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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
all zu späth würden zu bereuen haben. Was den
Schäfer belanget/ hat man solchen darauf ins Ge-
fängnüß geleget/ und die Sache an die höchste Obrig-
keit gelangen lassen/ die 4. Gerichts-Assessores aber
thäten unserm Venereo eine Abbitte/ und nöthigten
ihn noch etliche Tage bey ihnen zu bleiben/ so wolten
sie ihn auf allgemeine Staats-Unkosten defrayren/
welches eben das rechte Wasser auf seine Mühle war/
wornach er laurete.

Er nahm solches demnach an/ und versprach/
zwey Tage sich allhier aufzuhalten/ biß er auß dem
Schröcken sich völlig wieder möchte recolligiret ha-
ben. Man legte ihn in eine Herberge/ allwo er bekam/
was er verlangete/ aber das Beste mangelte ihm dan-
noch/ welches war das Frauen-Wildpräth/ ohne
welches er nicht lange leben kunte. Deß Burger-
meisters junge Frau überredete ihren Mann/ daß es
gut sey/ wann sie mit etlichen Frauen auß der Nach-
barschafft zu diesem Herrn giengen/ und ihn völlig
befriedigten/ wo man anders nicht einige Ungelegen-
heit von ihm wolle zu besorgen haben. Solches gab
der alte Narr willig zu/ und also nahme sie etliche
junge Frauen und Jungfrauen zu sich/ wie auch schö-
ne Speisen und Früchten/ und tractireten den Vene-
reum
nach ihrem besten Vermögen/ welcher auch bald
sahe/ worauf es mit der Burgermeisterin angesehen
sey; Dahero/ und weil diese eben das Jenige suchte/
nahmen sie mit einander Abrede/ daß sie es ihm wol-
te zu wissen thun/ wann ihr Mann auf seinen Mäyer-
Hof/ auf welchem er Kornschnitter hätte/ außgehen
würde/ so könne er sich zu ihr begeben/ und die gantze
Nacht in aller Frölichkeit bey ihr zubringen/ dann sie
liebe seine Person mehr/ als ihren alten Mann/ dar-
um habe sie auch also für seine Erledigung gebet-

ten/

Deß Academiſchen
all zu ſpaͤth wuͤrden zu bereuen haben. Was den
Schaͤfer belanget/ hat man ſolchen darauf ins Ge-
faͤngnuͤß geleget/ und die Sache an die hoͤchſte Obrig-
keit gelangen laſſen/ die 4. Gerichts-Aſſeſſores aber
thaͤten unſerm Venereo eine Abbitte/ und noͤthigten
ihn noch etliche Tage bey ihnen zu bleiben/ ſo wolten
ſie ihn auf allgemeine Staats-Unkoſten defrayren/
welches eben das rechte Waſſer auf ſeine Muͤhle war/
wornach er laurete.

Er nahm ſolches demnach an/ und verſprach/
zwey Tage ſich allhier aufzuhalten/ biß er auß dem
Schroͤcken ſich voͤllig wiedeꝛ moͤchte recolligiret ha-
ben. Man legte ihn in eine Herberge/ allwo er bekam/
was er verlangete/ aber das Beſte mangelte ihm dan-
noch/ welches war das Frauen-Wildpraͤth/ ohne
welches er nicht lange leben kunte. Deß Burger-
meiſters junge Frau uͤberredete ihren Mann/ daß es
gut ſey/ wann ſie mit etlichen Frauen auß der Nach-
barſchafft zu dieſem Herꝛn giengen/ und ihn voͤllig
befriedigten/ wo man anders nicht einige Ungelegen-
heit von ihm wolle zu beſorgen haben. Solches gab
der alte Narꝛ willig zu/ und alſo nahme ſie etliche
junge Frauen und Jungfrauen zu ſich/ wie auch ſchoͤ-
ne Speiſen und Fruͤchten/ und tractireten den Vene-
reum
nach ihrem beſten Vermoͤgen/ welcher auch bald
ſahe/ worauf es mit der Burgermeiſterin angeſehen
ſey; Dahero/ und weil dieſe eben das Jenige ſuchte/
nahmen ſie mit einander Abrede/ daß ſie es ihm wol-
te zu wiſſen thun/ wann ihr Mann auf ſeinen Maͤyer-
Hof/ auf welchem er Kornſchnitter haͤtte/ außgehen
wuͤrde/ ſo koͤnne er ſich zu ihr begeben/ und die gantze
Nacht in aller Froͤlichkeit bey ihr zubringen/ dann ſie
liebe ſeine Perſon mehr/ als ihren alten Mann/ dar-
um habe ſie auch alſo fuͤr ſeine Erledigung gebet-

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[594/0612] Deß Academiſchen all zu ſpaͤth wuͤrden zu bereuen haben. Was den Schaͤfer belanget/ hat man ſolchen darauf ins Ge- faͤngnuͤß geleget/ und die Sache an die hoͤchſte Obrig- keit gelangen laſſen/ die 4. Gerichts-Aſſeſſores aber thaͤten unſerm Venereo eine Abbitte/ und noͤthigten ihn noch etliche Tage bey ihnen zu bleiben/ ſo wolten ſie ihn auf allgemeine Staats-Unkoſten defrayren/ welches eben das rechte Waſſer auf ſeine Muͤhle war/ wornach er laurete. Er nahm ſolches demnach an/ und verſprach/ zwey Tage ſich allhier aufzuhalten/ biß er auß dem Schroͤcken ſich voͤllig wiedeꝛ moͤchte recolligiret ha- ben. Man legte ihn in eine Herberge/ allwo er bekam/ was er verlangete/ aber das Beſte mangelte ihm dan- noch/ welches war das Frauen-Wildpraͤth/ ohne welches er nicht lange leben kunte. Deß Burger- meiſters junge Frau uͤberredete ihren Mann/ daß es gut ſey/ wann ſie mit etlichen Frauen auß der Nach- barſchafft zu dieſem Herꝛn giengen/ und ihn voͤllig befriedigten/ wo man anders nicht einige Ungelegen- heit von ihm wolle zu beſorgen haben. Solches gab der alte Narꝛ willig zu/ und alſo nahme ſie etliche junge Frauen und Jungfrauen zu ſich/ wie auch ſchoͤ- ne Speiſen und Fruͤchten/ und tractireten den Vene- reum nach ihrem beſten Vermoͤgen/ welcher auch bald ſahe/ worauf es mit der Burgermeiſterin angeſehen ſey; Dahero/ und weil dieſe eben das Jenige ſuchte/ nahmen ſie mit einander Abrede/ daß ſie es ihm wol- te zu wiſſen thun/ wann ihr Mann auf ſeinen Maͤyer- Hof/ auf welchem er Kornſchnitter haͤtte/ außgehen wuͤrde/ ſo koͤnne er ſich zu ihr begeben/ und die gantze Nacht in aller Froͤlichkeit bey ihr zubringen/ dann ſie liebe ſeine Perſon mehr/ als ihren alten Mann/ dar- um habe ſie auch alſo fuͤr ſeine Erledigung gebet- ten/

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/612>, abgerufen am 22.11.2024.