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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
sandten sie an alle Tische/ daß ein jeder Pursch mit
seinem Degen an der Seiten (die meisten trugen
sonsten Mäntel/) auf einem gewissen Platz erschei-
nen solten. Solches geschahe/ und die 2. Principale-
sten/ so fürnehme Edelleute/ heureten eine Carosse mit
6. Pferden/ darinn setzeten sie sich/ sandten dem Com-
mendant
en den Fürstl. Befehl/ und fuhren/ in Be-
gleitung aller nachfolgenden Studenten/ nach dem
Ravelin, da sie die arrestirte Studenten mit grosser
Reputation in die Kutsche nahmen/ hernach auf den
Wall fuhren/ und also Possession ihres freyen Spa-
tzier-Gangs wieder darauf nahmen. Nachdem sie
rund um die Stadt gefahren/ und marchiret/ liessen
sie ein Panquet anrichten/ und machten sich so lustig
darbey/ daß der Commendant 50. Mann vor seine
Wohnung commandirte/ diese Nacht allda Posto zu
halten/ damit er vor den erzörneten Studenten ge-
sichert bliebe. Nicht lange hernach gieng einer von
den 2. besagten Prineipalen auf der Gassen/ und weil
er sich berauschet/ tournirte er gewaltig/ weßwegen ihn
der Commendant am folgenden Tag in das Consisto-
rium
fordern ließ. Als der Student kam/ sasse der
Commendant über den Professoren schon an seinem
Ort/ und begehrete/ man solle dem Studenten den
Degen zuforderst abnehmen/ weil es sich nicht gezie-
mete/ bewöhret vor dem Consistorio zu erscheinen. Ob
nun gleich der Student nicht gerne daran wolte/ weil
er seinen Degen nimmer von der Seiten kommen lies-
se/ so übergab er doch/ auf freundliches Zureden der
Herren Professoren/ endlich dem Pedellen sein Ge-
wöhr/ und als solcher eben damit zum Gemach hinauß
tretten wil/ fähret der Commendant den Studenten
mit rauhen Worten an/ darauf springet der Ange-
klagte augenblicklich nach dem Pedellen/ reisset ihm

seinen

Romans I. Buch.
ſandten ſie an alle Tiſche/ daß ein jeder Purſch mit
ſeinem Degen an der Seiten (die meiſten trugen
ſonſten Maͤntel/) auf einem gewiſſen Platz erſchei-
nen ſolten. Solches geſchahe/ und die 2. Principale-
ſten/ ſo fuͤrnehme Edelleute/ heureten eine Caroſſe mit
6. Pferden/ darinn ſetzeten ſie ſich/ ſandten dem Com-
mendant
en den Fuͤrſtl. Befehl/ und fuhren/ in Be-
gleitung aller nachfolgenden Studenten/ nach dem
Ravelin, da ſie die arreſtirte Studenten mit groſſer
Reputation in die Kutſche nahmen/ hernach auf den
Wall fuhren/ und alſo Poſſeſſion ihres freyen Spa-
tzier-Gangs wieder darauf nahmen. Nachdem ſie
rund um die Stadt gefahren/ und marchiret/ lieſſen
ſie ein Panquet anrichten/ und machten ſich ſo luſtig
darbey/ daß der Commendant 50. Mann vor ſeine
Wohnung commandirte/ dieſe Nacht allda Poſto zu
halten/ damit er vor den erzoͤrneten Studenten ge-
ſichert bliebe. Nicht lange hernach gieng einer von
den 2. beſagten Prineipalen auf der Gaſſen/ und weil
er ſich berauſchet/ tournirte er gewaltig/ weßwegen ihn
der Com̃endant am folgenden Tag in das Conſiſto-
rium
fordern ließ. Als der Student kam/ ſaſſe der
Commendant uͤber den Profeſſoren ſchon an ſeinem
Ort/ und begehrete/ man ſolle dem Studenten den
Degen zuforderſt abnehmen/ weil es ſich nicht gezie-
mete/ bewoͤhret vor dem Conſiſtorio zu erſcheinen. Ob
nun gleich der Student nicht gerne daran wolte/ weil
er ſeinen Degen nim̃er von der Seiten kommen lieſ-
ſe/ ſo uͤbergab er doch/ auf freundliches Zureden der
Herren Profeſſoren/ endlich dem Pedellen ſein Ge-
woͤhr/ und als ſolcher eben damit zum Gemach hinauß
tretten wil/ faͤhret der Commendant den Studenten
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klagte augenblicklich nach dem Pedellen/ reiſſet ihm

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[363/0377] Romans I. Buch. ſandten ſie an alle Tiſche/ daß ein jeder Purſch mit ſeinem Degen an der Seiten (die meiſten trugen ſonſten Maͤntel/) auf einem gewiſſen Platz erſchei- nen ſolten. Solches geſchahe/ und die 2. Principale- ſten/ ſo fuͤrnehme Edelleute/ heureten eine Caroſſe mit 6. Pferden/ darinn ſetzeten ſie ſich/ ſandten dem Com- mendanten den Fuͤrſtl. Befehl/ und fuhren/ in Be- gleitung aller nachfolgenden Studenten/ nach dem Ravelin, da ſie die arreſtirte Studenten mit groſſer Reputation in die Kutſche nahmen/ hernach auf den Wall fuhren/ und alſo Poſſeſſion ihres freyen Spa- tzier-Gangs wieder darauf nahmen. Nachdem ſie rund um die Stadt gefahren/ und marchiret/ lieſſen ſie ein Panquet anrichten/ und machten ſich ſo luſtig darbey/ daß der Commendant 50. Mann vor ſeine Wohnung commandirte/ dieſe Nacht allda Poſto zu halten/ damit er vor den erzoͤrneten Studenten ge- ſichert bliebe. Nicht lange hernach gieng einer von den 2. beſagten Prineipalen auf der Gaſſen/ und weil er ſich berauſchet/ tournirte er gewaltig/ weßwegen ihn der Com̃endant am folgenden Tag in das Conſiſto- rium fordern ließ. Als der Student kam/ ſaſſe der Commendant uͤber den Profeſſoren ſchon an ſeinem Ort/ und begehrete/ man ſolle dem Studenten den Degen zuforderſt abnehmen/ weil es ſich nicht gezie- mete/ bewoͤhret vor dem Conſiſtorio zu erſcheinen. Ob nun gleich der Student nicht gerne daran wolte/ weil er ſeinen Degen nim̃er von der Seiten kommen lieſ- ſe/ ſo uͤbergab er doch/ auf freundliches Zureden der Herren Profeſſoren/ endlich dem Pedellen ſein Ge- woͤhr/ und als ſolcher eben damit zum Gemach hinauß tretten wil/ faͤhret der Commendant den Studenten mit rauhen Worten an/ darauf ſpringet der Ange- klagte augenblicklich nach dem Pedellen/ reiſſet ihm ſeinen

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/377>, abgerufen am 25.11.2024.