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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
und geschiehet bißweilen auch wol in unserm Lande
von Leuten/ denen solche Ungehaltenheit am Aller-
schändlichsten anstehet/ zumahl/ wann sie Geistlich sind/
und solche Personen/ von welchen man Christliche
Sanfstmuth/ Moderation und Bescheidenheit/ nicht
Satyrische Stichel-Reden/ Schmäh-Worte und
Verleumdungen zu erwarten hätte/ wiewol ein Ver-
ständiger dergleichen stoltze Phantasten und grobe
Klugdünckler/ nicht anders/ als einen schreyenden
Esel betrachtet/ sie keiner Antwort werth achtet/ son-
dern in ihrer thörichten Einbildung immerhin stecken
lässet/ wol versichert/ daß sie bey vernünfftigen und
moderaten Leuten wenig Ehre damit einlegen/ und
nur ihre eigene Schande durch boßhaffte Lästerun-
gen an Tag geben. Dann an solchen Federn lernet
man den Vogel kennen/ wessen Geschlecht er sey/ ob
ein sittsames Gemüth oder Tölpel in ihm vergraben/
ober eine Taube oder ein Rab/ deß guten oder bösen
verleumderischen Geistes Kind sey. Offt entblöden
sich solche bittere Spott-Vögel/ ihre grobe Tölpeley
und Lästersucht mit etlichen übelgedeuteten Exem-
peln und Sprüchen H. Schrifft/ die bißweilen um
GOttes Ehre/ einen Gottseeligen Eyfer blitzen las-
sen/ zu beschönen/ mögen aber dem allsehenden GOtt
keine Brüllen damit verkauffen/ äffen und täuschen
sich nur selbst/ und laden zweyfachen Zorn auf sich/
indem sie zu ihrer schändlichen Verleumdung auch
noch den verdammten Mißbrauch Göttliches Na-
mens/ oder heiliger Exempel setzen/ und gleichsam
einen Ring auf den Raben-Stein werffen.

Ein solcher grober Disputator war der Tyrann
Basilowitz/ der mit den Evangelischen Pfarr-Her-
ren sich gern in Glaubens-Sachen unterredete/ oder
eigentlicher geredet/ sie nur schmähete und lästerte/
und den Schluß zuweilen selbst mit der Knut-Peit-

schen

Romans I. Buch.
und geſchiehet bißweilen auch wol in unſerm Lande
von Leuten/ denen ſolche Ungehaltenheit am Aller-
ſchaͤndlichſten anſtehet/ zumahl/ wañ ſie Geiſtlich ſind/
und ſolche Perſonen/ von welchen man Chriſtliche
Sanfſtmuth/ Moderation und Beſcheidenheit/ nicht
Satyriſche Stichel-Reden/ Schmaͤh-Worte und
Verleumdungen zu erwarten haͤtte/ wiewol ein Ver-
ſtaͤndiger dergleichen ſtoltze Phantaſten und grobe
Klugduͤnckler/ nicht anders/ als einen ſchreyenden
Eſel betrachtet/ ſie keiner Antwort werth achtet/ ſon-
dern in ihrer thoͤrichten Einbildung immerhin ſtecken
laͤſſet/ wol verſichert/ daß ſie bey vernuͤnfftigen und
moderaten Leuten wenig Ehre damit einlegen/ und
nur ihre eigene Schande durch boßhaffte Laͤſterun-
gen an Tag geben. Dann an ſolchen Federn lernet
man den Vogel kennen/ weſſen Geſchlecht er ſey/ ob
ein ſittſames Gemuͤth oder Toͤlpel in ihm vergraben/
ober eine Taube oder ein Rab/ deß guten oder boͤſen
verleumderiſchen Geiſtes Kind ſey. Offt entbloͤden
ſich ſolche bittere Spott-Voͤgel/ ihre grobe Toͤlpeley
und Laͤſterſucht mit etlichen uͤbelgedeuteten Exem-
peln und Spruͤchen H. Schrifft/ die bißweilen um
GOttes Ehre/ einen Gottſeeligen Eyfer blitzen laſ-
ſen/ zu beſchoͤnen/ moͤgen aber dem allſehenden GOtt
keine Bruͤllen damit verkauffen/ aͤffen und taͤuſchen
ſich nur ſelbſt/ und laden zweyfachen Zorn auf ſich/
indem ſie zu ihrer ſchaͤndlichen Verleumdung auch
noch den verdammten Mißbrauch Goͤttliches Na-
mens/ oder heiliger Exempel ſetzen/ und gleichſam
einen Ring auf den Raben-Stein werffen.

Ein ſolcher grober Diſputator war der Tyrann
Baſilowitz/ der mit den Evangeliſchen Pfarꝛ-Her-
ren ſich gern in Glaubens-Sachen unterredete/ oder
eigentlicher geredet/ ſie nur ſchmaͤhete und laͤſterte/
und den Schluß zuweilen ſelbſt mit der Knut-Peit-

ſchen
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[411/0425] Romans I. Buch. und geſchiehet bißweilen auch wol in unſerm Lande von Leuten/ denen ſolche Ungehaltenheit am Aller- ſchaͤndlichſten anſtehet/ zumahl/ wañ ſie Geiſtlich ſind/ und ſolche Perſonen/ von welchen man Chriſtliche Sanfſtmuth/ Moderation und Beſcheidenheit/ nicht Satyriſche Stichel-Reden/ Schmaͤh-Worte und Verleumdungen zu erwarten haͤtte/ wiewol ein Ver- ſtaͤndiger dergleichen ſtoltze Phantaſten und grobe Klugduͤnckler/ nicht anders/ als einen ſchreyenden Eſel betrachtet/ ſie keiner Antwort werth achtet/ ſon- dern in ihrer thoͤrichten Einbildung immerhin ſtecken laͤſſet/ wol verſichert/ daß ſie bey vernuͤnfftigen und moderaten Leuten wenig Ehre damit einlegen/ und nur ihre eigene Schande durch boßhaffte Laͤſterun- gen an Tag geben. Dann an ſolchen Federn lernet man den Vogel kennen/ weſſen Geſchlecht er ſey/ ob ein ſittſames Gemuͤth oder Toͤlpel in ihm vergraben/ ober eine Taube oder ein Rab/ deß guten oder boͤſen verleumderiſchen Geiſtes Kind ſey. Offt entbloͤden ſich ſolche bittere Spott-Voͤgel/ ihre grobe Toͤlpeley und Laͤſterſucht mit etlichen uͤbelgedeuteten Exem- peln und Spruͤchen H. Schrifft/ die bißweilen um GOttes Ehre/ einen Gottſeeligen Eyfer blitzen laſ- ſen/ zu beſchoͤnen/ moͤgen aber dem allſehenden GOtt keine Bruͤllen damit verkauffen/ aͤffen und taͤuſchen ſich nur ſelbſt/ und laden zweyfachen Zorn auf ſich/ indem ſie zu ihrer ſchaͤndlichen Verleumdung auch noch den verdammten Mißbrauch Goͤttliches Na- mens/ oder heiliger Exempel ſetzen/ und gleichſam einen Ring auf den Raben-Stein werffen. Ein ſolcher grober Diſputator war der Tyrann Baſilowitz/ der mit den Evangeliſchen Pfarꝛ-Her- ren ſich gern in Glaubens-Sachen unterredete/ oder eigentlicher geredet/ ſie nur ſchmaͤhete und laͤſterte/ und den Schluß zuweilen ſelbſt mit der Knut-Peit- ſchen

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/425>, abgerufen am 22.11.2024.