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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Scholasten/ die vor Zeiten verhöhnet worden/ und sol-
che kehren sich ein wenig um/ geben andere Gestalten/
nach dem Exempel der Dieben/ welche an gestohlenen
Dingen die Zeichen wegkratzen/ putzen und schmu-
cken/ stellen endlich an die Schaue/ unter dem Na-
men/ daß sie der Edlen Früchte Vätter wären. Diese
Professoren/ samt ihren anhangenden Jüngern/ seyn
grosse Elephanten in kleinen Maulwurffs-Hügeln/
und kleine Ameisen in grossen Riesen-Bergen/ und
sehen ähnlich den Nacht-Eulen/ welche scharff klotzen
in den Finsternüssen/ und verblinden bey dem Tage.
Dann/ wann sie öffentlich an das Liecht in Kirchen
und Policeyen gestellet werden/ sincken dahin die lah-
me Possen/ und vergehen/ wie der Nebel von der
Sonnen vergehet/ und die sich in Schulen bedüncken
liessen/ sie wären Löwen/ starren/ und seyn Cumani-
sche Esel/ müssen zuletzt/ was sie mit Mühe gelernet/
mit Marter vergessen/ aber nicht ohne Schaden.
Bißher mein Herr Heyder. Und darff keiner mit
mir zürnen/ weil M. Heyder bekennet/ daß untüchtige
Leute zu Professoren gebrauchet worden. Werden
gebrauchet untüchtige Leute in dem Lehren/ vielleicht
werden gebrauchet untüchtige Leute in den Sitten.
Gleichwie aber Herr M. Heyder von dem verhasseten
Punct in vielen Stücken weißlich geschwiegen/ also
wollen wir nicht viel Wort darüber verlieren.

Lobwürdig seyn in diesem Punct die Jesuiter/
und lassen solches in ihrem Orden durchauß nicht ge-
schehen. Antonius Guevara in der Weck-Uhr der Für-
sten schreibet: Necesse est Magistros principum omni
lasciviae nota vacare. Adolescentes enim, cum & aetatis
imbecillitate & naturae pravitate, sint ad libidinem
proclives; nec virtute valent, ut sint casti; nec pru-
dentia; ut sint cauti (neque se falli patiantur,) ideoq;

Magistros

Deß Academiſchen
Scholaſten/ die vor Zeiten verhoͤhnet worden/ und ſol-
che kehren ſich ein wenig um/ geben andere Geſtalten/
nach dem Exempel der Dieben/ welche an geſtohlenen
Dingen die Zeichen wegkratzen/ putzen und ſchmu-
cken/ ſtellen endlich an die Schaue/ unter dem Na-
men/ daß ſie der Edlen Fruͤchte Vaͤtter waͤren. Dieſe
Profeſſoren/ ſamt ihren anhangenden Juͤngern/ ſeyn
groſſe Elephanten in kleinen Maulwurffs-Huͤgeln/
und kleine Ameiſen in groſſen Rieſen-Bergen/ und
ſehen aͤhnlich den Nacht-Eulen/ welche ſcharff klotzen
in den Finſternuͤſſen/ und verblinden bey dem Tage.
Dann/ wann ſie oͤffentlich an das Liecht in Kirchen
und Policeyen geſtellet werden/ ſincken dahin die lah-
me Poſſen/ und vergehen/ wie der Nebel von der
Sonnen vergehet/ und die ſich in Schulen beduͤncken
lieſſen/ ſie waͤren Loͤwen/ ſtarren/ und ſeyn Cumani-
ſche Eſel/ muͤſſen zuletzt/ was ſie mit Muͤhe gelernet/
mit Marter vergeſſen/ aber nicht ohne Schaden.
Bißher mein Herꝛ Heyder. Und darff keiner mit
mir zuͤrnen/ weil M. Heyder bekennet/ daß untuͤchtige
Leute zu Profeſſoren gebrauchet worden. Werden
gebrauchet untuͤchtige Leute in dem Lehren/ vielleicht
werden gebrauchet untuͤchtige Leute in den Sitten.
Gleichwie aber Herꝛ M. Heyder von dem verhaſſeten
Punct in vielen Stuͤcken weißlich geſchwiegen/ alſo
wollen wir nicht viel Wort daruͤber verlieren.

Lobwuͤrdig ſeyn in dieſem Punct die Jeſuiter/
und laſſen ſolches in ihrem Orden durchauß nicht ge-
ſchehen. Antonius Guevara in der Weck-Uhr der Fuͤr-
ſten ſchreibet: Neceſſe eſt Magiſtros principum omni
laſciviæ notâ vacare. Adoleſcentes enim, cùm & ætatis
imbecillitate & naturæ pravitate, ſint ad libidinem
proclives; nec virtute valent, ut ſint caſti; nec pru-
dentia; ut ſint cauti (neque ſe falli patiantur,) ideoq́;

Magiſtros
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[462/0476] Deß Academiſchen Scholaſten/ die vor Zeiten verhoͤhnet worden/ und ſol- che kehren ſich ein wenig um/ geben andere Geſtalten/ nach dem Exempel der Dieben/ welche an geſtohlenen Dingen die Zeichen wegkratzen/ putzen und ſchmu- cken/ ſtellen endlich an die Schaue/ unter dem Na- men/ daß ſie der Edlen Fruͤchte Vaͤtter waͤren. Dieſe Profeſſoren/ ſamt ihren anhangenden Juͤngern/ ſeyn groſſe Elephanten in kleinen Maulwurffs-Huͤgeln/ und kleine Ameiſen in groſſen Rieſen-Bergen/ und ſehen aͤhnlich den Nacht-Eulen/ welche ſcharff klotzen in den Finſternuͤſſen/ und verblinden bey dem Tage. Dann/ wann ſie oͤffentlich an das Liecht in Kirchen und Policeyen geſtellet werden/ ſincken dahin die lah- me Poſſen/ und vergehen/ wie der Nebel von der Sonnen vergehet/ und die ſich in Schulen beduͤncken lieſſen/ ſie waͤren Loͤwen/ ſtarren/ und ſeyn Cumani- ſche Eſel/ muͤſſen zuletzt/ was ſie mit Muͤhe gelernet/ mit Marter vergeſſen/ aber nicht ohne Schaden. Bißher mein Herꝛ Heyder. Und darff keiner mit mir zuͤrnen/ weil M. Heyder bekennet/ daß untuͤchtige Leute zu Profeſſoren gebrauchet worden. Werden gebrauchet untuͤchtige Leute in dem Lehren/ vielleicht werden gebrauchet untuͤchtige Leute in den Sitten. Gleichwie aber Herꝛ M. Heyder von dem verhaſſeten Punct in vielen Stuͤcken weißlich geſchwiegen/ alſo wollen wir nicht viel Wort daruͤber verlieren. Lobwuͤrdig ſeyn in dieſem Punct die Jeſuiter/ und laſſen ſolches in ihrem Orden durchauß nicht ge- ſchehen. Antonius Guevara in der Weck-Uhr der Fuͤr- ſten ſchreibet: Neceſſe eſt Magiſtros principum omni laſciviæ notâ vacare. Adoleſcentes enim, cùm & ætatis imbecillitate & naturæ pravitate, ſint ad libidinem proclives; nec virtute valent, ut ſint caſti; nec pru- dentia; ut ſint cauti (neque ſe falli patiantur,) ideoq́; Magiſtros

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/476>, abgerufen am 22.11.2024.