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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
ger auß einiger Unwissenheit und Dummheit/ sondern/
wann er nach Erwehnung der Gefahr befinde/ daß
seine Ehre erfordere/ ihr zu widerstehen/ so thäte er
solches auß blossem Respect der Tugend/ und erwiese
sich unermüdet/ alle Last und Arbeit außzustehen/ ja
selbst unüberwindlich biß in den Tod. Er vergnügete
sich nicht darmit/ daß er eine gute und gerechte Sache
hätte/ sondern er nehme ihm auch vor/ solche durch gu-
te und gerechte Mittel außzuführen; Wären aber
gedachte Mittel den Gesetzen deß Vatterlandes zu-
wider/ stünde er lieber von seinem habenden Recht
ab/ als daß er denselben irgends worinn zuwider leben
solte. Worauß unsere Balger und Duellisten abneh-
men können/ daß sie der wahren Ehre verfehlen/ und
nur deren Schatten nachjagen; Alldieweil die Ehre
und die Gerechtigkeit/ oder der Gehorsam/ gegen die
Gesetze allezeit neben einander gehen müssen. Seine
äusserste Zuflucht hätte er zu dem Degen/ er führete
ihn aber nicht so sehr/ andere zu attaquiren/ als sich
selbst darmit zu defendiren/ und thäte es dannoch
allezeit gleichsam gezwungen/ und wann kein ander
Mittel vorhanden/ seine und seines Nächsten Ehre
und Leben zu retten. Dahero führete Niemand den
Degen mit grösserer Zierde/ oder Gewißheit/ als er/
weil ihm nimmer etwas vor den Augen schimmerte/
das ihn auß einer guten Stellung deß Leibes oder Be-
wandtnüß deß Gemüths bringen solte/ es gülte ihm
alles gleich/ auf was Weise er sterbe/ und erwählete
deß wegen nicht/ diesen oder jenen Tod/ sondern er ge-
be sich williglich in den/ der ihm am ersten vorkäme.
Ja/ es taurete ihn mehr nicht/ als daß ihm dardurch
die Mittel benommen würden/ seinem Herrn/ oder
seinem Vatterland/ weiter treue Dienste zu leisten.
Wäre er so unglücklich/ daß er gefangen/ oder irgend

in

Deß Academiſchen
ger auß einiger Unwiſſenheit und Dum̃heit/ ſondern/
wann er nach Erwehnung der Gefahr befinde/ daß
ſeine Ehre erfordere/ ihr zu widerſtehen/ ſo thaͤte er
ſolches auß bloſſem Reſpect der Tugend/ und erwieſe
ſich unermuͤdet/ alle Laſt und Arbeit außzuſtehen/ ja
ſelbſt unuͤberwindlich biß in den Tod. Er vergnuͤgete
ſich nicht darmit/ daß er eine gute und gerechte Sache
haͤtte/ ſondern er nehme ihm auch vor/ ſolche durch gu-
te und gerechte Mittel außzufuͤhren; Waͤren aber
gedachte Mittel den Geſetzen deß Vatterlandes zu-
wider/ ſtuͤnde er lieber von ſeinem habenden Recht
ab/ als daß er denſelben irgends worinn zuwider leben
ſolte. Worauß unſere Balger und Duelliſten abneh-
men koͤnnen/ daß ſie der wahren Ehre verfehlen/ und
nur deren Schatten nachjagen; Alldieweil die Ehre
und die Gerechtigkeit/ oder der Gehorſam/ gegen die
Geſetze allezeit neben einander gehen muͤſſen. Seine
aͤuſſerſte Zuflucht haͤtte er zu dem Degen/ er fuͤhrete
ihn aber nicht ſo ſehr/ andere zu attaquiren/ als ſich
ſelbſt darmit zu defendiren/ und thaͤte es dannoch
allezeit gleichſam gezwungen/ und wann kein ander
Mittel vorhanden/ ſeine und ſeines Naͤchſten Ehre
und Leben zu retten. Dahero fuͤhrete Niemand den
Degen mit groͤſſerer Zierde/ oder Gewißheit/ als er/
weil ihm nimmer etwas vor den Augen ſchimmerte/
das ihn auß einer guten Stellung deß Leibes oder Be-
wandtnuͤß deß Gemuͤths bringen ſolte/ es guͤlte ihm
alles gleich/ auf was Weiſe er ſterbe/ und erwaͤhlete
deß wegen nicht/ dieſen oder jenen Tod/ ſondern er ge-
be ſich williglich in den/ der ihm am erſten vorkaͤme.
Ja/ es taurete ihn mehr nicht/ als daß ihm dardurch
die Mittel benommen wuͤrden/ ſeinem Herꝛn/ oder
ſeinem Vatterland/ weiter treue Dienſte zu leiſten.
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[566/0582] Deß Academiſchen ger auß einiger Unwiſſenheit und Dum̃heit/ ſondern/ wann er nach Erwehnung der Gefahr befinde/ daß ſeine Ehre erfordere/ ihr zu widerſtehen/ ſo thaͤte er ſolches auß bloſſem Reſpect der Tugend/ und erwieſe ſich unermuͤdet/ alle Laſt und Arbeit außzuſtehen/ ja ſelbſt unuͤberwindlich biß in den Tod. Er vergnuͤgete ſich nicht darmit/ daß er eine gute und gerechte Sache haͤtte/ ſondern er nehme ihm auch vor/ ſolche durch gu- te und gerechte Mittel außzufuͤhren; Waͤren aber gedachte Mittel den Geſetzen deß Vatterlandes zu- wider/ ſtuͤnde er lieber von ſeinem habenden Recht ab/ als daß er denſelben irgends worinn zuwider leben ſolte. Worauß unſere Balger und Duelliſten abneh- men koͤnnen/ daß ſie der wahren Ehre verfehlen/ und nur deren Schatten nachjagen; Alldieweil die Ehre und die Gerechtigkeit/ oder der Gehorſam/ gegen die Geſetze allezeit neben einander gehen muͤſſen. Seine aͤuſſerſte Zuflucht haͤtte er zu dem Degen/ er fuͤhrete ihn aber nicht ſo ſehr/ andere zu attaquiren/ als ſich ſelbſt darmit zu defendiren/ und thaͤte es dannoch allezeit gleichſam gezwungen/ und wann kein ander Mittel vorhanden/ ſeine und ſeines Naͤchſten Ehre und Leben zu retten. Dahero fuͤhrete Niemand den Degen mit groͤſſerer Zierde/ oder Gewißheit/ als er/ weil ihm nimmer etwas vor den Augen ſchimmerte/ das ihn auß einer guten Stellung deß Leibes oder Be- wandtnuͤß deß Gemuͤths bringen ſolte/ es guͤlte ihm alles gleich/ auf was Weiſe er ſterbe/ und erwaͤhlete deß wegen nicht/ dieſen oder jenen Tod/ ſondern er ge- be ſich williglich in den/ der ihm am erſten vorkaͤme. Ja/ es taurete ihn mehr nicht/ als daß ihm dardurch die Mittel benommen wuͤrden/ ſeinem Herꝛn/ oder ſeinem Vatterland/ weiter treue Dienſte zu leiſten. Waͤre er ſo ungluͤcklich/ daß er gefangen/ oder irgend in

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/582>, abgerufen am 25.11.2024.