Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
die beste Gelegenheiten verlohren gehen. Ein Sinn-
reicher Geist hingegen wird öffters eine Stadt gantz
allein defendiren/ wie wir an dem Archimede gesehen
haben; Oder wird ihr/ da er eine belägert/ mit seinen
Erfindungen mehr Schaden zufügen/ als tausend an-
dere mit ihren Fäusten hätten thun können; Gestalt
solches auch noch heutiges Tages die Stratagemata,
deren man sich gebrauchet/ und mehr mit ihnen auß-
richtet/ als man mit offentlicher Gewalt thun kan/ er-
weisen. Eines aber der Artigsten/ so uns beschrieben/
ist deß Eumenis, wordurch er deß Antigoni Practiquen
begegnet; Dieser hatte in deß Feindes Lager lassen
Zettel außstreuen/ darinnen er dem Jenigen/ welcher
den Eumenem ums Leben bringen wurde/ eine ansehn-
liche Summa Geldes versprochen. Hierdurch wur-
den etliche von deß Eumenis Soldaten wider ihn auf-
gewickelt/ und zu den Gedancken gebracht/ daß sie ihm
den Rest geben wolten; So bald aber der Eumenes
in Erfahrung bracht/ daß dergleichen Zettel unter sei-
nen Leuten außgestreuet waren/ ließ er sie zusammen
beruffen/ und eröffnete ihnen/ was Massen er verstän-
diget worden/ ob solten einige seiner Leute/ ein Dessein
auf seine Person haben/ welches ihn verursachet/
gewisse Zettel unter deß Antigoni Namen außzu-
streuen/ um zu sehen/ ob er dardurch die Jenigen/ die
solches vorgehabt/ entdecken könte. Nachdem er aber
sähe/ daß keiner unter ihnen wäre/ der dergleichen
leichtfertiges Gemüth gehabt hätte/ bedanckte er sich
gegen sie allerseits/ der guten Affection, die sie zu ihm
trügen; Und brach also durch seinen Sinn-reichen
Fund dem Feind für dißmahl sein Vorhaben. Zu
Wasser/ bey einem unversehenen Sturm und Wind-
Würbel keinen Schiffbruch zu leyden; Jn unversehe-
nen Kriegs-Fällen zu Land sich für Schaden zu hüten;

Bey

Deß Academiſchen
die beſte Gelegenheiten verlohren gehen. Ein Sinn-
reicher Geiſt hingegen wird oͤffters eine Stadt gantz
allein defendiren/ wie wir an dem Archimede geſehen
haben; Oder wird ihr/ da er eine belaͤgert/ mit ſeinen
Erfindungen mehr Schaden zufuͤgen/ als tauſend an-
dere mit ihren Faͤuſten haͤtten thun koͤnnen; Geſtalt
ſolches auch noch heutiges Tages die Stratagemata,
deren man ſich gebrauchet/ und mehr mit ihnen auß-
richtet/ als man mit offentlicher Gewalt thun kan/ er-
weiſen. Eines aber der Artigſten/ ſo uns beſchrieben/
iſt deß Eumenis, wordurch er deß Antigoni Practiquen
begegnet; Dieſer hatte in deß Feindes Lager laſſen
Zettel außſtreuen/ darinnen er dem Jenigen/ welcher
den Eumenem ums Leben bringen wurde/ eine anſehn-
liche Summa Geldes verſprochen. Hierdurch wur-
den etliche von deß Eumenis Soldaten wider ihn auf-
gewickelt/ und zu den Gedancken gebracht/ daß ſie ihm
den Reſt geben wolten; So bald aber der Eumenes
in Erfahrung bracht/ daß dergleichen Zettel unter ſei-
nen Leuten außgeſtreuet waren/ ließ er ſie zuſammen
beruffen/ und eroͤffnete ihnen/ was Maſſen er verſtaͤn-
diget worden/ ob ſolten einige ſeiner Leute/ ein Deſſein
auf ſeine Perſon haben/ welches ihn verurſachet/
gewiſſe Zettel unter deß Antigoni Namen außzu-
ſtreuen/ um zu ſehen/ ob er dardurch die Jenigen/ die
ſolches vorgehabt/ entdecken koͤnte. Nachdem er aber
ſaͤhe/ daß keiner unter ihnen waͤre/ der dergleichen
leichtfertiges Gemuͤth gehabt haͤtte/ bedanckte er ſich
gegen ſie allerſeits/ der guten Affection, die ſie zu ihm
truͤgen; Und brach alſo durch ſeinen Sinn-reichen
Fund dem Feind fuͤr dißmahl ſein Vorhaben. Zu
Waſſer/ bey einem unverſehenen Sturm und Wind-
Wuͤrbel keinen Schiffbruch zu leyden; Jn unverſehe-
nen Kriegs-Faͤllen zu Land ſich fuͤr Schaden zu huͤten;

Bey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0580" n="564"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
die be&#x017F;te Gelegenheiten verlohren gehen. Ein Sinn-<lb/>
reicher Gei&#x017F;t hingegen wird o&#x0364;ffters eine Stadt gantz<lb/>
allein <hi rendition="#aq">defendi</hi>ren/ wie wir an dem <hi rendition="#aq">Archimede</hi> ge&#x017F;ehen<lb/>
haben; Oder wird ihr/ da er eine bela&#x0364;gert/ mit &#x017F;einen<lb/>
Erfindungen mehr Schaden zufu&#x0364;gen/ als tau&#x017F;end an-<lb/>
dere mit ihren Fa&#x0364;u&#x017F;ten ha&#x0364;tten thun ko&#x0364;nnen; Ge&#x017F;talt<lb/>
&#x017F;olches auch noch heutiges Tages die <hi rendition="#aq">Stratagemata,</hi><lb/>
deren man &#x017F;ich gebrauchet/ und mehr mit ihnen auß-<lb/>
richtet/ als man mit offentlicher Gewalt thun kan/ er-<lb/>
wei&#x017F;en. Eines aber der Artig&#x017F;ten/ &#x017F;o uns be&#x017F;chrieben/<lb/>
i&#x017F;t deß <hi rendition="#aq">Eumenis,</hi> wordurch er deß <hi rendition="#aq">Antigoni Practiqu</hi>en<lb/>
begegnet; Die&#x017F;er hatte in deß Feindes Lager la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Zettel auß&#x017F;treuen/ darinnen er dem Jenigen/ welcher<lb/>
den <hi rendition="#aq">Eumenem</hi> ums Leben bringen wurde/ eine an&#x017F;ehn-<lb/>
liche Summa Geldes ver&#x017F;prochen. Hierdurch wur-<lb/>
den etliche von deß <hi rendition="#aq">Eumenis</hi> Soldaten wider ihn auf-<lb/>
gewickelt/ und zu den Gedancken gebracht/ daß &#x017F;ie ihm<lb/>
den <hi rendition="#aq">Re&#x017F;t</hi> geben wolten; So bald aber der <hi rendition="#aq">Eumenes</hi><lb/>
in Erfahrung bracht/ daß dergleichen Zettel unter &#x017F;ei-<lb/>
nen Leuten außge&#x017F;treuet waren/ ließ er &#x017F;ie zu&#x017F;ammen<lb/>
beruffen/ und ero&#x0364;ffnete ihnen/ was Ma&#x017F;&#x017F;en er ver&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
diget worden/ ob &#x017F;olten einige &#x017F;einer Leute/ ein <hi rendition="#aq">De&#x017F;&#x017F;ein</hi><lb/>
auf &#x017F;eine Per&#x017F;on haben/ welches ihn verur&#x017F;achet/<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Zettel unter deß <hi rendition="#aq">Antigoni</hi> Namen außzu-<lb/>
&#x017F;treuen/ um zu &#x017F;ehen/ ob er dardurch die Jenigen/ die<lb/>
&#x017F;olches vorgehabt/ entdecken ko&#x0364;nte. Nachdem er aber<lb/>
&#x017F;a&#x0364;he/ daß keiner unter ihnen wa&#x0364;re/ der dergleichen<lb/>
leichtfertiges Gemu&#x0364;th gehabt ha&#x0364;tte/ bedanckte er &#x017F;ich<lb/>
gegen &#x017F;ie aller&#x017F;eits/ der guten <hi rendition="#aq">Affection,</hi> die &#x017F;ie zu ihm<lb/>
tru&#x0364;gen; Und brach al&#x017F;o durch &#x017F;einen Sinn-reichen<lb/>
Fund dem Feind fu&#x0364;r dißmahl &#x017F;ein Vorhaben. Zu<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er/ bey einem unver&#x017F;ehenen Sturm und Wind-<lb/>
Wu&#x0364;rbel keinen Schiffbruch zu leyden; Jn unver&#x017F;ehe-<lb/>
nen Kriegs-Fa&#x0364;llen zu Land &#x017F;ich fu&#x0364;r Schaden zu hu&#x0364;ten;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bey</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[564/0580] Deß Academiſchen die beſte Gelegenheiten verlohren gehen. Ein Sinn- reicher Geiſt hingegen wird oͤffters eine Stadt gantz allein defendiren/ wie wir an dem Archimede geſehen haben; Oder wird ihr/ da er eine belaͤgert/ mit ſeinen Erfindungen mehr Schaden zufuͤgen/ als tauſend an- dere mit ihren Faͤuſten haͤtten thun koͤnnen; Geſtalt ſolches auch noch heutiges Tages die Stratagemata, deren man ſich gebrauchet/ und mehr mit ihnen auß- richtet/ als man mit offentlicher Gewalt thun kan/ er- weiſen. Eines aber der Artigſten/ ſo uns beſchrieben/ iſt deß Eumenis, wordurch er deß Antigoni Practiquen begegnet; Dieſer hatte in deß Feindes Lager laſſen Zettel außſtreuen/ darinnen er dem Jenigen/ welcher den Eumenem ums Leben bringen wurde/ eine anſehn- liche Summa Geldes verſprochen. Hierdurch wur- den etliche von deß Eumenis Soldaten wider ihn auf- gewickelt/ und zu den Gedancken gebracht/ daß ſie ihm den Reſt geben wolten; So bald aber der Eumenes in Erfahrung bracht/ daß dergleichen Zettel unter ſei- nen Leuten außgeſtreuet waren/ ließ er ſie zuſammen beruffen/ und eroͤffnete ihnen/ was Maſſen er verſtaͤn- diget worden/ ob ſolten einige ſeiner Leute/ ein Deſſein auf ſeine Perſon haben/ welches ihn verurſachet/ gewiſſe Zettel unter deß Antigoni Namen außzu- ſtreuen/ um zu ſehen/ ob er dardurch die Jenigen/ die ſolches vorgehabt/ entdecken koͤnte. Nachdem er aber ſaͤhe/ daß keiner unter ihnen waͤre/ der dergleichen leichtfertiges Gemuͤth gehabt haͤtte/ bedanckte er ſich gegen ſie allerſeits/ der guten Affection, die ſie zu ihm truͤgen; Und brach alſo durch ſeinen Sinn-reichen Fund dem Feind fuͤr dißmahl ſein Vorhaben. Zu Waſſer/ bey einem unverſehenen Sturm und Wind- Wuͤrbel keinen Schiffbruch zu leyden; Jn unverſehe- nen Kriegs-Faͤllen zu Land ſich fuͤr Schaden zu huͤten; Bey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/580
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/580>, abgerufen am 22.07.2024.