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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
de Tursis fürchtete/ dannenhero bezahleten die Schif-
fe/ die daselbst passirten/ ohne einige Widerrede/ drey
von hundert/ welches dem Hertzog ein grosses Guth
einbrachte.

Unterdessen ließ er gleichwol nichts an einer gu-
ten Auferziehung seiner Kinder ermangeln/ sandte
demnach den Printzen Condado mit einem getreuen
Edelmann zu dem Grafen von Policastro, und ließ
denselben ersuchen/ daß er ihn/ als seinen Sohn/ mit
einem gnugsamen Wechsel nach Consenza schickete/
weil selbiger Ort/ als die Haupt-Stadt Calabriens/
wegen der guten Wissenschafften/ die daselbst blühen/
in grosser Consideration war/ dem Grafen hergegen
thäte er eine gnugsame Versicherung/ und sandte
ihm an Baarschafften so viel/ daß er zufrieden seyn
kunte. Dieser Graf muste deß Agostino Parthey
bey Zeiten verlassen/ wolte er anders seine Landschafft
und den Kopff selber nicht in Gefahr setzen/ dannen-
hero ward er bey dem Vice-Roy bald wieder außge-
söhnet. Er sandte aber dem Agostino seinen Edel-
mann wieder zurück/ und bestellete seinen eigenen
Sohn dem Printzen zum Hofmeister/ welcher ein
wackerer Herr/ und muste sich dieser vor einen Edel-
mann außgeben/ also räyseten sie mit einander nach
Consenza, und nennete sich deß Agostino Sohn Par-
do,
sein Hofmeister aber Tremola. Bald hernach
schickete Agostino seine Prinzessin Taranta nach ihrer
Mutter Schwester/ die dem Printzen von Meleto
vermählet war/ um sich ihrer in der Auferziehung/
statt ihrer leiblichen/ jüngst-verstorbenen Mutter/ ge-
treulich anzunehmen.

Pardo ließ sich zu Consenza in allerhand Ritter-
lichen Ubungen/ zugleich aber auch in den freyen Kün-
sten täglich unterweisen/ worinnen er dergestalt zu-

nahm/
C c 2

Romans I. Buch.
de Turſis fuͤrchtete/ dannenhero bezahleten die Schif-
fe/ die daſelbſt paſſirten/ ohne einige Widerrede/ drey
von hundert/ welches dem Hertzog ein groſſes Guth
einbrachte.

Unterdeſſen ließ er gleichwol nichts an einer gu-
ten Auferziehung ſeiner Kinder ermangeln/ ſandte
demnach den Printzen Condado mit einem getreuen
Edelmann zu dem Grafen von Policaſtro, und ließ
denſelben erſuchen/ daß er ihn/ als ſeinen Sohn/ mit
einem gnugſamen Wechſel nach Conſenza ſchickete/
weil ſelbiger Ort/ als die Haupt-Stadt Calabriens/
wegen der guten Wiſſenſchafften/ die daſelbſt bluͤhen/
in groſſer Conſideration war/ dem Grafen hergegen
thaͤte er eine gnugſame Verſicherung/ und ſandte
ihm an Baarſchafften ſo viel/ daß er zufrieden ſeyn
kunte. Dieſer Graf muſte deß Agoſtino Parthey
bey Zeiten verlaſſen/ wolte er anders ſeine Landſchafft
und den Kopff ſelber nicht in Gefahr ſetzen/ dannen-
hero ward er bey dem Vice-Roy bald wieder außge-
ſoͤhnet. Er ſandte aber dem Agoſtino ſeinen Edel-
mann wieder zuruͤck/ und beſtellete ſeinen eigenen
Sohn dem Printzen zum Hofmeiſter/ welcher ein
wackerer Herꝛ/ und muſte ſich dieſer vor einen Edel-
mann außgeben/ alſo raͤyſeten ſie mit einander nach
Conſenza, und nennete ſich deß Agoſtino Sohn Par-
do,
ſein Hofmeiſter aber Tremola. Bald hernach
ſchickete Agoſtino ſeine Prinzeſſin Taranta nach ihrer
Mutter Schweſter/ die dem Printzen von Meleto
vermaͤhlet war/ um ſich ihrer in der Auferziehung/
ſtatt ihrer leiblichen/ juͤngſt-verſtorbenen Mutter/ ge-
treulich anzunehmen.

Pardo ließ ſich zu Conſenza in allerhand Ritter-
lichen Ubungen/ zugleich aber auch in den freyen Kuͤn-
ſten taͤglich unterweiſen/ worinnen er dergeſtalt zu-

nahm/
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[403/0417] Romans I. Buch. de Turſis fuͤrchtete/ dannenhero bezahleten die Schif- fe/ die daſelbſt paſſirten/ ohne einige Widerrede/ drey von hundert/ welches dem Hertzog ein groſſes Guth einbrachte. Unterdeſſen ließ er gleichwol nichts an einer gu- ten Auferziehung ſeiner Kinder ermangeln/ ſandte demnach den Printzen Condado mit einem getreuen Edelmann zu dem Grafen von Policaſtro, und ließ denſelben erſuchen/ daß er ihn/ als ſeinen Sohn/ mit einem gnugſamen Wechſel nach Conſenza ſchickete/ weil ſelbiger Ort/ als die Haupt-Stadt Calabriens/ wegen der guten Wiſſenſchafften/ die daſelbſt bluͤhen/ in groſſer Conſideration war/ dem Grafen hergegen thaͤte er eine gnugſame Verſicherung/ und ſandte ihm an Baarſchafften ſo viel/ daß er zufrieden ſeyn kunte. Dieſer Graf muſte deß Agoſtino Parthey bey Zeiten verlaſſen/ wolte er anders ſeine Landſchafft und den Kopff ſelber nicht in Gefahr ſetzen/ dannen- hero ward er bey dem Vice-Roy bald wieder außge- ſoͤhnet. Er ſandte aber dem Agoſtino ſeinen Edel- mann wieder zuruͤck/ und beſtellete ſeinen eigenen Sohn dem Printzen zum Hofmeiſter/ welcher ein wackerer Herꝛ/ und muſte ſich dieſer vor einen Edel- mann außgeben/ alſo raͤyſeten ſie mit einander nach Conſenza, und nennete ſich deß Agoſtino Sohn Par- do, ſein Hofmeiſter aber Tremola. Bald hernach ſchickete Agoſtino ſeine Prinzeſſin Taranta nach ihrer Mutter Schweſter/ die dem Printzen von Meleto vermaͤhlet war/ um ſich ihrer in der Auferziehung/ ſtatt ihrer leiblichen/ juͤngſt-verſtorbenen Mutter/ ge- treulich anzunehmen. Pardo ließ ſich zu Conſenza in allerhand Ritter- lichen Ubungen/ zugleich aber auch in den freyen Kuͤn- ſten taͤglich unterweiſen/ worinnen er dergeſtalt zu- nahm/ C c 2

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/417>, abgerufen am 22.11.2024.