Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen mein Poculum Argenteum, welchen ich von einerDurchl. Hand verehret bekommen/ wiedergeben. Der Printz stellete Ordre, daß Jemand zu dem Seiden- Weber gehen solte/ welcher den Becher alsobald wie- der folgen ließ/ und darauf muste Jemand deß Trolls Kleider auß der bezeichneten Herberge holen/ welche er in einem besondern Zimmer anlegete/ und dem Ju- den sein Masqueraden-Kleid wieder zuruck sandte. Jn- zwischen erzehlete der Printz dem Podesta die possier- liche Actiones mit Cerebacchio und seinem Troll/ des- sen er sich so hertzlich zerlachete/ daß er bald im Athem wäre stecken blieben. Er erzehlete ihm darauf die Action, welche Klingenfeld am vorigen Tag gehabt/ und daß derselbe sein Hofmeister sey/ wannenhero so wol derselbe/ als Cerebacchius, auf deß Podesta An- halten/ hergeholet wurden/ die dann auch willig er- schienen/ und von dem Podesta mit aller Civilität em- pfangen wurden. Dieser wolte den Printzen/ und seine Gesellschafft/ nicht so bald von sich lassen/ son- dern/ damit er ihm zeigete/ wie leyd ihm das Ver- gangene seines Dieners halben wäre/ nöthigte er ihn zur Mittags-Mahlzeit/ samt Klingenfeld/ Cavina und Cerebacchio. Biß aber dieselbe zubereitet wurde/ führete er diese Gesellschafft in seinen prächtigen Lust- Garten/ da sie deß erzehleten Handels von neuem sich rechtschaffen zerlacheten/ der Podesta aber sprach: Diese Historie kommt mir eben also vor/ wie die/ wel- che sich mit jenem Studenten in Franckreich bege- ben/ welche ich meinen Herren erzehlen muß: ZU Orleans, allwo sich jeder Zeit viel Studenten aufhalten/ würde.
Deß Academiſchen mein Poculum Argenteum, welchen ich von einerDurchl. Hand verehret bekommen/ wiedergeben. Der Printz ſtellete Ordre, daß Jemand zu dem Seiden- Weber gehen ſolte/ welcher den Becher alſobald wie- der folgen ließ/ und darauf muſte Jemand deß Trolls Kleider auß der bezeichneten Herberge holen/ welche er in einem beſondern Zimmer anlegete/ und dem Ju- den ſein Maſqueraden-Kleid wieder zuruck ſandte. Jn- zwiſchen erzehlete der Printz dem Podeſtà die poſſier- liche Actiones mit Cerebacchio und ſeinem Troll/ deſ- ſen er ſich ſo hertzlich zerlachete/ daß er bald im Athem waͤre ſtecken blieben. Er erzehlete ihm darauf die Action, welche Klingenfeld am vorigen Tag gehabt/ und daß derſelbe ſein Hofmeiſter ſey/ wannenhero ſo wol derſelbe/ als Cerebacchius, auf deß Podeſtà An- halten/ hergeholet wurden/ die dann auch willig er- ſchienen/ und von dem Podeſtà mit aller Civilitaͤt em- pfangen wurden. Dieſer wolte den Printzen/ und ſeine Geſellſchafft/ nicht ſo bald von ſich laſſen/ ſon- dern/ damit er ihm zeigete/ wie leyd ihm das Ver- gangene ſeines Dieners halben waͤre/ noͤthigte er ihn zur Mittags-Mahlzeit/ ſamt Klingenfeld/ Cavina und Cerebacchio. Biß aber dieſelbe zubereitet wurde/ fuͤhrete er dieſe Geſellſchafft in ſeinen praͤchtigen Luſt- Garten/ da ſie deß erzehleten Handels von neuem ſich rechtſchaffen zerlacheten/ der Podeſtà aber ſprach: Dieſe Hiſtorie kommt mir eben alſo vor/ wie die/ wel- che ſich mit jenem Studenten in Franckreich bege- ben/ welche ich meinen Herren erzehlen muß: ZU Orleans, allwo ſich jeder Zeit viel Studenten aufhalten/ wuͤrde.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0336" n="322"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>ſchen</hi></fw><lb/> mein <hi rendition="#aq">Poculum Argenteum,</hi> welchen ich von einer<lb/> Durchl. Hand verehret bekommen/ wiedergeben. Der<lb/> Printz ſtellete <hi rendition="#aq">Ordre,</hi> daß Jemand zu dem Seiden-<lb/> Weber gehen ſolte/ welcher den Becher alſobald wie-<lb/> der folgen ließ/ und darauf muſte Jemand deß Trolls<lb/> Kleider auß der bezeichneten Herberge holen/ welche<lb/> er in einem beſondern Zimmer anlegete/ und dem Ju-<lb/> den ſein <hi rendition="#aq">Maſquerad</hi>en-Kleid wieder zuruck ſandte. Jn-<lb/> zwiſchen erzehlete der Printz dem <hi rendition="#aq">Podeſtà</hi> die poſſier-<lb/> liche <hi rendition="#aq">Actiones</hi> mit <hi rendition="#aq">Cerebacchio</hi> und ſeinem Troll/ deſ-<lb/> ſen er ſich ſo hertzlich zerlachete/ daß er bald im Athem<lb/> waͤre ſtecken blieben. Er erzehlete ihm darauf die<lb/><hi rendition="#aq">Action,</hi> welche Klingenfeld am vorigen Tag gehabt/<lb/> und daß derſelbe ſein Hofmeiſter ſey/ wannenhero ſo<lb/> wol derſelbe/ als <hi rendition="#aq">Cerebacchius,</hi> auf deß <hi rendition="#aq">Podeſtà</hi> An-<lb/> halten/ hergeholet wurden/ die dann auch willig er-<lb/> ſchienen/ und von dem <hi rendition="#aq">Podeſtà</hi> mit aller <hi rendition="#aq">Civilit</hi>aͤt em-<lb/> pfangen wurden. Dieſer wolte den Printzen/ und<lb/> ſeine Geſellſchafft/ nicht ſo bald von ſich laſſen/ ſon-<lb/> dern/ damit er ihm zeigete/ wie leyd ihm das Ver-<lb/> gangene ſeines Dieners halben waͤre/ noͤthigte er ihn<lb/> zur Mittags-Mahlzeit/ ſamt Klingenfeld/ <hi rendition="#aq">Cavina</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">Cerebacchio.</hi> Biß aber dieſelbe zubereitet wurde/<lb/> fuͤhrete er dieſe Geſellſchafft in ſeinen praͤchtigen Luſt-<lb/> Garten/ da ſie deß erzehleten Handels von neuem ſich<lb/> rechtſchaffen zerlacheten/ der <hi rendition="#aq">Podeſtà</hi> aber ſprach:<lb/> Dieſe Hiſtorie kommt mir eben alſo vor/ wie die/ wel-<lb/> che ſich mit jenem Studenten in Franckreich bege-<lb/> ben/ welche ich meinen Herren erzehlen muß:</p><lb/> <p><hi rendition="#in">Z</hi>U <hi rendition="#aq">Orleans,</hi> allwo ſich jeder Zeit viel Studenten aufhalten/<lb/> wohnete ein Schuhflicker/ der ſich ſeines Handwercks kuͤm-<lb/> merlich naͤhrete. Seine Frau/ die noch ziemlich jung und ſchoͤn<lb/> war/ und ihrer Armuth und Duͤrfftigkeit gern abgeholffen haͤtte/<lb/> bemuͤhete ſich/ ihr gute Freunde zu machen/ darnach dann ihr<lb/> Mann nicht viel fragete/ wann ihm nur der Bauch gefuͤllet<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wuͤrde.</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [322/0336]
Deß Academiſchen
mein Poculum Argenteum, welchen ich von einer
Durchl. Hand verehret bekommen/ wiedergeben. Der
Printz ſtellete Ordre, daß Jemand zu dem Seiden-
Weber gehen ſolte/ welcher den Becher alſobald wie-
der folgen ließ/ und darauf muſte Jemand deß Trolls
Kleider auß der bezeichneten Herberge holen/ welche
er in einem beſondern Zimmer anlegete/ und dem Ju-
den ſein Maſqueraden-Kleid wieder zuruck ſandte. Jn-
zwiſchen erzehlete der Printz dem Podeſtà die poſſier-
liche Actiones mit Cerebacchio und ſeinem Troll/ deſ-
ſen er ſich ſo hertzlich zerlachete/ daß er bald im Athem
waͤre ſtecken blieben. Er erzehlete ihm darauf die
Action, welche Klingenfeld am vorigen Tag gehabt/
und daß derſelbe ſein Hofmeiſter ſey/ wannenhero ſo
wol derſelbe/ als Cerebacchius, auf deß Podeſtà An-
halten/ hergeholet wurden/ die dann auch willig er-
ſchienen/ und von dem Podeſtà mit aller Civilitaͤt em-
pfangen wurden. Dieſer wolte den Printzen/ und
ſeine Geſellſchafft/ nicht ſo bald von ſich laſſen/ ſon-
dern/ damit er ihm zeigete/ wie leyd ihm das Ver-
gangene ſeines Dieners halben waͤre/ noͤthigte er ihn
zur Mittags-Mahlzeit/ ſamt Klingenfeld/ Cavina
und Cerebacchio. Biß aber dieſelbe zubereitet wurde/
fuͤhrete er dieſe Geſellſchafft in ſeinen praͤchtigen Luſt-
Garten/ da ſie deß erzehleten Handels von neuem ſich
rechtſchaffen zerlacheten/ der Podeſtà aber ſprach:
Dieſe Hiſtorie kommt mir eben alſo vor/ wie die/ wel-
che ſich mit jenem Studenten in Franckreich bege-
ben/ welche ich meinen Herren erzehlen muß:
ZU Orleans, allwo ſich jeder Zeit viel Studenten aufhalten/
wohnete ein Schuhflicker/ der ſich ſeines Handwercks kuͤm-
merlich naͤhrete. Seine Frau/ die noch ziemlich jung und ſchoͤn
war/ und ihrer Armuth und Duͤrfftigkeit gern abgeholffen haͤtte/
bemuͤhete ſich/ ihr gute Freunde zu machen/ darnach dann ihr
Mann nicht viel fragete/ wann ihm nur der Bauch gefuͤllet
wuͤrde.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/336 |
Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/336>, abgerufen am 22.07.2024. |