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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
nus, erzehlet eine lustige/ wie er spricht/ Historien/ die in Pohlen
sich zugetragen/ welche ihm auch von dem/ der darbey gewesen/
sey erzehlet worden: Es war ein feyerliches Gast-Mahl ange-
stellet/ und dar zu beruffen Fürstliche Personen/ Catholische/ und
andere auch/ solcher nicht wenige. Daselbst/ wie zu geschehen
pfleget/ ist eine Strittigkeit von der Religions- oder Glaubens-
Sachen entstanden. Ein Jeder auß denen/ welche für die Ge-
lehrtesten geachtet wurden/ sagte seine Meynung. Vor der Ta-
fel wartete ein Soldat/ der/ weil er nichts studiret hatte/ zwar
zuhörete/ aber schwiege. Als er von Jemand mehr Schertz-
Weise/ als ernstlich/ gefraget wurde/ was ihn doch von dem gan-
tzen Handel bedüncke? Antwortete er schlecht/ ohne Schen/ er
wäre Catholisch. Mit was Grund beweisest du/ spricht der
andere/ daß du recht daran thust? Darauf sagte der Soldat:
Jch habe zwar keines Weges studiret/ jedoch/ wann es mir von
euch erlaubet ist/ wil ich reden/ was mir einfället? Es wurde
ihm/ dem Soldaten/ gestattet/ wie auch von andern/ die darbey
sassen. Sie vermahnen den Gesellen alle/ er solte das Maul zu
seinem Vortheil brauchen. Der Soldat ist fertig. Er wendet sich
aber erstlich gegen eine Fürstliche Person/ welche der widrigen
(Evangelischen) Religion war/ und hube an also zu reden in
Lateinischer Zungen: Mein Herr/ du hast 3. oder 4. Söhne/
wann aber einer in den Praedicanten-Stand sich begeben wurde/
was würdest du vornehmen? Jener aber (der Fürst/) für Zorn
entrüstet/ antwortete mit Koltern und Poltern: Er wolte lie-
ber/ daß seine Söhne/ so viel derer wären/ gehencket wurden/
dann daß einer mit so Ehren-rüchtiger That seinen Stand be-
schmeissen solte. Der Soldat schwiege etwas/ doch kehrete er
sich bald zu einem andern Fürsten/ der Catholisch war/ und
sprach: Was ist deine Meynung von der Frage? Wann dein
Sohn zu der Jesuiter Orden sich gesellete/ wie wurdest du es
aufnehmen? Zum Allerbesten/ antwortete der Catholis. Fürst/
und wolte GOtt/ daß ihm der H. Geist solchen Sinn eingebe/
und er sich zu solcher Löbl. Gesellschafft begebe. Darauf schlosse
der Soldat: Es ist gar unnöthig/ von der Religion weiter zu
disputiren. Jhr habt gehöret/ welche die Catholische Religion
lehren/ seyn werth geachtet; Welche die andere (Evangelische)
lehren/ seyn Ehren-rüchtige geschätzet. Geschwinde ist erfolget
ein Lachen und Frolocken/ und mit grossem Spott/ die den Praedi-
cant
en beypflichteten/ seyn von dem Tisch aufgestanden.

Was von deß ungeschickten Soldaten und Polacken/ doch

verschmitz-

Romans I. Buch.
nus, erzehlet eine luſtige/ wie er ſpricht/ Hiſtorien/ die in Pohlen
ſich zugetragen/ welche ihm auch von dem/ der darbey geweſen/
ſey erzehlet worden: Es war ein feyerliches Gaſt-Mahl ange-
ſtellet/ und dar zu beruffen Fuͤrſtliche Perſonen/ Catholiſche/ und
andere auch/ ſolcher nicht wenige. Daſelbſt/ wie zu geſchehen
pfleget/ iſt eine Strittigkeit von der Religions- oder Glaubens-
Sachen entſtanden. Ein Jeder auß denen/ welche fuͤr die Ge-
lehrteſten geachtet wurden/ ſagte ſeine Meynung. Vor der Ta-
fel wartete ein Soldat/ der/ weil er nichts ſtudiret hatte/ zwar
zuhoͤrete/ aber ſchwiege. Als er von Jemand mehr Schertz-
Weiſe/ als ernſtlich/ gefraget wurde/ was ihn doch von dem gan-
tzen Handel beduͤncke? Antwortete er ſchlecht/ ohne Schen/ er
waͤre Catholiſch. Mit was Grund beweiſeſt du/ ſpricht der
andere/ daß du recht daran thuſt? Darauf ſagte der Soldat:
Jch habe zwar keines Weges ſtudiret/ jedoch/ wann es mir von
euch erlaubet iſt/ wil ich reden/ was mir einfaͤllet? Es wurde
ihm/ dem Soldaten/ geſtattet/ wie auch von andern/ die darbey
ſaſſen. Sie vermahnen den Geſellen alle/ er ſolte das Maul zu
ſeinem Vortheil brauchen. Der Soldat iſt fertig. Er wendet ſich
aber erſtlich gegen eine Fuͤrſtliche Perſon/ welche der widrigen
(Evangeliſchen) Religion war/ und hube an alſo zu reden in
Lateiniſcher Zungen: Mein Herꝛ/ du haſt 3. oder 4. Soͤhne/
wann aber einer in den Prædicanten-Stand ſich begeben wurde/
was wuͤrdeſt du vornehmen? Jener aber (der Fuͤrſt/) fuͤr Zorn
entruͤſtet/ antwortete mit Koltern und Poltern: Er wolte lie-
ber/ daß ſeine Soͤhne/ ſo viel derer waͤren/ gehencket wurden/
dann daß einer mit ſo Ehren-ruͤchtiger That ſeinen Stand be-
ſchmeiſſen ſolte. Der Soldat ſchwiege etwas/ doch kehrete er
ſich bald zu einem andern Fuͤrſten/ der Catholiſch war/ und
ſprach: Was iſt deine Meynung von der Frage? Wann dein
Sohn zu der Jeſuiter Orden ſich geſellete/ wie wurdeſt du es
aufnehmen? Zum Allerbeſten/ antwortete der Catholiſ. Fuͤrſt/
und wolte GOtt/ daß ihm der H. Geiſt ſolchen Sinn eingebe/
und er ſich zu ſolcher Loͤbl. Geſellſchafft begebe. Darauf ſchloſſe
der Soldat: Es iſt gar unnoͤthig/ von der Religion weiter zu
diſputiren. Jhr habt gehoͤret/ welche die Catholiſche Religion
lehren/ ſeyn werth geachtet; Welche die andere (Evangeliſche)
lehren/ ſeyn Ehren-ruͤchtige geſchaͤtzet. Geſchwinde iſt erfolget
ein Lachen und Frolocken/ und mit groſſem Spott/ die den Prædi-
cant
en beypflichteten/ ſeyn von dem Tiſch aufgeſtanden.

Was von deß ungeſchickten Soldaten und Polacken/ doch

verſchmitz-
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[493/0507] Romans I. Buch. nus, erzehlet eine luſtige/ wie er ſpricht/ Hiſtorien/ die in Pohlen ſich zugetragen/ welche ihm auch von dem/ der darbey geweſen/ ſey erzehlet worden: Es war ein feyerliches Gaſt-Mahl ange- ſtellet/ und dar zu beruffen Fuͤrſtliche Perſonen/ Catholiſche/ und andere auch/ ſolcher nicht wenige. Daſelbſt/ wie zu geſchehen pfleget/ iſt eine Strittigkeit von der Religions- oder Glaubens- Sachen entſtanden. Ein Jeder auß denen/ welche fuͤr die Ge- lehrteſten geachtet wurden/ ſagte ſeine Meynung. Vor der Ta- fel wartete ein Soldat/ der/ weil er nichts ſtudiret hatte/ zwar zuhoͤrete/ aber ſchwiege. Als er von Jemand mehr Schertz- Weiſe/ als ernſtlich/ gefraget wurde/ was ihn doch von dem gan- tzen Handel beduͤncke? Antwortete er ſchlecht/ ohne Schen/ er waͤre Catholiſch. Mit was Grund beweiſeſt du/ ſpricht der andere/ daß du recht daran thuſt? Darauf ſagte der Soldat: Jch habe zwar keines Weges ſtudiret/ jedoch/ wann es mir von euch erlaubet iſt/ wil ich reden/ was mir einfaͤllet? Es wurde ihm/ dem Soldaten/ geſtattet/ wie auch von andern/ die darbey ſaſſen. Sie vermahnen den Geſellen alle/ er ſolte das Maul zu ſeinem Vortheil brauchen. Der Soldat iſt fertig. Er wendet ſich aber erſtlich gegen eine Fuͤrſtliche Perſon/ welche der widrigen (Evangeliſchen) Religion war/ und hube an alſo zu reden in Lateiniſcher Zungen: Mein Herꝛ/ du haſt 3. oder 4. Soͤhne/ wann aber einer in den Prædicanten-Stand ſich begeben wurde/ was wuͤrdeſt du vornehmen? Jener aber (der Fuͤrſt/) fuͤr Zorn entruͤſtet/ antwortete mit Koltern und Poltern: Er wolte lie- ber/ daß ſeine Soͤhne/ ſo viel derer waͤren/ gehencket wurden/ dann daß einer mit ſo Ehren-ruͤchtiger That ſeinen Stand be- ſchmeiſſen ſolte. Der Soldat ſchwiege etwas/ doch kehrete er ſich bald zu einem andern Fuͤrſten/ der Catholiſch war/ und ſprach: Was iſt deine Meynung von der Frage? Wann dein Sohn zu der Jeſuiter Orden ſich geſellete/ wie wurdeſt du es aufnehmen? Zum Allerbeſten/ antwortete der Catholiſ. Fuͤrſt/ und wolte GOtt/ daß ihm der H. Geiſt ſolchen Sinn eingebe/ und er ſich zu ſolcher Loͤbl. Geſellſchafft begebe. Darauf ſchloſſe der Soldat: Es iſt gar unnoͤthig/ von der Religion weiter zu diſputiren. Jhr habt gehoͤret/ welche die Catholiſche Religion lehren/ ſeyn werth geachtet; Welche die andere (Evangeliſche) lehren/ ſeyn Ehren-ruͤchtige geſchaͤtzet. Geſchwinde iſt erfolget ein Lachen und Frolocken/ und mit groſſem Spott/ die den Prædi- canten beypflichteten/ ſeyn von dem Tiſch aufgeſtanden. Was von deß ungeſchickten Soldaten und Polacken/ doch verſchmitz-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/507>, abgerufen am 22.11.2024.