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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
chem nach thäten die Pistolen das meiste/ biß Klin-
genfeld neben dem Wagen durchdrang/ und den
Zween/ die hinter demselben hielten/ mit dem Degen
auf den Leib gieng/ wordurch einer derselben bald vom
Pferd geworffen ward/ und lagen also 3. von den
Reutern/ die 2. übrigen wolten sich dem Glück ihrer
Cammeraden nicht auch wiedmen/ wendeten dem-
nach ihre Pferde um/ und nahmen die Flucht ins wil-
de Gebürge hinein. Der Kutscher auf dem Wagen
war mit Stricken angebunden/ worauß gnugsam
zu ersehen/ daß er es mit diesen Leuten nicht gehalten.
Condado tratt jetzo zu der Damen/ die in dem Wagen
sasse/ und sagte: Jungfrau/ saget uns/ welchen Weg
wir kiesen müssen/ damit wir dieser Action halber
nicht in Gefahr kommen/ dann wir sind Fremdlinge.
O ihr redliche vom Himmel gesandte Erlöser/ gab
diese zur Antwort/ ich dancke euch von Grund meiner
bekümmerten Seelen für diesen kräfftigen Beystand/
nur bitte ich anjetzo/ betrachtet euch selber/ ob ihr auch
verwundet seyd/ damit man euch verbinde/ alsdann
bitte ich euch/ mich nach meinem Hof zu begleiten/
dann sonsten/ und ehe ich daselbst wieder angelanget
bin/ achte ich mich keines Weges sicher. Jch bin eine
adeliche Jungfrau/ entführet von einem Edelmann
auß der Nachbarschasft/ der mich zu seiner Ehe mit
Gewalt zwingen wil/ da ich doch weiß/ wie er es mit
mir und den Meinigen im Sinn hat. Sehet/ da liget
er/ tödtlich verwundet/ vielleicht könnet ihr auß sei-
nem eigenen Munde vernehmen/ die hoch-straffbare
Beleydigung/ die er mir angethan. Condado, der
vom Pferd gestiegen war/ tratt zu ihm/ und sprach:
Seyd ihr ein Edelmann/ und handelt mit dem Frauen-
zimmer so unedel? Schämet euch/ was wird die Nach-
Welt darvon zu sagen haben? Jhr habt gut sin-

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Romans II. Buch.
chem nach thaͤten die Piſtolen das meiſte/ biß Klin-
genfeld neben dem Wagen durchdrang/ und den
Zween/ die hinter demſelben hielten/ mit dem Degen
auf den Leib gieng/ wordurch einer derſelben bald vom
Pferd geworffen ward/ und lagen alſo 3. von den
Reutern/ die 2. uͤbrigen wolten ſich dem Gluͤck ihrer
Cammeraden nicht auch wiedmen/ wendeten dem-
nach ihre Pferde um/ und nahmen die Flucht ins wil-
de Gebuͤrge hinein. Der Kutſcher auf dem Wagen
war mit Stricken angebunden/ worauß gnugſam
zu erſehen/ daß er es mit dieſen Leuten nicht gehalten.
Condado tratt jetzo zu der Damen/ die in dem Wagen
ſaſſe/ und ſagte: Jungfrau/ ſaget uns/ welchen Weg
wir kieſen muͤſſen/ damit wir dieſer Action halber
nicht in Gefahr kommen/ dann wir ſind Fremdlinge.
O ihr redliche vom Himmel geſandte Erloͤſer/ gab
dieſe zur Antwort/ ich dancke euch von Grund meiner
bekuͤmmerten Seelen fuͤr dieſen kraͤfftigen Beyſtand/
nur bitte ich anjetzo/ betrachtet euch ſelber/ ob ihr auch
verwundet ſeyd/ damit man euch verbinde/ alsdann
bitte ich euch/ mich nach meinem Hof zu begleiten/
dann ſonſten/ und ehe ich daſelbſt wieder angelanget
bin/ achte ich mich keines Weges ſicher. Jch bin eine
adeliche Jungfrau/ entfuͤhret von einem Edelmann
auß der Nachbarſchaſft/ der mich zu ſeiner Ehe mit
Gewalt zwingen wil/ da ich doch weiß/ wie er es mit
mir und den Meinigen im Sinn hat. Sehet/ da liget
er/ toͤdtlich verwundet/ vielleicht koͤnnet ihr auß ſei-
nem eigenen Munde vernehmen/ die hoch-ſtraffbare
Beleydigung/ die er mir angethan. Condado, der
vom Pferd geſtiegen war/ tratt zu ihm/ und ſprach:
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[551/0567] Romans II. Buch. chem nach thaͤten die Piſtolen das meiſte/ biß Klin- genfeld neben dem Wagen durchdrang/ und den Zween/ die hinter demſelben hielten/ mit dem Degen auf den Leib gieng/ wordurch einer derſelben bald vom Pferd geworffen ward/ und lagen alſo 3. von den Reutern/ die 2. uͤbrigen wolten ſich dem Gluͤck ihrer Cammeraden nicht auch wiedmen/ wendeten dem- nach ihre Pferde um/ und nahmen die Flucht ins wil- de Gebuͤrge hinein. Der Kutſcher auf dem Wagen war mit Stricken angebunden/ worauß gnugſam zu erſehen/ daß er es mit dieſen Leuten nicht gehalten. Condado tratt jetzo zu der Damen/ die in dem Wagen ſaſſe/ und ſagte: Jungfrau/ ſaget uns/ welchen Weg wir kieſen muͤſſen/ damit wir dieſer Action halber nicht in Gefahr kommen/ dann wir ſind Fremdlinge. O ihr redliche vom Himmel geſandte Erloͤſer/ gab dieſe zur Antwort/ ich dancke euch von Grund meiner bekuͤmmerten Seelen fuͤr dieſen kraͤfftigen Beyſtand/ nur bitte ich anjetzo/ betrachtet euch ſelber/ ob ihr auch verwundet ſeyd/ damit man euch verbinde/ alsdann bitte ich euch/ mich nach meinem Hof zu begleiten/ dann ſonſten/ und ehe ich daſelbſt wieder angelanget bin/ achte ich mich keines Weges ſicher. Jch bin eine adeliche Jungfrau/ entfuͤhret von einem Edelmann auß der Nachbarſchaſft/ der mich zu ſeiner Ehe mit Gewalt zwingen wil/ da ich doch weiß/ wie er es mit mir und den Meinigen im Sinn hat. Sehet/ da liget er/ toͤdtlich verwundet/ vielleicht koͤnnet ihr auß ſei- nem eigenen Munde vernehmen/ die hoch-ſtraffbare Beleydigung/ die er mir angethan. Condado, der vom Pferd geſtiegen war/ tratt zu ihm/ und ſprach: Seyd ihr ein Edelmañ/ und handelt mit dem Frauen- zim̃er ſo unedel? Schaͤmet euch/ was wird die Nach- Welt darvon zu ſagen haben? Jhr habt gut ſin- gen/ M m 4

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/567>, abgerufen am 22.11.2024.