Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen Mahlzeit zu sich/ und blieben den gantzen Tag still li-gen/ in Hoffnung/ daß sich ein oder ander von der übrigen Gesellschafft hier wieder bey ihnen einfinden würde. Aber es kam Niemand zum Vorschein/ wel- ches ihnen nicht lieb war/ und als sie forscheten/ was es für eine Bewandnüß mit jenem Wald und den vielen Jrr-Liechtern hätte? Gab ihnen der Hospes zur Antwort: Daß sich vor 20. oder 30. Jahren viel Mörder in demselben aufgehalten/ welche unzehlich viel Menschen ermordet hätten/ und als man solche endlich mit Gewalt außgerottet/ habe man seithero eine grosse Menge Jrr-Liechter daselbst herum schwermen sehen/ wordurch mancher Räysender in der Nacht in grosses Unglück geführet würde/ wegen der grossen Morasten/ wormit das Gehöltze ange- füllet wäre. Nachdem endlich der folgende Tag angebro- heim-
Deß Academiſchen Mahlzeit zu ſich/ und blieben den gantzen Tag ſtill li-gen/ in Hoffnung/ daß ſich ein oder ander von der uͤbrigen Geſellſchafft hier wieder bey ihnen einfinden wuͤrde. Aber es kam Niemand zum Vorſchein/ wel- ches ihnen nicht lieb war/ und als ſie forſcheten/ was es fuͤr eine Bewandnuͤß mit jenem Wald und den vielen Jrꝛ-Liechtern haͤtte? Gab ihnen der Hoſpes zur Antwort: Daß ſich vor 20. oder 30. Jahren viel Moͤrder in demſelben aufgehalten/ welche unzehlich viel Menſchen ermordet haͤtten/ und als man ſolche endlich mit Gewalt außgerottet/ habe man ſeithero eine groſſe Menge Jrꝛ-Liechter daſelbſt herum ſchwermen ſehen/ wordurch mancher Raͤyſender in der Nacht in groſſes Ungluͤck gefuͤhret wuͤrde/ wegen der groſſen Moraſten/ wormit das Gehoͤltze ange- fuͤllet waͤre. Nachdem endlich der folgende Tag angebro- heim-
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Deß Academiſchen
Mahlzeit zu ſich/ und blieben den gantzen Tag ſtill li-
gen/ in Hoffnung/ daß ſich ein oder ander von der
uͤbrigen Geſellſchafft hier wieder bey ihnen einfinden
wuͤrde. Aber es kam Niemand zum Vorſchein/ wel-
ches ihnen nicht lieb war/ und als ſie forſcheten/ was
es fuͤr eine Bewandnuͤß mit jenem Wald und den
vielen Jrꝛ-Liechtern haͤtte? Gab ihnen der Hoſpes
zur Antwort: Daß ſich vor 20. oder 30. Jahren viel
Moͤrder in demſelben aufgehalten/ welche unzehlich
viel Menſchen ermordet haͤtten/ und als man ſolche
endlich mit Gewalt außgerottet/ habe man ſeithero
eine groſſe Menge Jrꝛ-Liechter daſelbſt herum
ſchwermen ſehen/ wordurch mancher Raͤyſender in
der Nacht in groſſes Ungluͤck gefuͤhret wuͤrde/ wegen
der groſſen Moraſten/ wormit das Gehoͤltze ange-
fuͤllet waͤre.
Nachdem endlich der folgende Tag angebro-
chen/ und gleichwol Niemand von ihren Leuten ſich
einfand/ nahmen ſie auf allen Fall ein gutes Fruͤh-
ſtuͤck zu ſich/ und ritten hernach ihres Weges weiter
fort. Als ſie aber in ein enges Gebuͤrge kamen/ begeg-
neten ihnen 2. Maͤnner/ darvon einer auf einem von
den zwey vorgeſpanneten Pferden/ der andere aber
auf dem Karren ſaſſe; Und weil der Weg ziemlich
enge/ muſte der Karren ſtill halten/ weil Condado mit
ſeinen Gefaͤhrten kuͤmmerlich vorbey kommen kunte.
Jndem ſie ſich aber neben dem Karren durchtrungen/
mercketen ſie/ daß ſich etwas unter dem uͤbergehange-
nen Tuch deß Karren ruͤhrete/ und ſo offt ſich dieſes
ruͤhrete/ ſchlug der/ ſo neben demſelben ſaſſe/ mit ei-
nem Stock darauf. Condado forſchete hierauf/ was
ſie auf dem Karren alſo verdecket fuͤhreten? Aber
Jener lachete/ und ſprach: Weil ſolches bedecket
waͤre/ koͤnten ſie ſich wol einbilden/ daß ſie es wolten
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