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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
dern sich gantz schlecht hielte/ stehet noch ein artiger
Streich zu melden. Wie er nach Marburg kam/ cor-
respondi
rete er mit seinen Bekandten und Landes-
Leuten auf der nur 3. Meilen von dannen belegenen
Universität Giessen/ diese kamen hin/ und besuchten
ihn/ er tractiret sie nach Würden/ weil er aber nichts
liebers/ als einen blancken Degen sahe/ verunwilligte
er sich mit seinen Landes-Leuten/ und schlug sich wa-
cker mit ihnen herum. Der Hospes wolte sich darein
mengen/ aber er verließ seine Landes-Leute/ kam über
denselben her/ und schlug ihn blau und schwartz. Sol-
chem nach ward er verklaget/ und am folgenden Tag
vor den Magnificum citiret; Er lage/ als der Pedell
kam/ annoch auf dem Bette/ versprach aber/ sich also-
bald anzukleiden/ und ihm zu Jhrer Magnificentz zu
folgen. Er blieb aber ligen/ und schlieff den Rausch
vollends auß. Uber 2. Stunden kam der Pedell noch
einmahl/ und citirte ihn alsobald zu erscheinen. Er
sprach: Es ist mir leyd/ Monsieur, daß ich nicht gekönt/
dann ich bin aufgehalten worden; Gehet aber hin/
und excusiret mich bey Jhrer Magnificentz/ dann ich
wil alsobald kommen. Der Pedell gehet abermahl sei-
nes Weges/ aber der Baron verzog so lang/ biß der
Pedell zum dritten mahl kam/ und ihn sub Poena Car-
ceris citi
rte. Darauf machte sich der Baron auf die
Beine/ und wie er zum Magnifico kam/ fuhr ihn der-
selbe hart an/ warum er seine Authorität so gering
schätzete/ und nicht zum ersten mahl/ sondern allererst
nach der dritten Citation kommen wäre? Jch habe/
sprach er/ Eurer Magnificentz hohes Ansehen ge-
scheuet/ weil ich gar blöder Natur/ und leicht zu er-
schröcken bin.

Hierauf hielte ihm der Rector seinen Excess vor/
und verwieß ihn nach dem Carcer. Dieser hingegen

bathe/

Romans I. Buch.
dern ſich gantz ſchlecht hielte/ ſtehet noch ein artiger
Streich zu melden. Wie er nach Marburg kam/ cor-
reſpondi
rete er mit ſeinen Bekandten und Landes-
Leuten auf der nur 3. Meilen von dannen belegenen
Univerſitaͤt Gieſſen/ dieſe kamen hin/ und beſuchten
ihn/ er tractiret ſie nach Wuͤrden/ weil er aber nichts
liebers/ als einen blancken Degen ſahe/ verunwilligte
er ſich mit ſeinen Landes-Leuten/ und ſchlug ſich wa-
cker mit ihnen herum. Der Hoſpes wolte ſich darein
mengen/ aber er verließ ſeine Landes-Leute/ kam uͤber
denſelben her/ und ſchlug ihn blau und ſchwartz. Sol-
chem nach ward er verklaget/ und am folgenden Tag
vor den Magnificum citiret; Er lage/ als der Pedell
kam/ annoch auf dem Bette/ verſprach aber/ ſich alſo-
bald anzukleiden/ und ihm zu Jhrer Magnificentz zu
folgen. Er blieb aber ligen/ und ſchlieff den Rauſch
vollends auß. Uber 2. Stunden kam der Pedell noch
einmahl/ und citirte ihn alſobald zu erſcheinen. Er
ſprach: Es iſt mir leyd/ Monſieur, daß ich nicht gekoͤnt/
dann ich bin aufgehalten worden; Gehet aber hin/
und excuſiret mich bey Jhrer Magnificentz/ dann ich
wil alſobald kommen. Der Pedell gehet abermahl ſei-
nes Weges/ aber der Baron verzog ſo lang/ biß der
Pedell zum dritten mahl kam/ und ihn ſub Pœna Car-
ceris citi
rte. Darauf machte ſich der Baron auf die
Beine/ und wie er zum Magnifico kam/ fuhr ihn der-
ſelbe hart an/ warum er ſeine Authoritaͤt ſo gering
ſchaͤtzete/ und nicht zum erſten mahl/ ſondern allererſt
nach der dritten Citation kommen waͤre? Jch habe/
ſprach er/ Eurer Magnificentz hohes Anſehen ge-
ſcheuet/ weil ich gar bloͤder Natur/ und leicht zu er-
ſchroͤcken bin.

Hierauf hielte ihm der Rector ſeinen Exceſs vor/
und verwieß ihn nach dem Carcer. Dieſer hingegen

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[365/0379] Romans I. Buch. dern ſich gantz ſchlecht hielte/ ſtehet noch ein artiger Streich zu melden. Wie er nach Marburg kam/ cor- reſpondirete er mit ſeinen Bekandten und Landes- Leuten auf der nur 3. Meilen von dannen belegenen Univerſitaͤt Gieſſen/ dieſe kamen hin/ und beſuchten ihn/ er tractiret ſie nach Wuͤrden/ weil er aber nichts liebers/ als einen blancken Degen ſahe/ verunwilligte er ſich mit ſeinen Landes-Leuten/ und ſchlug ſich wa- cker mit ihnen herum. Der Hoſpes wolte ſich darein mengen/ aber er verließ ſeine Landes-Leute/ kam uͤber denſelben her/ und ſchlug ihn blau und ſchwartz. Sol- chem nach ward er verklaget/ und am folgenden Tag vor den Magnificum citiret; Er lage/ als der Pedell kam/ annoch auf dem Bette/ verſprach aber/ ſich alſo- bald anzukleiden/ und ihm zu Jhrer Magnificentz zu folgen. Er blieb aber ligen/ und ſchlieff den Rauſch vollends auß. Uber 2. Stunden kam der Pedell noch einmahl/ und citirte ihn alſobald zu erſcheinen. Er ſprach: Es iſt mir leyd/ Monſieur, daß ich nicht gekoͤnt/ dann ich bin aufgehalten worden; Gehet aber hin/ und excuſiret mich bey Jhrer Magnificentz/ dann ich wil alſobald kommen. Der Pedell gehet abermahl ſei- nes Weges/ aber der Baron verzog ſo lang/ biß der Pedell zum dritten mahl kam/ und ihn ſub Pœna Car- ceris citirte. Darauf machte ſich der Baron auf die Beine/ und wie er zum Magnifico kam/ fuhr ihn der- ſelbe hart an/ warum er ſeine Authoritaͤt ſo gering ſchaͤtzete/ und nicht zum erſten mahl/ ſondern allererſt nach der dritten Citation kommen waͤre? Jch habe/ ſprach er/ Eurer Magnificentz hohes Anſehen ge- ſcheuet/ weil ich gar bloͤder Natur/ und leicht zu er- ſchroͤcken bin. Hierauf hielte ihm der Rector ſeinen Exceſs vor/ und verwieß ihn nach dem Carcer. Dieſer hingegen bathe/

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/379>, abgerufen am 22.11.2024.