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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
der Edelmann/ ich schwöre euch/ daß ich nie grössere
Lust gehabt/ dann dieses ist die schönste und freund-
lichste Dame, als ich Zeit meines Lebens gesehen. Jn
der Warheit/ mein Herr/ antwortete der Schiffer/ ihr
macht mir das Maul wässern/ und wann ich euch
nicht versprochen/ daß ich eurer warten wolte/ so wol-
te ich ein Stündlein mit meiner Frauen/ die/ zum we-
nigsten meiner Einbildung nach/ keine von den Heß-
lichsten in dieser Stadt ist/ die Zeit vertrieben haben.
Der Edelmann stellete sich/ als verwunderte er sich
darüber/ und sagte zu ihm: Wie/ Cornelius, ich habe
nicht vermeynet/ daß ihr verheurathet seyd/ und seyd
mir jetzo desto lieber/ ich halte aber wol darfür/ daß
ihr euch nicht weigern würdet/ einen Tausch zu tref-
fen/ wann ihr eine Dame antreffen sollet/ die schöner/
als die Eurige ist. Es ist wahr/ mein Herr/ versetzete
der Cornelius, daß ich so gesinnet bin/ etwas Geringes
zu verlassen/ und was Bessers darfür zu nehmen.
Der Edelmann gab ihm zur Antwort: Weil ich eu-
ren guten Willen spühre/ verspreche ich bey meiner
Treue/ daß ich euch der Jenigen/ so ich liebe/ theilhaff-
tig machen wil/ jedoch mit der Bedingung/ daß ihr
solches geheim haltet/ dann/ wie sie nicht Jedermann
zu Willen ist/ also wird es eine absonderliche Gunst
seyn/ die sie euch/ in Betrachtung meiner/ erweisen
wird/ daß sie euch bey ihr schlaffen lässet. Jch weiß
zwar wol/ daß sie sich anfänglich etwas sperren wird/
es hat aber nichts zu bedeuten/ sondern sehet nur/ daß
ihr euer Gundel Morgen um eben diese Zeit in Be-
reitschafft haltet/ und überziehet sie mit einem Tep-
pich/ sie desto ehrlicher zu empfangen. Cornelius, so
einen neuen Wechsel zu treffen verhoffete/ sagte zu
ihm: Mein Herr/ ich versichere euch/ daß ich alles die-
ses so wol verrichten wil/ daß ihr mit mir zufrieden

seyn
A a 3

Romans I. Buch.
der Edelmann/ ich ſchwoͤre euch/ daß ich nie groͤſſere
Luſt gehabt/ dann dieſes iſt die ſchoͤnſte und freund-
lichſte Dame, als ich Zeit meines Lebens geſehen. Jn
der Warheit/ mein Herꝛ/ antwortete der Schiffer/ ihr
macht mir das Maul waͤſſern/ und wann ich euch
nicht verſprochen/ daß ich eurer warten wolte/ ſo wol-
te ich ein Stuͤndlein mit meiner Frauen/ die/ zum we-
nigſten meiner Einbildung nach/ keine von den Heß-
lichſten in dieſer Stadt iſt/ die Zeit vertrieben haben.
Der Edelmann ſtellete ſich/ als verwunderte er ſich
daruͤber/ und ſagte zu ihm: Wie/ Cornelius, ich habe
nicht vermeynet/ daß ihr verheurathet ſeyd/ und ſeyd
mir jetzo deſto lieber/ ich halte aber wol darfuͤr/ daß
ihr euch nicht weigern wuͤrdet/ einen Tauſch zu tref-
fen/ wann ihr eine Dame antreffen ſollet/ die ſchoͤner/
als die Eurige iſt. Es iſt wahr/ mein Herꝛ/ verſetzete
der Cornelius, daß ich ſo geſinnet bin/ etwas Geringes
zu verlaſſen/ und was Beſſers darfuͤr zu nehmen.
Der Edelmann gab ihm zur Antwort: Weil ich eu-
ren guten Willen ſpuͤhre/ verſpreche ich bey meiner
Treue/ daß ich euch der Jenigen/ ſo ich liebe/ theilhaff-
tig machen wil/ jedoch mit der Bedingung/ daß ihr
ſolches geheim haltet/ dann/ wie ſie nicht Jedermann
zu Willen iſt/ alſo wird es eine abſonderliche Gunſt
ſeyn/ die ſie euch/ in Betrachtung meiner/ erweiſen
wird/ daß ſie euch bey ihr ſchlaffen laͤſſet. Jch weiß
zwar wol/ daß ſie ſich anfaͤnglich etwas ſperren wird/
es hat aber nichts zu bedeuten/ ſondern ſehet nur/ daß
ihr euer Gundel Morgen um eben dieſe Zeit in Be-
reitſchafft haltet/ und uͤberziehet ſie mit einem Tep-
pich/ ſie deſto ehrlicher zu empfangen. Cornelius, ſo
einen neuen Wechſel zu treffen verhoffete/ ſagte zu
ihm: Mein Herꝛ/ ich verſichere euch/ daß ich alles die-
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[373/0387] Romans I. Buch. der Edelmann/ ich ſchwoͤre euch/ daß ich nie groͤſſere Luſt gehabt/ dann dieſes iſt die ſchoͤnſte und freund- lichſte Dame, als ich Zeit meines Lebens geſehen. Jn der Warheit/ mein Herꝛ/ antwortete der Schiffer/ ihr macht mir das Maul waͤſſern/ und wann ich euch nicht verſprochen/ daß ich eurer warten wolte/ ſo wol- te ich ein Stuͤndlein mit meiner Frauen/ die/ zum we- nigſten meiner Einbildung nach/ keine von den Heß- lichſten in dieſer Stadt iſt/ die Zeit vertrieben haben. Der Edelmann ſtellete ſich/ als verwunderte er ſich daruͤber/ und ſagte zu ihm: Wie/ Cornelius, ich habe nicht vermeynet/ daß ihr verheurathet ſeyd/ und ſeyd mir jetzo deſto lieber/ ich halte aber wol darfuͤr/ daß ihr euch nicht weigern wuͤrdet/ einen Tauſch zu tref- fen/ wann ihr eine Dame antreffen ſollet/ die ſchoͤner/ als die Eurige iſt. Es iſt wahr/ mein Herꝛ/ verſetzete der Cornelius, daß ich ſo geſinnet bin/ etwas Geringes zu verlaſſen/ und was Beſſers darfuͤr zu nehmen. Der Edelmann gab ihm zur Antwort: Weil ich eu- ren guten Willen ſpuͤhre/ verſpreche ich bey meiner Treue/ daß ich euch der Jenigen/ ſo ich liebe/ theilhaff- tig machen wil/ jedoch mit der Bedingung/ daß ihr ſolches geheim haltet/ dann/ wie ſie nicht Jedermann zu Willen iſt/ alſo wird es eine abſonderliche Gunſt ſeyn/ die ſie euch/ in Betrachtung meiner/ erweiſen wird/ daß ſie euch bey ihr ſchlaffen laͤſſet. Jch weiß zwar wol/ daß ſie ſich anfaͤnglich etwas ſperren wird/ es hat aber nichts zu bedeuten/ ſondern ſehet nur/ daß ihr euer Gundel Morgen um eben dieſe Zeit in Be- reitſchafft haltet/ und uͤberziehet ſie mit einem Tep- pich/ ſie deſto ehrlicher zu empfangen. Cornelius, ſo einen neuen Wechſel zu treffen verhoffete/ ſagte zu ihm: Mein Herꝛ/ ich verſichere euch/ daß ich alles die- ſes ſo wol verrichten wil/ daß ihr mit mir zufrieden ſeyn A a 3

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/387>, abgerufen am 22.11.2024.