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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
euch helffen/ und das Hertz euers geliebten Jüng-
lings wieder zukehren möchte. Darum/ lasset eure
Bekümmernüß fahren/ gehet nach Hauß/ und kommet
Morgen um diese Zeit wieder zu mir hieher/ inzwi-
schen wil ich mich von keinem Menschen sprechen las-
sen/ damit ich desto mehr Zeit habe/ auf eure Sache
zu gedencken/ und euch Rath zu schaffen.

Hiermit steckete ihm die hoch-bekümmerte Jan-
netine
einen mit Gold gewürckten Beutel/ darinn
über 100. Rthlr. an Gold waren/ in die Hand/ und
sprach: Mein hoch-verständiger Herr/ dieses gebe ich
euch zum Anbott/ so fern ihr mich Morgen um diese
Zeit/ da ich wieder bey euch seyn werde/ mit einem gu-
ten Rath erfreuet/ soll euch noch so viel für euren Fleiß
und Mühe werden. Brandano stellete sich/ als wann
er seine Kunst nicht für Geld spendirte/ wolte dem-
nach das Geld nicht annehmen. Aber sie fieng dar-
über an zu weinen/ und sagete: So muß ich ja sehen/
daß ihr mich verschmähet/ und mir in meinem Jammer-
Stande nicht zu Hülffe kommen wollet. Hiermit zog
sie einen schönen Ring vom Finger/ legete solchen zu
dem Beutel mit dem Gold/ und bathe/ solches anzu-
nehmen/ zum Zeichen/ daß er Mitleyden mit ihr hätte.
Er nahm es endlich an/ und geleitete sie vor die Hauß-
Thür/ ließ sie darauf ihres Weges mit der Magd al-
lein gehen. Er aber gieng in seine Kammer/ besahe das
Geschenck/ und erfreuete sich in seinem Hertzen/ daß er
diese Frau züchtigen könte. Nach gehaltener Mahl-
zeit legete er sich zu Bette/ schlieff aber wenig/ sondern
dachte auf ein Mittel/ wie er sich jetzo gebührlich rä-
chen möchte/ und als ihm gegen die Mitternacht et-
was eingefallen/ schlug er seine Augen zu/ übergab sei-
nen Leib dem Schlaff/ und ruhete biß an den liechten
Morgen. Darauf entnahm er sich den Federn/ ließ

ihm

Deß Academiſchen
euch helffen/ und das Hertz euers geliebten Juͤng-
lings wieder zukehren moͤchte. Darum/ laſſet eure
Bekuͤmmernuͤß fahren/ gehet nach Hauß/ und kom̃et
Morgen um dieſe Zeit wieder zu mir hieher/ inzwi-
ſchen wil ich mich von keinem Menſchen ſprechen laſ-
ſen/ damit ich deſto mehr Zeit habe/ auf eure Sache
zu gedencken/ und euch Rath zu ſchaffen.

Hiermit ſteckete ihm die hoch-bekuͤmmerte Jan-
netine
einen mit Gold gewuͤrckten Beutel/ darinn
uͤber 100. Rthlr. an Gold waren/ in die Hand/ und
ſprach: Mein hoch-verſtaͤndiger Herꝛ/ dieſes gebe ich
euch zum Anbott/ ſo fern ihr mich Morgen um dieſe
Zeit/ da ich wieder bey euch ſeyn werde/ mit einem gu-
ten Rath erfreuet/ ſoll euch noch ſo viel fuͤr euren Fleiß
und Muͤhe werden. Brandano ſtellete ſich/ als wann
er ſeine Kunſt nicht fuͤr Geld ſpendirte/ wolte dem-
nach das Geld nicht annehmen. Aber ſie fieng dar-
uͤber an zu weinen/ und ſagete: So muß ich ja ſehen/
daß ihr mich verſchmaͤhet/ und mir in meinem Jam̃er-
Stande nicht zu Huͤlffe kommen wollet. Hiermit zog
ſie einen ſchoͤnen Ring vom Finger/ legete ſolchen zu
dem Beutel mit dem Gold/ und bathe/ ſolches anzu-
nehmen/ zum Zeichen/ daß er Mitleyden mit ihr haͤtte.
Er nahm es endlich an/ und geleitete ſie vor die Hauß-
Thuͤr/ ließ ſie darauf ihres Weges mit der Magd al-
lein gehen. Er aber gieng in ſeine Kammer/ beſahe das
Geſchenck/ und erfreuete ſich in ſeinem Hertzen/ daß er
dieſe Frau zuͤchtigen koͤnte. Nach gehaltener Mahl-
zeit legete er ſich zu Bette/ ſchlieff aber wenig/ ſondern
dachte auf ein Mittel/ wie er ſich jetzo gebuͤhrlich raͤ-
chen moͤchte/ und als ihm gegen die Mitternacht et-
was eingefallen/ ſchlug er ſeine Augen zu/ uͤbergab ſei-
nen Leib dem Schlaff/ und ruhete biß an den liechten
Morgen. Darauf entnahm er ſich den Federn/ ließ

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[340/0354] Deß Academiſchen euch helffen/ und das Hertz euers geliebten Juͤng- lings wieder zukehren moͤchte. Darum/ laſſet eure Bekuͤmmernuͤß fahren/ gehet nach Hauß/ und kom̃et Morgen um dieſe Zeit wieder zu mir hieher/ inzwi- ſchen wil ich mich von keinem Menſchen ſprechen laſ- ſen/ damit ich deſto mehr Zeit habe/ auf eure Sache zu gedencken/ und euch Rath zu ſchaffen. Hiermit ſteckete ihm die hoch-bekuͤmmerte Jan- netine einen mit Gold gewuͤrckten Beutel/ darinn uͤber 100. Rthlr. an Gold waren/ in die Hand/ und ſprach: Mein hoch-verſtaͤndiger Herꝛ/ dieſes gebe ich euch zum Anbott/ ſo fern ihr mich Morgen um dieſe Zeit/ da ich wieder bey euch ſeyn werde/ mit einem gu- ten Rath erfreuet/ ſoll euch noch ſo viel fuͤr euren Fleiß und Muͤhe werden. Brandano ſtellete ſich/ als wann er ſeine Kunſt nicht fuͤr Geld ſpendirte/ wolte dem- nach das Geld nicht annehmen. Aber ſie fieng dar- uͤber an zu weinen/ und ſagete: So muß ich ja ſehen/ daß ihr mich verſchmaͤhet/ und mir in meinem Jam̃er- Stande nicht zu Huͤlffe kommen wollet. Hiermit zog ſie einen ſchoͤnen Ring vom Finger/ legete ſolchen zu dem Beutel mit dem Gold/ und bathe/ ſolches anzu- nehmen/ zum Zeichen/ daß er Mitleyden mit ihr haͤtte. Er nahm es endlich an/ und geleitete ſie vor die Hauß- Thuͤr/ ließ ſie darauf ihres Weges mit der Magd al- lein gehen. Er aber gieng in ſeine Kammer/ beſahe das Geſchenck/ und erfreuete ſich in ſeinem Hertzen/ daß er dieſe Frau zuͤchtigen koͤnte. Nach gehaltener Mahl- zeit legete er ſich zu Bette/ ſchlieff aber wenig/ ſondern dachte auf ein Mittel/ wie er ſich jetzo gebuͤhrlich raͤ- chen moͤchte/ und als ihm gegen die Mitternacht et- was eingefallen/ ſchlug er ſeine Augen zu/ uͤbergab ſei- nen Leib dem Schlaff/ und ruhete biß an den liechten Morgen. Darauf entnahm er ſich den Federn/ ließ ihm

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/354>, abgerufen am 22.11.2024.