Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen mit einem Stock wegzujagen. Diogenes streckte sein Haupt ge-gen ihm/ und sagte: Schlage nur tapffer zu/ es ist kein Stock so hart/ der mich von deiner Thür treiben soll/ so lang ich von dir et- was lernen kan. Der Gouverneur: Wann viele so Lehr begierig in Glau- Der Printz: Darum hatte Metrocles dieses Wort offt- Der Podesta: Ein solcher Mann war auch der grosse zur
Deß Academiſchen mit einem Stock wegzujagen. Diogenes ſtreckte ſein Haupt ge-gen ihm/ und ſagte: Schlage nur tapffer zu/ es iſt kein Stock ſo hart/ der mich von deiner Thuͤr treiben ſoll/ ſo lang ich von dir et- was lernen kan. Der Gouverneur: Wann viele ſo Lehr begierig in Glau- Der Printz: Darum hatte Metrocles dieſes Wort offt- Der Podeſtà: Ein ſolcher Mann war auch der groſſe zur
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Deß Academiſchen
mit einem Stock wegzujagen. Diogenes ſtreckte ſein Haupt ge-
gen ihm/ und ſagte: Schlage nur tapffer zu/ es iſt kein Stock ſo
hart/ der mich von deiner Thuͤr treiben ſoll/ ſo lang ich von dir et-
was lernen kan.
Der Gouverneur: Wann viele ſo Lehr begierig in Glau-
bens-Sachen waͤren/ die Chriſten ſolten viel weiſer ſeyn. Man
wil bey dem HErꝛn JEſu nicht bleiben/ wann er nur ein hartes
Wort gibt/ oder einen ſchwer-wichttgen Lehr-Punct abhandelt/
wie ihn dann deßwegen die Capernalten verlieſſen. Wer Lehr-
begierig iſt/ der kan und wil alles Ungemach außflehen/ und ſoll
und wil ein weiſer Mann werden. Demoſthenes war dumm
von Verſtand/ und hatte eine ſtammlende Sprache/ alſo/ daß er
außgelacht wurde/ wie er eine Rede thun wolte; Nichts deſto
weniger wurde er durch Arbeit und Lehr-Begierigkeit ein fuͤr-
trefflicher Redner. Wie man ihn fragete/ wordurch er gelehrt
worden waͤren waͤre/ ſagte er: Jch habe mehr Oehl in meiner
Studier-Lampen verthan/ als ich Wein getruncken habe. Er
war ſehr betruͤbet/ als er ſahe/ daß ein Handwercks-Mann deß
Morgens vor ihm aufgeſtanden war. Lieffen wir uns die heilige
Weißheit ſo hoch angelegen ſeyn/ Panlus doͤrffte nicht ſagen/
daß die Jenige/ ſo Lehrmeiſter ſeyn ſolten/ nur noch Schuͤler
waͤren.
Der Printz: Darum hatte Metrocles dieſes Wort offt-
mahls im Mund: andere Sachen kaufft man um Geld/ aber
die Gelehrigkeit kaufft man mit Zeit und Fleiß. Bey den Hey-
den ſind wunderliche Exempel zu finden: Cleantes war dumm
von Verſtand/ und gleichwol ſehr Lehr-begierig. Er war ſo arm/
daß er bey Nacht halff Waſſer ziehen/ um etwas zu gewinnen/
und deß Tages uͤber darvon zu leben/ und zu ſtudiren. Er halff
auch Brodt knetten/ und was er vom Zenone hoͤrete/ ſchriebe er
auf Scherben und Ochſen-Beine/ dieweil er kein Geld hatte/ Pa-
pier zu kauffen. So arm und Lehr-begierig iſt Zeno ſelbſt gewe-
ſen: Wie er kein Geld hatte/ den Lehrmeiſter Polemon zu bezah-
len/ ſchliche er heimlich in die Schul/ hinter ſeinem Rucken. Pole-
mon ſahe ihn einsmahls/ und ſagte zu ihm: Jch ſehe wol/ daß
du meine Lehr ſtehlen wilſi.
Der Podeſtà: Ein ſolcher Mann war auch der groſſe
Epicterus: Er war ſo arm/ daß er kein Geld hatte/ ein Schloͤß-
lein vor ſein Hauß zu kauffen. Proæreſius und Hephæſtio wa-
ren ſo arme Studenten/ daß ſie zuſammen nur einen Mantel
hatten/ und etliche Paͤuſche Stroh/ darauf zu ſchlaffen. Da doch
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