Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. wenig belauffen sind/ oder eine Chreiam oder kleineOratiunculam, oder ein Carmen in diesem oder jenem Genere machen kan. Da legen sie alsbald prächtige Kleider zu/ damit man sie nicht mehr kenne. Die meiste werden deß Debouchirens bey sothaner Gelegenheit dergestalt angewöhnet/ daß sie es sich hernach nit wie- der abgewöhnen mögen. Wann dann sothane aber- witzige Pursche zu den Jhrigen kommen/ und von Acade- mischen Sachen viel Prahlens machen/ meynen ihre Eltern/ (von den Einfältigen rede ich/ die selber nicht studiret haben/) was für Wunder-wackere Söhne sie haben erzogen. Andere Studenten legen sich auf den Degen/ und schlagen sich alle Tage herum/ daß die Hunde das Blut lecken möchten. Noch andere gehen aufs Courtisiren/ und ver- dern G g
Romans I. Buch. wenig belauffen ſind/ oder eine Chreiam oder kleineOratiunculam, oder ein Carmen in dieſem oder jenem Genere machen kan. Da legen ſie alsbald praͤchtige Kleider zu/ damit man ſie nicht mehr keñe. Die meiſte werden deß Debouchirens bey ſothaner Gelegenheit dergeſtalt angewoͤhnet/ daß ſie es ſich hernach nit wie- der abgewoͤhnen moͤgen. Wann dann ſothane aber- witzige Purſche zu den Jhrigen kom̃en/ uñ von Acade- miſchen Sachen viel Prahlens machen/ meynen ihre Eltern/ (von den Einfaͤltigen rede ich/ die ſelber nicht ſtudiret haben/) was fuͤr Wunder-wackere Soͤhne ſie haben erzogen. Andere Studenten legen ſich auf den Degen/ und ſchlagen ſich alle Tage herum/ daß die Hunde das Blut lecken moͤchten. Noch andere gehen aufs Courtiſiren/ und ver- dern G g
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Romans I. Buch.
wenig belauffen ſind/ oder eine Chreiam oder kleine
Oratiunculam, oder ein Carmen in dieſem oder jenem
Genere machen kan. Da legen ſie alsbald praͤchtige
Kleider zu/ damit man ſie nicht mehr keñe. Die meiſte
werden deß Debouchirens bey ſothaner Gelegenheit
dergeſtalt angewoͤhnet/ daß ſie es ſich hernach nit wie-
der abgewoͤhnen moͤgen. Wann dann ſothane aber-
witzige Purſche zu den Jhrigen kom̃en/ uñ von Acade-
miſchen Sachen viel Prahlens machen/ meynen ihre
Eltern/ (von den Einfaͤltigen rede ich/ die ſelber nicht
ſtudiret haben/) was fuͤr Wunder-wackere Soͤhne
ſie haben erzogen. Andere Studenten legen ſich auf
den Degen/ und ſchlagen ſich alle Tage herum/ daß
die Hunde das Blut lecken moͤchten.
Noch andere gehen aufs Courtiſiren/ und ver-
fuͤhren manche ehrliche Frau/ und zuͤchtige Tochter/
wiewol darneben nicht zu laͤugnen/ daß auch viel wa-
ckere Studenten von dem Academiſchen Frauenzim-
mer zur Unkeuſchheit verleitet werden. Andere gehen
in ihren Pracht- und Stutz-Kleidern auf den Gaſſen
ſtaͤts ſpatzieren/ und dieſe koͤnnen weder trincken/ noch
einen blancken Degen ſehen/ die Studia ſind ihnen zu
ſchwer/ und zum Courtiſiren ſind ſie auch nicht capa-
bel. Etliche wenige legen ſich auf die Studia auß allen
Kraͤfften/ und dieſe ſind ins gemein armer Leute Kin-
der/ die wol wiſſen/ daß ihre Erbſchafft wenig zu be-
deuten/ und daß durch ihren Fleiß ſie ſich aufbringen
muͤſſen. Auß ſolchen werden hernach die beſten Leute/
deren man in Regiments-Sachen nicht entbaͤhren
kan/ ſondern man muß ſie Heroum filiis oxis fuͤrzie-
hen. Daher hoͤret man/ daß jetzo die Geſchlechter der
Schuͤtzen/ Schuͤlzen/ Moͤllern/ daß die Fabricii, Fabri,
Sartorii, Vietorn/ Piſcatorn/ Meyern/ Bauern/ Kruͤ-
gern/ Steindeckern/ Faͤrbern/ Webern/ &c. vor an-
dern
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