Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen Schaale/ die voll Weins/ und wol 2. Maß fassete/dieselbe setzete er an den Mund/ und leerete sie gleicher Gestalt auf deß Magnificentisfimi Gesundheit auß/ ehe er sie von den Lippen nahm. Welches abermahl eine neue Verwunderung verursachete. Hierauf nahm er ein Spanferckel für sich stund auf/ und mach- te dem Podesta ein Compliment, setzete sich darauf nieder/ und verzehrete es auf seine Gesundheit/ jedoch ließ er das äusserste der 4. Schenckel in der Schüssel ligen. Er ergriffe darauf eine Flasche mit starckem Brandtewein von einer halben Rheinischen Maß/ setzete sie an den Mund/ und leerete sie gleicher Gestalt auf deß Podesta Gesundheit in einem einigen Zug rein auß. Darauf langete er dem Troll die Ferckel- Füsse auf einem Teller/ und nöthigete ihn/ sein Gast zu seyn. Dieser aber schüttelte den Kopff/ und sprach: Lieber Helluo, wann ich diese Schenckel auffrässe/ wurden die Leute sagen/ ich und ihr hätten mit einan- der das Ferckel aufgefressen/ und wüsten sie doch nicht/ daß solches zu ungleichen Theilen geschehen wäre/ darum/ wo d' Hund geblieben/ da mag der Schwantz auch seine Stelle finden. Sed memento, Archesilaum immodico vini haustu excessisse. Cerebacchius nahm die Knochen wieder zu sich/ und lachete unter diesen Worten: Ennius Poeta nunquam accingebat scri- bendis carminibus, nisi multo madidus vino. Troll replicirte: Lacydes Philosophus ex nimia compota- tione concidit in Paralysin, qua mortuusest. Worauf Cerebacchius: Mithridatem ferunt illis certa consti- tuisse praemia, qui plures cibos ventri destinassent, aut majore se ingurgitassent vino, ut sui similes haberet, qui alias sui temporis mortales omnes vim haustu lon- ge excessit. Da hingegen Troll: Elpenor vino largius hausto impos animi factus, scalarum lapsu exanimatus est.
Deß Academiſchen Schaale/ die voll Weins/ und wol 2. Maß faſſete/dieſelbe ſetzete er an den Mund/ und leerete ſie gleicher Geſtalt auf deß Magnificentiſfimi Geſundheit auß/ ehe er ſie von den Lippen nahm. Welches abermahl eine neue Verwunderung verurſachete. Hierauf nahm er ein Spanferckel fuͤr ſich ſtund auf/ und mach- te dem Podeſtà ein Compliment, ſetzete ſich darauf nieder/ und verzehrete es auf ſeine Geſundheit/ jedoch ließ er das aͤuſſerſte der 4. Schenckel in der Schuͤſſel ligen. Er ergriffe darauf eine Flaſche mit ſtarckem Brandtewein von einer halben Rheiniſchen Maß/ ſetzete ſie an den Mund/ und leerete ſie gleicher Geſtalt auf deß Podeſtà Geſundheit in einem einigen Zug rein auß. Darauf langete er dem Troll die Ferckel- Fuͤſſe auf einem Teller/ und noͤthigete ihn/ ſein Gaſt zu ſeyn. Dieſer aber ſchuͤttelte den Kopff/ und ſprach: Lieber Helluo, wann ich dieſe Schenckel auffraͤſſe/ wurden die Leute ſagen/ ich und ihr haͤtten mit einan- der das Ferckel aufgefreſſen/ uñ wuͤſten ſie doch nicht/ daß ſolches zu ungleichen Theilen geſchehen waͤre/ darum/ wo d’ Hund geblieben/ da mag der Schwantz auch ſeine Stelle finden. Sed memento, Archeſilaum immodicô vini hauſtu exceſſiſſe. Cerebacchius nahm die Knochen wieder zu ſich/ und lachete unter dieſen Worten: Ennius Poëta nunquam accingebat ſcri- bendis carminibus, niſi multô madidus vinô. Troll replicirte: Lacydes Philoſophus ex nimia compota- tione concidit in Paralyſin, quâ mortuuseſt. Worauf Cerebacchius: Mithridatem ferunt illis certa conſti- tuiſſe præmia, qui plures cibos ventri deſtinaſſent, aut majore ſe ingurgitaſſent vino, ut ſui ſimiles haberet, qui aliâs ſui temporis mortales omnes vim hauſtu lon- gè exceſſit. Da hingegen Troll: Elpenor vino largius hauſtô impos animi factus, ſcalarum lapſu exanimatus eſt.
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Deß Academiſchen
Schaale/ die voll Weins/ und wol 2. Maß faſſete/
dieſelbe ſetzete er an den Mund/ und leerete ſie gleicher
Geſtalt auf deß Magnificentiſfimi Geſundheit auß/
ehe er ſie von den Lippen nahm. Welches abermahl
eine neue Verwunderung verurſachete. Hierauf
nahm er ein Spanferckel fuͤr ſich ſtund auf/ und mach-
te dem Podeſtà ein Compliment, ſetzete ſich darauf
nieder/ und verzehrete es auf ſeine Geſundheit/ jedoch
ließ er das aͤuſſerſte der 4. Schenckel in der Schuͤſſel
ligen. Er ergriffe darauf eine Flaſche mit ſtarckem
Brandtewein von einer halben Rheiniſchen Maß/
ſetzete ſie an den Mund/ und leerete ſie gleicher Geſtalt
auf deß Podeſtà Geſundheit in einem einigen Zug
rein auß. Darauf langete er dem Troll die Ferckel-
Fuͤſſe auf einem Teller/ und noͤthigete ihn/ ſein Gaſt
zu ſeyn. Dieſer aber ſchuͤttelte den Kopff/ und ſprach:
Lieber Helluo, wann ich dieſe Schenckel auffraͤſſe/
wurden die Leute ſagen/ ich und ihr haͤtten mit einan-
der das Ferckel aufgefreſſen/ uñ wuͤſten ſie doch nicht/
daß ſolches zu ungleichen Theilen geſchehen waͤre/
darum/ wo d’ Hund geblieben/ da mag der Schwantz
auch ſeine Stelle finden. Sed memento, Archeſilaum
immodicô vini hauſtu exceſſiſſe. Cerebacchius nahm
die Knochen wieder zu ſich/ und lachete unter dieſen
Worten: Ennius Poëta nunquam accingebat ſcri-
bendis carminibus, niſi multô madidus vinô. Troll
replicirte: Lacydes Philoſophus ex nimia compota-
tione concidit in Paralyſin, quâ mortuuseſt. Worauf
Cerebacchius: Mithridatem ferunt illis certa conſti-
tuiſſe præmia, qui plures cibos ventri deſtinaſſent, aut
majore ſe ingurgitaſſent vino, ut ſui ſimiles haberet,
qui aliâs ſui temporis mortales omnes vim hauſtu lon-
gè exceſſit. Da hingegen Troll: Elpenor vino largius
hauſtô impos animi factus, ſcalarum lapſu exanimatus
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Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/462>, abgerufen am 22.07.2024. |