Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. Dieser sandte also hin/ und ließ den Gefangenen Er ließ den Krug wieder füllen/ und hielte ihn schmaussen/
Romans II. Buch. Dieſer ſandte alſo hin/ und ließ den Gefangenen Er ließ den Krug wieder fuͤllen/ und hielte ihn ſchmauſſen/
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Romans II. Buch.
Dieſer ſandte alſo hin/ und ließ den Gefangenen
loß/ welcher in dem Adelichen Hof erſchiene/ und al-
ſobald neben Klingenfeld an die Tafel geſetzet ward.
Bergering ſahe ihn an/ und ſprach: Seyd ihr der
Mann/ der mir Beſcheid ſoll thun? Cerebacchius ant-
wortete: So viel ich immer kan. Hiermit langete er
nach einem groſſen Stuͤck Fleiſch/ und aſſe ſolches
gantz auf: Auf einen uͤbeln Tag/ ſprach er/ gehoͤret
ein guter Abend. Darnach griffe er/ jedoch mit Per-
miſſion der Gaͤſte/ die ihren Gefallen daran hatten/
nach einer gebratenen Ganß/ welche noch nicht ange-
ſchnitten war/ dieſelbe zertheilete er in 8. Theile/ und
machte ſo viel Mund voll darauß. Bergering rieff
jetzo: Jhr koͤnnet wol freſſen/ aber ihr muͤſſet mir dieſe
Kanne Wein einmahl Beſcheid thun? Non poſſum
ſimul flare & ſorbere, war die Antwort. Hiermit
langete er nach einer Schuͤſſel voll Krebſe/ die er mit
Schaalen und allem in den Magen ſchobe. Dar-
nach ſahe er die Kanne an/ und ſprach zu Bergering:
Dieſe Krebſe haben warlich in einem groͤſſern Be-
haͤlter gelebet/ als dieſe Kanne Weins iſt/ langet mir
ein Geſchirꝛ/ daß ich einen guten rechtſchaffenen Lab-
Trunck thun moͤge. Hieruͤber machten die andern
groſſe Augen/ aber Cerebacchius erblickete auf dem
Schenck-Tiſch einen irꝛdenen Krug/ darein 2. Maaß
giengen. Dieſer war voll Weins/ und nach dem man
ihm denſelben gereichet/ brachte er dem Bergering
die Geſundheit der Lucretia zu/ ſetzte darauf an/ und
zog ihn in einem Athem ſo rein hinein/ daß nicht ein
Troͤpfflein umkam.
Er ließ den Krug wieder fuͤllen/ und hielte ihn
dem Edelmann dar/ aber derſelbe bekennete daß ſich
Condado durch dieſen Menſchen rechtſchaffen ge-
rochen. Cerebacchius aber fieng von neuem an zu
ſchmauſſen/
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