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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
auß der Zahl der Lebendigen hinwegrücken wolten.
Der Printz Condado rieff ihnen zwar zu/ sie möchten
einhalten/ weil er sein Hofmeister/ oder er würde ge-
zwungen/ sich seiner anzunehmen/ aber die Jtaliäner
waren so verzweiffelt böß/ daß sie alles in den Wind
schlugen/ und gantz Blindlings hinzu rannten; Klin-
genfeld tummelte sich unter dem Hauffen wacker her-
um/ und gab bald diesem/ bald jenem/ ein Denckmahl
seiner guten Resolution, weil er aber gar umgeben
war/ zückete so wol Condado, als Cavina ihre Degen/
und stunden ihm/ als rechtschaffene Leute/ wider ihre
eigene Lands-Leute bey/ worbey sie auch selber etliche
ergrimmete Feinde auf den Halß zogen/ wie aber
Troll seinen Herrn in Gefahr sahe/ lieff er immer um-
her/ und schalt die Jtaliäner aufs Greulichste auß/
und wie solches nichts helffen wolte/ lieff er nach ei-
nem kleinen Lust-Gärtlein/ welches an der Strassen
lag/ holete verschiedene Blumen und Kräuter/ und
warff solche auf die Balger. Endlich aber/ als auch
hierdurch nichts sonderliches erwürcket ward/ risse er
einen Gassen-Stein nach dem andern auf/ und don-
nerte so ungestümm damit auf seines Herrn Feinde/
daß dieselbe gnug zu thun hatten/ sich darfür zu schü-
tzen/ dannenhero einer auß dem Hauffen tratt/ und
auf ihn loßgieng/ aber er nahm bald das Reißauß/
lieff nach seiner Herberge/ und holete den jenigen
Strick/ daran ihn die Margara in der verwichenen
Nacht hatte zappeln lassen/ er risse denselben bald zu
sich/ und lieff nach dem Schlag-Platz/ weil auch ein
kleiner eyserner Hake an einem Ende dieses Stricks
war/ so warff er denselben einem von den Jtaliänern
in die Schultern/ lieff hernach mit dem Strick um
die gantze Parthey her/ und beschlengete sie derge-
stalt/ daß sie sich kaum hatten rühren mögen.

Nach-

Deß Academiſchen
auß der Zahl der Lebendigen hinwegruͤcken wolten.
Der Printz Condado rieff ihnen zwar zu/ ſie moͤchten
einhalten/ weil er ſein Hofmeiſter/ oder er wuͤrde ge-
zwungen/ ſich ſeiner anzunehmen/ aber die Jtaliaͤner
waren ſo verzweiffelt boͤß/ daß ſie alles in den Wind
ſchlugen/ und gantz Blindlings hinzu rannten; Klin-
genfeld tummelte ſich unter dem Hauffen wacker her-
um/ und gab bald dieſem/ bald jenem/ ein Denckmahl
ſeiner guten Reſolution, weil er aber gar umgeben
war/ zuͤckete ſo wol Condado, als Cavina ihre Degen/
und ſtunden ihm/ als rechtſchaffene Leute/ wider ihre
eigene Lands-Leute bey/ worbey ſie auch ſelber etliche
ergrimmete Feinde auf den Halß zogen/ wie aber
Troll ſeinen Herꝛn in Gefahr ſahe/ lieff er immer um-
her/ und ſchalt die Jtaliaͤner aufs Greulichſte auß/
und wie ſolches nichts helffen wolte/ lieff er nach ei-
nem kleinen Luſt-Gaͤrtlein/ welches an der Straſſen
lag/ holete verſchiedene Blumen und Kraͤuter/ und
warff ſolche auf die Balger. Endlich aber/ als auch
hierdurch nichts ſonderliches erwuͤrcket ward/ riſſe er
einen Gaſſen-Stein nach dem andern auf/ und don-
nerte ſo ungeſtuͤmm damit auf ſeines Herꝛn Feinde/
daß dieſelbe gnug zu thun hatten/ ſich darfuͤr zu ſchuͤ-
tzen/ dannenhero einer auß dem Hauffen tratt/ und
auf ihn loßgieng/ aber er nahm bald das Reißauß/
lieff nach ſeiner Herberge/ und holete den jenigen
Strick/ daran ihn die Margara in der verwichenen
Nacht hatte zappeln laſſen/ er riſſe denſelben bald zu
ſich/ und lieff nach dem Schlag-Platz/ weil auch ein
kleiner eyſerner Hake an einem Ende dieſes Stricks
war/ ſo warff er denſelben einem von den Jtaliaͤnern
in die Schultern/ lieff hernach mit dem Strick um
die gantze Parthey her/ und beſchlengete ſie derge-
ſtalt/ daß ſie ſich kaum hatten ruͤhren moͤgen.

Nach-
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[430/0444] Deß Academiſchen auß der Zahl der Lebendigen hinwegruͤcken wolten. Der Printz Condado rieff ihnen zwar zu/ ſie moͤchten einhalten/ weil er ſein Hofmeiſter/ oder er wuͤrde ge- zwungen/ ſich ſeiner anzunehmen/ aber die Jtaliaͤner waren ſo verzweiffelt boͤß/ daß ſie alles in den Wind ſchlugen/ und gantz Blindlings hinzu rannten; Klin- genfeld tummelte ſich unter dem Hauffen wacker her- um/ und gab bald dieſem/ bald jenem/ ein Denckmahl ſeiner guten Reſolution, weil er aber gar umgeben war/ zuͤckete ſo wol Condado, als Cavina ihre Degen/ und ſtunden ihm/ als rechtſchaffene Leute/ wider ihre eigene Lands-Leute bey/ worbey ſie auch ſelber etliche ergrimmete Feinde auf den Halß zogen/ wie aber Troll ſeinen Herꝛn in Gefahr ſahe/ lieff er immer um- her/ und ſchalt die Jtaliaͤner aufs Greulichſte auß/ und wie ſolches nichts helffen wolte/ lieff er nach ei- nem kleinen Luſt-Gaͤrtlein/ welches an der Straſſen lag/ holete verſchiedene Blumen und Kraͤuter/ und warff ſolche auf die Balger. Endlich aber/ als auch hierdurch nichts ſonderliches erwuͤrcket ward/ riſſe er einen Gaſſen-Stein nach dem andern auf/ und don- nerte ſo ungeſtuͤmm damit auf ſeines Herꝛn Feinde/ daß dieſelbe gnug zu thun hatten/ ſich darfuͤr zu ſchuͤ- tzen/ dannenhero einer auß dem Hauffen tratt/ und auf ihn loßgieng/ aber er nahm bald das Reißauß/ lieff nach ſeiner Herberge/ und holete den jenigen Strick/ daran ihn die Margara in der verwichenen Nacht hatte zappeln laſſen/ er riſſe denſelben bald zu ſich/ und lieff nach dem Schlag-Platz/ weil auch ein kleiner eyſerner Hake an einem Ende dieſes Stricks war/ ſo warff er denſelben einem von den Jtaliaͤnern in die Schultern/ lieff hernach mit dem Strick um die gantze Parthey her/ und beſchlengete ſie derge- ſtalt/ daß ſie ſich kaum hatten ruͤhren moͤgen. Nach-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/444>, abgerufen am 25.11.2024.