Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
dern hoher AEstim sind/ die doch meist entweder von ei-
nem Wildschützen/ oder von einem Dorffschützen/
oder von einem Möller/ oder von einem Schmiede/
Schneider/ Küffer/ Fischer/ &c entsprossen sind/ und
hernach ihren Namen behalten/ oder ein wenig mit
Latein candisiret haben.

Ein Jeder muste es gestehen/ daß dieser gelehrte
Mann gar wol geredet hätte. Es tratt aber Troll in
diesem Augenblick wieder herein/ und darauf forsche-
te Klingenfeld/ wo er so lange gewesen wäre? In eo,
quod patris fuit,
sprach er; Und als die Gesellschafft
dieser Worte lachete/ und zu wissen begehrete/ was er
darmit meyne? Da warff er einen Zipffel vom Rock
zuruck/ hub ein Bein in die Höhe/ und schlug auf sei-
ne dicke lederne Hosen/ daß es glatschete: Sehet/
meine Herren/ sprach er/ hierinn bin ich gewesen/ und
diese Hosen hat mir mein Herr Vatter bey meinem
freundlichen Abschied verehret/ und mich versichert/
daß er sie über 28. Jahr getragen/ und daß ich sie
auch wol so lange tragen könte; Er gab mir aber die
Lehre/ wann sie schmutzig worden/ solle ich sie waschen.
Dem Magnifico gefielen deß Trollen possierliche Re-
den sehr wol/ weil demnach dieser Tag ohne dem zur
Ergötzlichkeit gewiedmet/ wolte er sich auch recht-
schaffen lustig machen. Er forschete demnach bey
Trollen/ wer sein Herr Vatter wäre? und wo er woh-
ne? auch wie er ihn erzogen hätte? Troll sperrete die
Finger an der lincken Hand auß einander/ und mach-
te mit dem Zeig-Finger der Rechten daran eine wun-
derliche Theilung: Credebam, sprach er/ Magnifice
Domine, te esse hominem eruditum.
Wie kommt es
dann/ daß ihr mir so viel Fragen auf einmahl vorle-
get? Qui bene distinguit, bene docet. Jhr wollet wis-
sen/ wer mein Vatter sey/ das ist die erste und Haupt-

Frage/

Deß Academiſchen
dern hoher Æſtim ſind/ die doch meiſt entweder von ei-
nem Wildſchuͤtzen/ oder von einem Dorffſchuͤtzen/
oder von einem Moͤller/ oder von einem Schmiede/
Schneider/ Kuͤffer/ Fiſcher/ &c entſproſſen ſind/ und
hernach ihren Namen behalten/ oder ein wenig mit
Latein candiſiret haben.

Ein Jeder muſte es geſtehen/ daß dieſer gelehrte
Mann gar wol geredet haͤtte. Es tratt aber Troll in
dieſem Augenblick wieder herein/ und darauf forſche-
te Klingenfeld/ wo er ſo lange geweſen waͤre? In eo,
quod patris fuit,
ſprach er; Und als die Geſellſchafft
dieſer Worte lachete/ und zu wiſſen begehrete/ was er
darmit meyne? Da warff er einen Zipffel vom Rock
zuruck/ hub ein Bein in die Hoͤhe/ und ſchlug auf ſei-
ne dicke lederne Hoſen/ daß es glatſchete: Sehet/
meine Herren/ ſprach er/ hierinn bin ich geweſen/ und
dieſe Hoſen hat mir mein Herꝛ Vatter bey meinem
freundlichen Abſchied verehret/ und mich verſichert/
daß er ſie uͤber 28. Jahr getragen/ und daß ich ſie
auch wol ſo lange tragen koͤnte; Er gab mir aber die
Lehre/ wann ſie ſchmutzig worden/ ſolle ich ſie waſchen.
Dem Magnifico gefielen deß Trollen poſſierliche Re-
den ſehr wol/ weil demnach dieſer Tag ohne dem zur
Ergoͤtzlichkeit gewiedmet/ wolte er ſich auch recht-
ſchaffen luſtig machen. Er forſchete demnach bey
Trollen/ wer ſein Herꝛ Vatter waͤre? und wo er woh-
ne? auch wie er ihn erzogen haͤtte? Troll ſperrete die
Finger an der lincken Hand auß einander/ und mach-
te mit dem Zeig-Finger der Rechten daran eine wun-
derliche Theilung: Credebam, ſprach er/ Magnifice
Domine, te eſſe hominem eruditum.
Wie kommt es
dann/ daß ihr mir ſo viel Fragen auf einmahl vorle-
get? Qui benè diſtinguit, benè docet. Jhr wollet wiſ-
ſen/ wer mein Vatter ſey/ das iſt die erſte und Haupt-

Frage/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0480" n="466"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
dern hoher <hi rendition="#aq">Æ&#x017F;tim</hi> &#x017F;ind/ die doch mei&#x017F;t entweder von ei-<lb/>
nem Wild&#x017F;chu&#x0364;tzen/ oder von einem Dorff&#x017F;chu&#x0364;tzen/<lb/>
oder von einem Mo&#x0364;ller/ oder von einem Schmiede/<lb/>
Schneider/ Ku&#x0364;ffer/ Fi&#x017F;cher/ <hi rendition="#aq">&amp;c</hi> ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind/ und<lb/>
hernach ihren Namen behalten/ oder ein wenig mit<lb/>
Latein <hi rendition="#aq">candi&#x017F;i</hi>ret haben.</p><lb/>
          <p>Ein Jeder mu&#x017F;te es ge&#x017F;tehen/ daß die&#x017F;er gelehrte<lb/>
Mann gar wol geredet ha&#x0364;tte. Es tratt aber Troll in<lb/>
die&#x017F;em Augenblick wieder herein/ und darauf for&#x017F;che-<lb/>
te Klingenfeld/ wo er &#x017F;o lange gewe&#x017F;en wa&#x0364;re? <hi rendition="#aq">In eo,<lb/>
quod patris fuit,</hi> &#x017F;prach er; Und als die Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft<lb/>
die&#x017F;er Worte lachete/ und zu wi&#x017F;&#x017F;en begehrete/ was er<lb/>
darmit meyne? Da warff er einen Zipffel vom Rock<lb/>
zuruck/ hub ein Bein in die Ho&#x0364;he/ und &#x017F;chlug auf &#x017F;ei-<lb/>
ne dicke lederne Ho&#x017F;en/ daß es glat&#x017F;chete: Sehet/<lb/>
meine Herren/ &#x017F;prach er/ hierinn bin ich gewe&#x017F;en/ und<lb/>
die&#x017F;e Ho&#x017F;en hat mir mein Her&#xA75B; Vatter bey meinem<lb/>
freundlichen Ab&#x017F;chied verehret/ und mich ver&#x017F;ichert/<lb/>
daß er &#x017F;ie u&#x0364;ber 28. Jahr getragen/ und daß ich &#x017F;ie<lb/>
auch wol &#x017F;o lange tragen ko&#x0364;nte; Er gab mir aber die<lb/>
Lehre/ wann &#x017F;ie &#x017F;chmutzig worden/ &#x017F;olle ich &#x017F;ie wa&#x017F;chen.<lb/>
Dem <hi rendition="#aq">Magnifico</hi> gefielen deß Trollen po&#x017F;&#x017F;ierliche Re-<lb/>
den &#x017F;ehr wol/ weil demnach die&#x017F;er Tag ohne dem zur<lb/>
Ergo&#x0364;tzlichkeit gewiedmet/ wolte er &#x017F;ich auch recht-<lb/>
&#x017F;chaffen lu&#x017F;tig machen. Er for&#x017F;chete demnach bey<lb/>
Trollen/ wer &#x017F;ein Her&#xA75B; Vatter wa&#x0364;re? und wo er woh-<lb/>
ne? auch wie er ihn erzogen ha&#x0364;tte? Troll &#x017F;perrete die<lb/>
Finger an der lincken Hand auß einander/ und mach-<lb/>
te mit dem Zeig-Finger der Rechten daran eine wun-<lb/>
derliche Theilung: <hi rendition="#aq">Credebam,</hi> &#x017F;prach er/ <hi rendition="#aq">Magnifice<lb/>
Domine, te e&#x017F;&#x017F;e hominem eruditum.</hi> Wie kommt es<lb/>
dann/ daß ihr mir &#x017F;o viel Fragen auf einmahl vorle-<lb/>
get? <hi rendition="#aq">Qui benè di&#x017F;tinguit, benè docet.</hi> Jhr wollet wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ wer mein Vatter &#x017F;ey/ das i&#x017F;t die er&#x017F;te und Haupt-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Frage/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[466/0480] Deß Academiſchen dern hoher Æſtim ſind/ die doch meiſt entweder von ei- nem Wildſchuͤtzen/ oder von einem Dorffſchuͤtzen/ oder von einem Moͤller/ oder von einem Schmiede/ Schneider/ Kuͤffer/ Fiſcher/ &c entſproſſen ſind/ und hernach ihren Namen behalten/ oder ein wenig mit Latein candiſiret haben. Ein Jeder muſte es geſtehen/ daß dieſer gelehrte Mann gar wol geredet haͤtte. Es tratt aber Troll in dieſem Augenblick wieder herein/ und darauf forſche- te Klingenfeld/ wo er ſo lange geweſen waͤre? In eo, quod patris fuit, ſprach er; Und als die Geſellſchafft dieſer Worte lachete/ und zu wiſſen begehrete/ was er darmit meyne? Da warff er einen Zipffel vom Rock zuruck/ hub ein Bein in die Hoͤhe/ und ſchlug auf ſei- ne dicke lederne Hoſen/ daß es glatſchete: Sehet/ meine Herren/ ſprach er/ hierinn bin ich geweſen/ und dieſe Hoſen hat mir mein Herꝛ Vatter bey meinem freundlichen Abſchied verehret/ und mich verſichert/ daß er ſie uͤber 28. Jahr getragen/ und daß ich ſie auch wol ſo lange tragen koͤnte; Er gab mir aber die Lehre/ wann ſie ſchmutzig worden/ ſolle ich ſie waſchen. Dem Magnifico gefielen deß Trollen poſſierliche Re- den ſehr wol/ weil demnach dieſer Tag ohne dem zur Ergoͤtzlichkeit gewiedmet/ wolte er ſich auch recht- ſchaffen luſtig machen. Er forſchete demnach bey Trollen/ wer ſein Herꝛ Vatter waͤre? und wo er woh- ne? auch wie er ihn erzogen haͤtte? Troll ſperrete die Finger an der lincken Hand auß einander/ und mach- te mit dem Zeig-Finger der Rechten daran eine wun- derliche Theilung: Credebam, ſprach er/ Magnifice Domine, te eſſe hominem eruditum. Wie kommt es dann/ daß ihr mir ſo viel Fragen auf einmahl vorle- get? Qui benè diſtinguit, benè docet. Jhr wollet wiſ- ſen/ wer mein Vatter ſey/ das iſt die erſte und Haupt- Frage/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/480
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/480>, abgerufen am 25.11.2024.