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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
ruhen lässet/ je steiffer er wird; Also auch/ wann man die Weiber
müssig gehen lässet/ wird auch nicht viel Gutes darauß; Keiner
von ihnen lässet sich gerne zäumen. Der Maul-Esel ist so wilde/
daß er auch deß Nachts im Schlaff schläget und schreyet, Das
Weib liget auch öffters im Bette/ und ruhet doch deßwegen
nicht. Endlich wird einer einen Maul-Esel allezeit so lang für
gar fromm angesehen haben/ biß er endlich einmahl seinen Herrn
zu guter Letzt mit einem Schlag belohnet; Ein Weib wird für
gar verständig gehalten werden/ biß ihre Thorheit einmahl auß-
bricht; Weßhalben die Araber/ die der Mahometanischen Re-
ligion
zugethan seynd/ die Weiber in solchem Abscheu haben/ daß
sie für einen vesten Religions- und Glaubens- Articul halten/ sie
werden nach diesem Leben ein absonderliches Paradieß haben/
dann/ wann die Weiber zu ihnen hinein kämen/ meynen sie/ daß
ihnen allen ihre Freude würde verstöret werden. Was können
die Weiber aber für einen bessern Richter unter den Männern
erwählen/ als den Salomonem, der ihrer so viel versuchet hat/
und doch fraget: Mulierem fortem quis inveniet? Wo findet
man ein weises und Tugendhafftes Weib? Und nachdem er sie
mit einem Abgrund verglichen/ beschliesset er: Daß der Weiber
Boßheit über alle Boßheit gehe; Ja/ daß der Männer Boßheit
oder Mangel besser sey/ als der Weiber Güte und Tugend.

Diesem antwortete der Hospes: Daß er sonderliche Ur-
sach haben müste/ seinen Affecten so weit Statt zu geben/ und
das Frauen-Zimmer dergestalt/ wie geschehen/ wider aller an-
dern Männer Opinion anzugreiffen/ welche alle gnugsam er-
weisen/ daß keiner/ (und nicht ohne Ursach/) seiner Meynung
sey/ indeme sie das Frauenzimmer aufs höchste suchen/ und cares-
si
ren/ zu geschweigen der AEstime, die ein Jeder für sie hat/ dann
man pfleget kein Ding zu suchen/ noch zu aestimiren/ das verach-
tet ist. Daß aber das Frauenzimmer edeler sey/ als die Männer/
wird fürnemlich auß dem Ort/ auß der Materie, in und auß der
Ordnung ihrer Schöpffung bewiesen. Was das Erste anbe-
langet/ so hat Adam nicht die Ehre gehabt/ daß er/ wie die Eva
im Jrrdischen Paradieß/ sey erschaffen worden. Zum Andern
ist sie auß einer viel edlern Materie erschaffen worden/ als der
Adam; Dann der Mann ist auß blosser Erden/ die Frau aber
auß deß Mannes Rippen gemacht worden; Und darum sagen
auch etliche/ daß sie so gerne an deß Mannes Seite sey. Zum
Dritten/ die Ordnung der Schöpffung betreffend/ siehet man/
daß GOtt in den vermengten Corporibus von den geringsten

Dingen

Romans II. Buch.
ruhen laͤſſet/ je ſteiffer er wird; Alſo auch/ wann man die Weiber
muͤſſig gehen laͤſſet/ wird auch nicht viel Gutes darauß; Keiner
von ihnen laͤſſet ſich gerne zaͤumen. Der Maul-Eſel iſt ſo wilde/
daß er auch deß Nachts im Schlaff ſchlaͤget und ſchreyet, Das
Weib liget auch oͤffters im Bette/ und ruhet doch deßwegen
nicht. Endlich wird einer einen Maul-Eſel allezeit ſo lang fuͤr
gar fromm angeſehen haben/ biß er endlich einmahl ſeinen Herꝛn
zu guter Letzt mit einem Schlag belohnet; Ein Weib wird fuͤr
gar verſtaͤndig gehalten werden/ biß ihre Thorheit einmahl auß-
bricht; Weßhalben die Araber/ die der Mahometaniſchen Re-
ligion
zugethan ſeynd/ die Weiber in ſolchem Abſcheu haben/ daß
ſie fuͤr einen veſten Religions- und Glaubens- Articul halten/ ſie
werden nach dieſem Leben ein abſonderliches Paradieß haben/
dann/ wann die Weiber zu ihnen hinein kaͤmen/ meynen ſie/ daß
ihnen allen ihre Freude wuͤrde verſtoͤret werden. Was koͤnnen
die Weiber aber fuͤr einen beſſern Richter unter den Maͤnnern
erwaͤhlen/ als den Salomonem, der ihrer ſo viel verſuchet hat/
und doch fraget: Mulierem fortem quis inveniet? Wo findet
man ein weiſes und Tugendhafftes Weib? Und nachdem er ſie
mit einem Abgrund verglichen/ beſchlieſſet er: Daß der Weiber
Boßheit uͤber alle Boßheit gehe; Ja/ daß der Maͤnner Boßheit
oder Mangel beſſer ſey/ als der Weiber Guͤte und Tugend.

Dieſem antwortete der Hoſpes: Daß er ſonderliche Ur-
ſach haben muͤſte/ ſeinen Affecten ſo weit Statt zu geben/ und
das Frauen-Zimmer dergeſtalt/ wie geſchehen/ wider aller an-
dern Maͤnner Opinion anzugreiffen/ welche alle gnugſam er-
weiſen/ daß keiner/ (und nicht ohne Urſach/) ſeiner Meynung
ſey/ indeme ſie das Frauenzim̃er aufs hoͤchſte ſuchen/ und careſ-
ſi
ren/ zu geſchweigen der Æſtime, die ein Jeder fuͤr ſie hat/ dann
man pfleget kein Ding zu ſuchen/ noch zu æſtimiren/ das verach-
tet iſt. Daß aber das Frauenzimmer edeler ſey/ als die Maͤnner/
wird fuͤrnemlich auß dem Ort/ auß der Materie, in und auß der
Ordnung ihrer Schoͤpffung bewieſen. Was das Erſte anbe-
langet/ ſo hat Adam nicht die Ehre gehabt/ daß er/ wie die Eva
im Jrꝛdiſchen Paradieß/ ſey erſchaffen worden. Zum Andern
iſt ſie auß einer viel edlern Materie erſchaffen worden/ als der
Adam; Dann der Mann iſt auß bloſſer Erden/ die Frau aber
auß deß Mannes Rippen gemacht worden; Und darum ſagen
auch etliche/ daß ſie ſo gerne an deß Mannes Seite ſey. Zum
Dritten/ die Ordnung der Schoͤpffung betreffend/ ſiehet man/
daß GOtt in den vermengten Corporibus von den geringſten

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[605/0623] Romans II. Buch. ruhen laͤſſet/ je ſteiffer er wird; Alſo auch/ wann man die Weiber muͤſſig gehen laͤſſet/ wird auch nicht viel Gutes darauß; Keiner von ihnen laͤſſet ſich gerne zaͤumen. Der Maul-Eſel iſt ſo wilde/ daß er auch deß Nachts im Schlaff ſchlaͤget und ſchreyet, Das Weib liget auch oͤffters im Bette/ und ruhet doch deßwegen nicht. Endlich wird einer einen Maul-Eſel allezeit ſo lang fuͤr gar fromm angeſehen haben/ biß er endlich einmahl ſeinen Herꝛn zu guter Letzt mit einem Schlag belohnet; Ein Weib wird fuͤr gar verſtaͤndig gehalten werden/ biß ihre Thorheit einmahl auß- bricht; Weßhalben die Araber/ die der Mahometaniſchen Re- ligion zugethan ſeynd/ die Weiber in ſolchem Abſcheu haben/ daß ſie fuͤr einen veſten Religions- und Glaubens- Articul halten/ ſie werden nach dieſem Leben ein abſonderliches Paradieß haben/ dann/ wann die Weiber zu ihnen hinein kaͤmen/ meynen ſie/ daß ihnen allen ihre Freude wuͤrde verſtoͤret werden. Was koͤnnen die Weiber aber fuͤr einen beſſern Richter unter den Maͤnnern erwaͤhlen/ als den Salomonem, der ihrer ſo viel verſuchet hat/ und doch fraget: Mulierem fortem quis inveniet? Wo findet man ein weiſes und Tugendhafftes Weib? Und nachdem er ſie mit einem Abgrund verglichen/ beſchlieſſet er: Daß der Weiber Boßheit uͤber alle Boßheit gehe; Ja/ daß der Maͤnner Boßheit oder Mangel beſſer ſey/ als der Weiber Guͤte und Tugend. Dieſem antwortete der Hoſpes: Daß er ſonderliche Ur- ſach haben muͤſte/ ſeinen Affecten ſo weit Statt zu geben/ und das Frauen-Zimmer dergeſtalt/ wie geſchehen/ wider aller an- dern Maͤnner Opinion anzugreiffen/ welche alle gnugſam er- weiſen/ daß keiner/ (und nicht ohne Urſach/) ſeiner Meynung ſey/ indeme ſie das Frauenzim̃er aufs hoͤchſte ſuchen/ und careſ- ſiren/ zu geſchweigen der Æſtime, die ein Jeder fuͤr ſie hat/ dann man pfleget kein Ding zu ſuchen/ noch zu æſtimiren/ das verach- tet iſt. Daß aber das Frauenzimmer edeler ſey/ als die Maͤnner/ wird fuͤrnemlich auß dem Ort/ auß der Materie, in und auß der Ordnung ihrer Schoͤpffung bewieſen. Was das Erſte anbe- langet/ ſo hat Adam nicht die Ehre gehabt/ daß er/ wie die Eva im Jrꝛdiſchen Paradieß/ ſey erſchaffen worden. Zum Andern iſt ſie auß einer viel edlern Materie erſchaffen worden/ als der Adam; Dann der Mann iſt auß bloſſer Erden/ die Frau aber auß deß Mannes Rippen gemacht worden; Und darum ſagen auch etliche/ daß ſie ſo gerne an deß Mannes Seite ſey. Zum Dritten/ die Ordnung der Schoͤpffung betreffend/ ſiehet man/ daß GOtt in den vermengten Corporibus von den geringſten Dingen

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/623>, abgerufen am 22.11.2024.