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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
sen haben. Zum Exempel: Auf einer bekandten Uni-
versit
ät wolten sich etliche Studenten gütlich thun/
darum bestelleten sie bey dem Frantzösischen Koch eine
gute Pastete/ selbige zur angesetzten Stunde zu ha-
ben. Zween andere Studenten hatten solches gehö-
ret/ wolten demnach diesen Leuten einen Possen spie-
len/ und der Magd/ wann sie vom Frantzmann zuruck
käme das Lecker-Bißlein entwältigen. Sie passen al-
so zu bestimmter Zeit auf/ und wie sie eine Dirne mit
einer Tracht vorbey gehen sahen/ fallen sie dieselbe
gar ungestümm an/ und reissen ihr die Pastete auß der
Hand/ dieselbe befunden sie noch gantz warm/ darum
eyleten sie nach Hauß/ ruffen ihren Hospes, und alle
Leute im Hauß zusammen/ ihnen zu zeigen/ wie glück-
lich sie auf dem Raub gewesen. Jndem sie die Män-
tel ablegen/ hören sie etwas pfeissen/ sie machen die
Serviet von einander/ da inzwischen die Umstehende
sich über die kleine Stimme verwunderten/ und rief-
fen: Hört! hört! was ist das? Wie aber die Serviet
abgewunden/ fand man ein neu-gebohrnes Söhnlein
darinn gewickelt/ worüber die Studenten wacker
außgelachet wurden/ als die das Kindlein behalten/
und erziehen lassen musten.

Dieser Handel bekam den Studenten etwas
übel/ aber viel listiger fiengen es jene Pennäle auf ei-
ner bekandten Teutschen Universität an: Diese pro-
movi
rten/ (also nennet man auf Academien das
Stehlen/) einen Hammel/ und führeten ihn durch
die Gassen nach ihrem Logiment, so offt aber der
Hammel schrye/ so offt rufsten sie Holla! Holla! damit
man deß Hammels Geschrey nicht hören kunte. Sie
brachten auf solche Manier den Hammel ins Hauß/
und auf die Stube/ stachen ihm den Halß ab/ und
hielten ihn heimlich/ der Nachforscher kam auch/ bath

den

Romans I. Buch.
ſen haben. Zum Exempel: Auf einer bekandten Uni-
verſit
aͤt wolten ſich etliche Studenten guͤtlich thun/
darum beſtelleten ſie bey dem Frantzoͤſiſchen Koch eine
gute Paſtete/ ſelbige zur angeſetzten Stunde zu ha-
ben. Zween andere Studenten hatten ſolches gehoͤ-
ret/ wolten demnach dieſen Leuten einen Poſſen ſpie-
len/ und der Magd/ wann ſie vom Frantzmann zuruck
kaͤme das Lecker-Bißlein entwaͤltigen. Sie paſſen al-
ſo zu beſtimmter Zeit auf/ und wie ſie eine Dirne mit
einer Tracht vorbey gehen ſahen/ fallen ſie dieſelbe
gar ungeſtuͤm̃ an/ und reiſſen ihr die Paſtete auß der
Hand/ dieſelbe befunden ſie noch gantz warm/ darum
eyleten ſie nach Hauß/ ruffen ihren Hoſpes, und alle
Leute im Hauß zuſammen/ ihnen zu zeigen/ wie gluͤck-
lich ſie auf dem Raub geweſen. Jndem ſie die Maͤn-
tel ablegen/ hoͤren ſie etwas pfeiſſen/ ſie machen die
Serviet von einander/ da inzwiſchen die Umſtehende
ſich uͤber die kleine Stimme verwunderten/ und rief-
fen: Hoͤrt! hoͤrt! was iſt das? Wie aber die Serviet
abgewunden/ fand man ein neu-gebohrnes Soͤhnlein
darinn gewickelt/ woruͤber die Studenten wacker
außgelachet wurden/ als die das Kindlein behalten/
und erziehen laſſen muſten.

Dieſer Handel bekam den Studenten etwas
uͤbel/ aber viel liſtiger fiengen es jene Pennaͤle auf ei-
ner bekandten Teutſchen Univerſitaͤt an: Dieſe pro-
movi
rten/ (alſo nennet man auf Academien das
Stehlen/) einen Hammel/ und fuͤhreten ihn durch
die Gaſſen nach ihrem Logiment, ſo offt aber der
Ham̃el ſchrye/ ſo offt rufſten ſie Holla! Holla! damit
man deß Hammels Geſchrey nicht hoͤren kunte. Sie
brachten auf ſolche Manier den Hammel ins Hauß/
und auf die Stube/ ſtachen ihm den Halß ab/ und
hielten ihn heimlich/ der Nachforſcher kam auch/ bath

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[379/0393] Romans I. Buch. ſen haben. Zum Exempel: Auf einer bekandten Uni- verſitaͤt wolten ſich etliche Studenten guͤtlich thun/ darum beſtelleten ſie bey dem Frantzoͤſiſchen Koch eine gute Paſtete/ ſelbige zur angeſetzten Stunde zu ha- ben. Zween andere Studenten hatten ſolches gehoͤ- ret/ wolten demnach dieſen Leuten einen Poſſen ſpie- len/ und der Magd/ wann ſie vom Frantzmann zuruck kaͤme das Lecker-Bißlein entwaͤltigen. Sie paſſen al- ſo zu beſtimmter Zeit auf/ und wie ſie eine Dirne mit einer Tracht vorbey gehen ſahen/ fallen ſie dieſelbe gar ungeſtuͤm̃ an/ und reiſſen ihr die Paſtete auß der Hand/ dieſelbe befunden ſie noch gantz warm/ darum eyleten ſie nach Hauß/ ruffen ihren Hoſpes, und alle Leute im Hauß zuſammen/ ihnen zu zeigen/ wie gluͤck- lich ſie auf dem Raub geweſen. Jndem ſie die Maͤn- tel ablegen/ hoͤren ſie etwas pfeiſſen/ ſie machen die Serviet von einander/ da inzwiſchen die Umſtehende ſich uͤber die kleine Stimme verwunderten/ und rief- fen: Hoͤrt! hoͤrt! was iſt das? Wie aber die Serviet abgewunden/ fand man ein neu-gebohrnes Soͤhnlein darinn gewickelt/ woruͤber die Studenten wacker außgelachet wurden/ als die das Kindlein behalten/ und erziehen laſſen muſten. Dieſer Handel bekam den Studenten etwas uͤbel/ aber viel liſtiger fiengen es jene Pennaͤle auf ei- ner bekandten Teutſchen Univerſitaͤt an: Dieſe pro- movirten/ (alſo nennet man auf Academien das Stehlen/) einen Hammel/ und fuͤhreten ihn durch die Gaſſen nach ihrem Logiment, ſo offt aber der Ham̃el ſchrye/ ſo offt rufſten ſie Holla! Holla! damit man deß Hammels Geſchrey nicht hoͤren kunte. Sie brachten auf ſolche Manier den Hammel ins Hauß/ und auf die Stube/ ſtachen ihm den Halß ab/ und hielten ihn heimlich/ der Nachforſcher kam auch/ bath den

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/393>, abgerufen am 22.11.2024.