Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen unsinnig worden/ nach dem Schloß zu/ schlug die Hände zusammen/und schüttete denselben/ durch ihr heisers rauhes Gepterr/ daselbst gleichfalls auß vor dem König/ hörete auch nicht eher auf/ ohne biß sie von demselben erhielte/ daß sich Angesichts alle Schüler/ so nicht auf ihren eigenen Kosten studiren kunten/ solten zur Stadt hinauß machen. Unter diesem armen Häufflein waren damahls viel schöne Ingenia, die treffliche Gemüths-Gaben und treffliche Zeichen leuchten liessen/ die Kirche würde Heut oder Morgen herrliche Liechter an ihnen haben/ oder sonst das gemei- ne Beste merckliche Dienste von ihnen empfangen. Aber der scharffe Befehl deß Tyrannen risse alle solche Hoffnungen/ wie ein gählinger Sturm-Wind die schwache junge Frucht-Bäume zerbricht/ zu Grund/ und bließ sie von einander; Sie musten fort/ und etliche auß Noth/ den Bauren dienen/ andere zum Hand- werck greiffen. Aber das alte Rabenvieh bat damit anders nichts/ als die setzte
Deß Academiſchen unſiñig worden/ nach dem Schloß zu/ ſchlug die Haͤnde zuſam̃en/und ſchuͤttete denſelben/ durch ihr heiſers rauhes Gepterꝛ/ daſelbſt gleichfalls auß vor dem Koͤnig/ hoͤrete auch nicht eher auf/ ohne biß ſie von demſelben erhielte/ daß ſich Angeſichts alle Schuͤler/ ſo nicht auf ihren eigenen Koſten ſtudiren kunten/ ſolten zur Stadt hinauß machen. Unter dieſem armen Haͤufflein waren damahls viel ſchoͤne Ingenia, die treffliche Gemuͤths-Gaben und treffliche Zeichen leuchten lieſſen/ die Kirche wuͤrde Heut oder Morgen herꝛliche Liechter an ihnen haben/ oder ſonſt das gemei- ne Beſte merckliche Dienſte von ihnen empfangen. Aber der ſcharffe Befehl deß Tyrannen riſſe alle ſolche Hoffnungen/ wie ein gaͤhlinger Sturm-Wind die ſchwache junge Frucht-Baͤume zerbricht/ zu Grund/ und bließ ſie von einander; Sie muſten fort/ und etliche auß Noth/ den Bauren dienen/ andere zum Hand- werck greiffen. Aber das alte Rabenvieh bat damit anders nichts/ als die ſetzte
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Deß Academiſchen
unſiñig worden/ nach dem Schloß zu/ ſchlug die Haͤnde zuſam̃en/
und ſchuͤttete denſelben/ durch ihr heiſers rauhes Gepterꝛ/ daſelbſt
gleichfalls auß vor dem Koͤnig/ hoͤrete auch nicht eher auf/ ohne
biß ſie von demſelben erhielte/ daß ſich Angeſichts alle Schuͤler/
ſo nicht auf ihren eigenen Koſten ſtudiren kunten/ ſolten zur
Stadt hinauß machen. Unter dieſem armen Haͤufflein waren
damahls viel ſchoͤne Ingenia, die treffliche Gemuͤths-Gaben und
treffliche Zeichen leuchten lieſſen/ die Kirche wuͤrde Heut oder
Morgen herꝛliche Liechter an ihnen haben/ oder ſonſt das gemei-
ne Beſte merckliche Dienſte von ihnen empfangen. Aber der
ſcharffe Befehl deß Tyrannen riſſe alle ſolche Hoffnungen/ wie
ein gaͤhlinger Sturm-Wind die ſchwache junge Frucht-Baͤume
zerbricht/ zu Grund/ und bließ ſie von einander; Sie muſten fort/
und etliche auß Noth/ den Bauren dienen/ andere zum Hand-
werck greiffen.
Aber das alte Rabenvieh bat damit anders nichts/ als die
Vergeltungs-Rache ihr bey GOtt außgewuͤrcket. Dann/ nach-
dem ſie mit dieſen und vielen andern verderblichen Anſchlaͤgen
den Koͤnig bey allen Staͤnden je laͤnger je verhaſſeter gemacht/
iſt derſelbe durch ſein boͤſes Gewiſſen gedrungen worden/ auß
dem Reich zu fliehen. Da er dann/ als ein verblendeter Herꝛ/ der
den Grund oder Brunnen ſeines Verderbens nicht erkennen
kunte/ nach Zuruͤſtung einer Flotte/ welche ihn und ſeine Ge-
mahlin/ ſamt den Koͤnigl. Kindern/ in Sicherheit fuͤhren ſolte/
noch um dieſe alte Schand-Beſtie/ ſchier mehr/ dann um ſeine
eigene Sicherheit bekuͤmmert war/ wie ſie mit gantzer Haut
moͤchte darvon gebracht werden. Es war ihr ſchon einige Zeit
zuvor/ ein Vorbott deß gemeinen Haſſes begegnet; Dann/ als
einsmahls der Koͤnig zum Lager vor die Stadt hinauß geritten/
folgete ſie ihm alſofort nach/ und zwar zu Fuß/ in Begleitung
einer Magd. Da ſie nun eben unter Weges bey dem Armen-
Hauß/ oder Spital zu St. Joͤrg/ neben dem See/ der von den
Schuͤlern ſeinen Namen hat/ marſchirete/ kamen ein Paar be-
zechter Soldaten von der Stadt herauß/ die gleichfalls in das
Lager wolten/ und mitten auf dem Weg an ſie gelangten. Kaum
waren ſie ihrer anſichtig worden/ als einer zu dem andern ſagte:
Schau Camerad/ da haben wir jetzo die alte leichtfertige Vettel
vor uns auf dem Feld allein/ die durch ihre boͤſe Rathſchlaͤge un-
fern Koͤnig bißher ſo ſchaͤndlich hat verleitet/ ſie wird nicht eher
aufhoͤren/ die alte Donner-Hex und verfluchte Wettermache-
rin/ ohne/ biß ſie ihn um Land und Leute gebracht. Wol! ver-
ſetzte
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