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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
habt/ es hätte herfür gemust. Solcher Gestalt er-
holete und labete sich die gantze Gesellschafft wieder/
auf die außgestandene schwere Travaillen.

Auf Anhalten deß Condado, ertheilete ihm die
Dame nach gehaltener Mahlzeit diesen Bericht: Jhr
sollet wissen/ sprach sie/ daß mein Land-Guth belegen
ist in diesem Canton Glaris welches Einwohner von
zweyerley/ nemlich von der Reformirten und Römis.
Kirchen sind. Dieser Edelmann/ der anjetzo verwun-
det liget/ heisset Vantenay, ist der Römischen/ und ich
hingegen der Reformirten Kirchen beygethan. Meine
Eltern sind schon lange verstorben/ und ich habe von
den Meinigen Niemand mehr im Leben/ als einen
halb-Bruder/ der zwar einen Vatter/ aber nicht eine
Mutter/ mit mir gehabt hat. Vantenay hatte sich in
Spanischen Diensten zu Feld ziemlich bekandt ge-
macht/ kam demnach vor 3. Jahren/ und bewarb sich
um mich/ aber man warnete mich zeitlich für ihm/ als
einem Mann/ der ein Tyrann in seinem Hauß/ und
dem der Geitz auß beyden Augen herfür leuchtete. Er
gewann inzwischen die Gunst meines halb-Bruders
Bergering/ welcher mir demnach Tag und Nacht in
den Ohren lag/ daß ich mich zu dieser Heurath verste-
hen möchte. Jch versprach ihm 1000. Rthlr. von mei-
nem Mütterlichen Erb-Guth/ wann er sich von dem
Vantenay abgeben/ und mich wider denselben auf
allem Fall beschützen wolte. Diese Verheissung blen-
dete ihn/ daß er sich deß Vantenay nicht so sehr hernach
annahme. Jnzwischen kam ein wackerer Edelmann
auß Franckreich nach Hauß/ der meiner seel. Mutter
etwas verwandt war/ Namens Belligny, dieser hatte
Gefallen an meiner Person/ und weil ich auch in mei-
nem Hertzen alsobald eine Zuneigung zu ihm verspü-
rete/ zumahl wir einem Glauben beygethan waren/ so

gab
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Romans II. Buch.
habt/ es haͤtte herfuͤr gemuſt. Solcher Geſtalt er-
holete und labete ſich die gantze Geſellſchafft wieder/
auf die außgeſtandene ſchwere Travaillen.

Auf Anhalten deß Condado, ertheilete ihm die
Dame nach gehaltener Mahlzeit dieſen Bericht: Jhr
ſollet wiſſen/ ſprach ſie/ daß mein Land-Guth belegen
iſt in dieſem Canton Glaris welches Einwohner von
zweyerley/ nemlich von der Reformirten und Roͤmiſ.
Kirchen ſind. Dieſer Edelmann/ der anjetzo verwun-
det liget/ heiſſet Vantenay, iſt der Roͤmiſchen/ und ich
hingegen der Reformirten Kirchen beygethan. Meine
Eltern ſind ſchon lange verſtorben/ und ich habe von
den Meinigen Niemand mehr im Leben/ als einen
halb-Bruder/ der zwar einen Vatter/ aber nicht eine
Mutter/ mit mir gehabt hat. Vantenay hatte ſich in
Spaniſchen Dienſten zu Feld ziemlich bekandt ge-
macht/ kam demnach vor 3. Jahren/ und bewarb ſich
um mich/ aber man warnete mich zeitlich fuͤr ihm/ als
einem Mann/ der ein Tyrann in ſeinem Hauß/ und
dem der Geitz auß beyden Augen herfuͤr leuchtete. Er
gewann inzwiſchen die Gunſt meines halb-Bruders
Bergering/ welcher mir demnach Tag und Nacht in
den Ohren lag/ daß ich mich zu dieſer Heurath verſte-
hen moͤchte. Jch verſprach ihm 1000. Rthlr. von mei-
nem Muͤtterlichen Erb-Guth/ wann er ſich von dem
Vantenay abgeben/ und mich wider denſelben auf
allem Fall beſchuͤtzen wolte. Dieſe Verheiſſung blen-
dete ihn/ daß er ſich deß Vantenay nicht ſo ſehr hernach
annahme. Jnzwiſchen kam ein wackerer Edelmann
auß Franckreich nach Hauß/ der meiner ſeel. Mutter
etwas verwandt war/ Namens Belligny, dieſer hatte
Gefallen an meiner Perſon/ und weil ich auch in mei-
nem Hertzen alſobald eine Zuneigung zu ihm verſpuͤ-
rete/ zumahl wir einem Glauben beygethan waren/ ſo

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[553/0569] Romans II. Buch. habt/ es haͤtte herfuͤr gemuſt. Solcher Geſtalt er- holete und labete ſich die gantze Geſellſchafft wieder/ auf die außgeſtandene ſchwere Travaillen. Auf Anhalten deß Condado, ertheilete ihm die Dame nach gehaltener Mahlzeit dieſen Bericht: Jhr ſollet wiſſen/ ſprach ſie/ daß mein Land-Guth belegen iſt in dieſem Canton Glaris welches Einwohner von zweyerley/ nemlich von der Reformirten und Roͤmiſ. Kirchen ſind. Dieſer Edelmann/ der anjetzo verwun- det liget/ heiſſet Vantenay, iſt der Roͤmiſchen/ und ich hingegen der Reformirten Kirchen beygethan. Meine Eltern ſind ſchon lange verſtorben/ und ich habe von den Meinigen Niemand mehr im Leben/ als einen halb-Bruder/ der zwar einen Vatter/ aber nicht eine Mutter/ mit mir gehabt hat. Vantenay hatte ſich in Spaniſchen Dienſten zu Feld ziemlich bekandt ge- macht/ kam demnach vor 3. Jahren/ und bewarb ſich um mich/ aber man warnete mich zeitlich fuͤr ihm/ als einem Mann/ der ein Tyrann in ſeinem Hauß/ und dem der Geitz auß beyden Augen herfuͤr leuchtete. Er gewann inzwiſchen die Gunſt meines halb-Bruders Bergering/ welcher mir demnach Tag und Nacht in den Ohren lag/ daß ich mich zu dieſer Heurath verſte- hen moͤchte. Jch verſprach ihm 1000. Rthlr. von mei- nem Muͤtterlichen Erb-Guth/ wann er ſich von dem Vantenay abgeben/ und mich wider denſelben auf allem Fall beſchuͤtzen wolte. Dieſe Verheiſſung blen- dete ihn/ daß er ſich deß Vantenay nicht ſo ſehr hernach annahme. Jnzwiſchen kam ein wackerer Edelmann auß Franckreich nach Hauß/ der meiner ſeel. Mutter etwas verwandt war/ Namens Belligny, dieſer hatte Gefallen an meiner Perſon/ und weil ich auch in mei- nem Hertzen alſobald eine Zuneigung zu ihm verſpuͤ- rete/ zumahl wir einem Glauben beygethan waren/ ſo gab M m 5

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/569>, abgerufen am 22.07.2024.