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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen

Die Teutschen sahen wol/ daß der Printz ein
fürnehmer Herr seyn muste/ dannenhero liessen sie sei-
nen Worten die gröste Autorität/ und weil sie bey-
derseits keine Lust bezeugeten/ viel Zeit zu verlieren/
stunden sie endlich von der Mahlzeit auf/ und setzten
sich allerseits zu Pferde. Da dann Condado, der sich
allwege vor einen Jtaliänischen Edelmann wolte ge-
ehret wissen/ mit seiner Gesellschafft gegen den an-
brechenden Abend zeitlich in eine Nacht-Herberge
einkehrete/ allermassen ihm das Nacht-Räysen schon
verdrießlich worden war. Am folgenden Tag/ etwa
2. Stunden vor der Sonnen Untergang/ erreichten
sie die schöne Stadt Trento, oder Trident, welche
schon im Tyrol liget. Hieselbst bekam Condado, als
er nach eingenommenem Abendmahl schlaffen gan-
gen war/ eine starcke Colicam, worvon er grosse Pein
empfand/ man forderte einen Medicum, der ihm eini-
ge Medicamenta applicirte/ aber der Schmertzen im
Leibe wolte sich so bald nicht legen/ wannenhero er in
dieser Stadt still ligen muste. Klingenfeld/ Cavina
und Cerebacchius giengen um den Mittag auß/ die
Stadt zu besehen/ und wolten Venereum mit sich neh-
men/ aber derselbe bezeugete keine Lust darzu/ sondern
gieng in eine kleine Kirche/ als wann er sein Gebett
verrichten wolte/ wie er aber eine schöne junge Frau
erblickete/ deren Augen ein wenig mehr/ als es sich ge-
bührete/ im Kopff umher fackelten/ nahete er sich zu
ihr/ und praesentirte ihr seine Dienste. Die Frau sahe
wol/ daß er ein ansehnlicher schöner Jüngling/ warff
demnach/ Krafft ihrer angebornen geilen Natur/ al-
sobald eine brennende Hitz gegen ihn/ und gab ihm zu
verstehen/ daß sie sich nahe vor dem Thor der Stadt
auf ihrem Lust-Garten diese Sommer-Zeit aufzu-
halten pflegete. Jhr Mann sey ein Amtmeister unter

den
Deß Academiſchen

Die Teutſchen ſahen wol/ daß der Printz ein
fuͤrnehmer Herꝛ ſeyn muſte/ dannenhero lieſſen ſie ſei-
nen Worten die groͤſte Autoritaͤt/ und weil ſie bey-
derſeits keine Luſt bezeugeten/ viel Zeit zu verlieren/
ſtunden ſie endlich von der Mahlzeit auf/ und ſetzten
ſich allerſeits zu Pferde. Da dann Condado, der ſich
allwege vor einen Jtaliaͤniſchen Edelmann wolte ge-
ehret wiſſen/ mit ſeiner Geſellſchafft gegen den an-
brechenden Abend zeitlich in eine Nacht-Herberge
einkehrete/ allermaſſen ihm das Nacht-Raͤyſen ſchon
verdrießlich worden war. Am folgenden Tag/ etwa
2. Stunden vor der Sonnen Untergang/ erreichten
ſie die ſchoͤne Stadt Trento, oder Trident, welche
ſchon im Tyrol liget. Hieſelbſt bekam Condado, als
er nach eingenommenem Abendmahl ſchlaffen gan-
gen war/ eine ſtarcke Colicam, worvon er groſſe Pein
empfand/ man forderte einen Medicum, der ihm eini-
ge Medicamenta applicirte/ aber der Schmertzen im
Leibe wolte ſich ſo bald nicht legen/ wannenhero er in
dieſer Stadt ſtill ligen muſte. Klingenfeld/ Cavina
und Cerebacchius giengen um den Mittag auß/ die
Stadt zu beſehen/ und wolten Venereum mit ſich neh-
men/ aber derſelbe bezeugete keine Luſt darzu/ ſondern
gieng in eine kleine Kirche/ als wann er ſein Gebett
verrichten wolte/ wie er aber eine ſchoͤne junge Frau
erblickete/ deren Augen ein wenig mehr/ als es ſich ge-
buͤhrete/ im Kopff umher fackelten/ nahete er ſich zu
ihr/ und præſentirte ihr ſeine Dienſte. Die Frau ſahe
wol/ daß er ein anſehnlicher ſchoͤner Juͤngling/ warff
demnach/ Krafft ihrer angebornen geilen Natur/ al-
ſobald eine brennende Hitz gegen ihn/ und gab ihm zu
verſtehen/ daß ſie ſich nahe vor dem Thor der Stadt
auf ihrem Luſt-Garten dieſe Sommer-Zeit aufzu-
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[514/0530] Deß Academiſchen Die Teutſchen ſahen wol/ daß der Printz ein fuͤrnehmer Herꝛ ſeyn muſte/ dannenhero lieſſen ſie ſei- nen Worten die groͤſte Autoritaͤt/ und weil ſie bey- derſeits keine Luſt bezeugeten/ viel Zeit zu verlieren/ ſtunden ſie endlich von der Mahlzeit auf/ und ſetzten ſich allerſeits zu Pferde. Da dann Condado, der ſich allwege vor einen Jtaliaͤniſchen Edelmann wolte ge- ehret wiſſen/ mit ſeiner Geſellſchafft gegen den an- brechenden Abend zeitlich in eine Nacht-Herberge einkehrete/ allermaſſen ihm das Nacht-Raͤyſen ſchon verdrießlich worden war. Am folgenden Tag/ etwa 2. Stunden vor der Sonnen Untergang/ erreichten ſie die ſchoͤne Stadt Trento, oder Trident, welche ſchon im Tyrol liget. Hieſelbſt bekam Condado, als er nach eingenommenem Abendmahl ſchlaffen gan- gen war/ eine ſtarcke Colicam, worvon er groſſe Pein empfand/ man forderte einen Medicum, der ihm eini- ge Medicamenta applicirte/ aber der Schmertzen im Leibe wolte ſich ſo bald nicht legen/ wannenhero er in dieſer Stadt ſtill ligen muſte. Klingenfeld/ Cavina und Cerebacchius giengen um den Mittag auß/ die Stadt zu beſehen/ und wolten Venereum mit ſich neh- men/ aber derſelbe bezeugete keine Luſt darzu/ ſondern gieng in eine kleine Kirche/ als wann er ſein Gebett verrichten wolte/ wie er aber eine ſchoͤne junge Frau erblickete/ deren Augen ein wenig mehr/ als es ſich ge- buͤhrete/ im Kopff umher fackelten/ nahete er ſich zu ihr/ und præſentirte ihr ſeine Dienſte. Die Frau ſahe wol/ daß er ein anſehnlicher ſchoͤner Juͤngling/ warff demnach/ Krafft ihrer angebornen geilen Natur/ al- ſobald eine brennende Hitz gegen ihn/ und gab ihm zu verſtehen/ daß ſie ſich nahe vor dem Thor der Stadt auf ihrem Luſt-Garten dieſe Sommer-Zeit aufzu- halten pflegete. Jhr Mann ſey ein Amtmeiſter unter den

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/530>, abgerufen am 22.11.2024.