Schönheit/ Verstand/ Reich- thum/ und zuförderst einen guten Adel antreffen möge. Jch aber bleibe bey der Regul: Gleich und Gleich gesellen sich gerne. Adieu. Dieser Brieff reitzete den jähzornigen Jtaliäner Haut-Knochen- und Runtzel-reiche Jungfrau! Rühmet euch doch nicht eurer Keuschheit/ dann kein Mensch lichkeit Q q 3
Romans II. Buch. koͤnte/ alsdann wuͤrde mir das Jawort gar leicht vom Mundegehen. Allein/ gleich wie mir Jenes unmuͤglich/ alſo iſt auch auf dieſes nim̃ermehr ein Abſehen oder Hoffnung zu machen. Und wie nun Monſieur uͤber dieſe meine Antwort/ mit Nein/ nicht erſchrecken wird/ alſo kan ich ihn deſto gewiſſer ver- ſichern/ daß ich in dieſer Reſolution beſtaͤndig bleiben/ und da- fern er mir gleich mit weiterm Anhalten Angſt machen wol- te/ mich zu keinem Buͤndnuͤß verſtehen werde. Dann welche Noth triebe mich/ eines andern Menſchen Sclavin zu wer- den? Traun nicht Armuth/ dañ ich kan von meinem Intereſſe zwey Maͤnner ernaͤhren. Nicht Ehre/ dann ein Bürgerlich Weib/ welches ſich Adelich verheyrathet/ wird bey den Ade- lichen Weibern verachtet/ und von ihres Gleichen außge- lachet. So darff ich auch nicht der Liebe wegen eine ſo gefaͤhr- liche Veraͤnderung vornehmen/ dann ich ja in meiner hitzigen Jugend nicht Mann-tolle geweſen; Alſo/ wie ſolte ich jetzt bey meinem kalten Alter auf dergleichen Thorheit gerathen. Keine Manns-Perſon ſoll ſich ruͤhmen/ daß ich nach ihm ge- ſehen/ ich geſchweige/ ihm nachgelauffen/ oder ſonſt eine Sehnſucht an mir mercken laſſen. Jm uͤbrigen wuͤnſche ich ihm ein ſolches Gluͤck/ wo er Schoͤnheit/ Verſtand/ Reich- thum/ und zufoͤrderſt einen guten Adel antreffen moͤge. Jch aber bleibe bey der Regul: Gleich und Gleich geſellen ſich gerne. Adieu. Dieſer Brieff reitzete den jaͤhzornigen Jtaliaͤner Haut-Knochen- und Runtzel-reiche Jungfrau! Ruͤhmet euch doch nicht eurer Keuſchheit/ dann kein Menſch lichkeit Q q 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <floatingText> <body> <p><pb facs="#f0631" n="613"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/> koͤnte/ alsdann wuͤrde mir das Jawort gar leicht vom Munde<lb/> gehen. Allein/ gleich wie mir Jenes unmuͤglich/ alſo iſt auch<lb/> auf dieſes nim̃ermehr ein Abſehen oder Hoffnung zu machen.<lb/> Und wie nun <hi rendition="#aq">Monſieur</hi> uͤber dieſe meine Antwort/ mit Nein/<lb/> nicht erſchrecken wird/ alſo kan ich ihn deſto gewiſſer ver-<lb/> ſichern/ daß ich in dieſer <hi rendition="#aq">Reſolution</hi> beſtaͤndig bleiben/ und da-<lb/> fern er mir gleich mit weiterm Anhalten Angſt machen wol-<lb/> te/ mich zu keinem Buͤndnuͤß verſtehen werde. Dann welche<lb/> Noth triebe mich/ eines andern Menſchen Sclavin zu wer-<lb/> den? Traun nicht Armuth/ dañ ich kan von meinem <hi rendition="#aq">Intereſſe</hi><lb/> zwey Maͤnner ernaͤhren. Nicht Ehre/ dann ein Bürgerlich<lb/> Weib/ welches ſich Adelich verheyrathet/ wird bey den Ade-<lb/> lichen Weibern verachtet/ und von ihres Gleichen außge-<lb/> lachet. So darff ich auch nicht der Liebe wegen eine ſo gefaͤhr-<lb/> liche Veraͤnderung vornehmen/ dann ich ja in meiner hitzigen<lb/> Jugend nicht Mann-tolle geweſen; Alſo/ wie ſolte ich jetzt<lb/> bey meinem kalten Alter auf dergleichen Thorheit gerathen.<lb/> Keine Manns-Perſon ſoll ſich ruͤhmen/ daß ich nach ihm ge-<lb/> ſehen/ ich geſchweige/ ihm nachgelauffen/ oder ſonſt eine<lb/> Sehnſucht an mir mercken laſſen. Jm uͤbrigen wuͤnſche ich<lb/> ihm ein ſolches Gluͤck/ wo er Schoͤnheit/ Verſtand/ Reich-<lb/> thum/ und zufoͤrderſt einen guten Adel antreffen moͤge. Jch<lb/> aber bleibe bey der Regul: Gleich und Gleich geſellen ſich<lb/> gerne.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#k">Adieu.</hi> </hi> </hi> </hi> </salute> </closer> </body> </floatingText><lb/> <p>Dieſer Brieff reitzete den jaͤhzornigen Jtaliaͤner<lb/> zu einem groſſen Grimm/ und weil es den <hi rendition="#aq">Hoſpes</hi><lb/> ſelber verdroſſe/ daß die Jungfrau ſeine Parthey<lb/> nicht annehmen wolte/ halff er dem <hi rendition="#aq">Venereo</hi> folgen-<lb/> des Antwort-Schreiben <hi rendition="#aq">ſtyliſi</hi>ren:</p><lb/> <floatingText> <body> <salute> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Haut-Knochen- und Runtzel-reiche</hi><lb/> Jungfrau!</hi> </salute><lb/> <p><hi rendition="#in">R</hi>uͤhmet euch doch nicht eurer Keuſchheit/ dann kein Menſch<lb/> mit euren Haut und Beinen eine Suͤnde begehen kan/ ſon-<lb/> dern man wuͤrde es eine Knochen- und Bein-Suͤnde/ oder eine<lb/> Pein deß Feg-Feuers nennen muͤſſen. Wer ſolte oder wolte aber<lb/> ſo ungluͤcklich ſeyn/ und eine ſolche Adams-Ribbe beflecken/ wel-<lb/> ches im Paradiß mit Fleiſch uͤberzogen geweſen/ nun aber in<lb/> ſeiner erſten Geſtalt erſcheinet. Wann die Seelen eine Empfind-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q q 3</fw><fw place="bottom" type="catch">lichkeit</fw><lb/></p> </body> </floatingText> </div> </div> </body> </text> </TEI> [613/0631]
Romans II. Buch.
koͤnte/ alsdann wuͤrde mir das Jawort gar leicht vom Munde
gehen. Allein/ gleich wie mir Jenes unmuͤglich/ alſo iſt auch
auf dieſes nim̃ermehr ein Abſehen oder Hoffnung zu machen.
Und wie nun Monſieur uͤber dieſe meine Antwort/ mit Nein/
nicht erſchrecken wird/ alſo kan ich ihn deſto gewiſſer ver-
ſichern/ daß ich in dieſer Reſolution beſtaͤndig bleiben/ und da-
fern er mir gleich mit weiterm Anhalten Angſt machen wol-
te/ mich zu keinem Buͤndnuͤß verſtehen werde. Dann welche
Noth triebe mich/ eines andern Menſchen Sclavin zu wer-
den? Traun nicht Armuth/ dañ ich kan von meinem Intereſſe
zwey Maͤnner ernaͤhren. Nicht Ehre/ dann ein Bürgerlich
Weib/ welches ſich Adelich verheyrathet/ wird bey den Ade-
lichen Weibern verachtet/ und von ihres Gleichen außge-
lachet. So darff ich auch nicht der Liebe wegen eine ſo gefaͤhr-
liche Veraͤnderung vornehmen/ dann ich ja in meiner hitzigen
Jugend nicht Mann-tolle geweſen; Alſo/ wie ſolte ich jetzt
bey meinem kalten Alter auf dergleichen Thorheit gerathen.
Keine Manns-Perſon ſoll ſich ruͤhmen/ daß ich nach ihm ge-
ſehen/ ich geſchweige/ ihm nachgelauffen/ oder ſonſt eine
Sehnſucht an mir mercken laſſen. Jm uͤbrigen wuͤnſche ich
ihm ein ſolches Gluͤck/ wo er Schoͤnheit/ Verſtand/ Reich-
thum/ und zufoͤrderſt einen guten Adel antreffen moͤge. Jch
aber bleibe bey der Regul: Gleich und Gleich geſellen ſich
gerne.
Adieu.
Dieſer Brieff reitzete den jaͤhzornigen Jtaliaͤner
zu einem groſſen Grimm/ und weil es den Hoſpes
ſelber verdroſſe/ daß die Jungfrau ſeine Parthey
nicht annehmen wolte/ halff er dem Venereo folgen-
des Antwort-Schreiben ſtyliſiren:
Haut-Knochen- und Runtzel-reiche
Jungfrau!
Ruͤhmet euch doch nicht eurer Keuſchheit/ dann kein Menſch
mit euren Haut und Beinen eine Suͤnde begehen kan/ ſon-
dern man wuͤrde es eine Knochen- und Bein-Suͤnde/ oder eine
Pein deß Feg-Feuers nennen muͤſſen. Wer ſolte oder wolte aber
ſo ungluͤcklich ſeyn/ und eine ſolche Adams-Ribbe beflecken/ wel-
ches im Paradiß mit Fleiſch uͤberzogen geweſen/ nun aber in
ſeiner erſten Geſtalt erſcheinet. Wann die Seelen eine Empfind-
lichkeit
Q q 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/631 |
Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/631>, abgerufen am 22.07.2024. |