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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.

DIeser deß Klingenfeld Discurs gefiel der gan-
tzen anwesenden Gesellschafft überauß wol/
dannenhero wandte ein Jeder seine Augen
auf ihn/ ob er etwa noch mehr dergleichen vorbringen
möchte. Aber er schwieg still/ dahero Cavina Gele-
genheit nahm/ mit der Ilmene sich in einen Discurs zu
lassen/ und von ihr zu verstehen bekam/ daß sie eine
Griechische Dame, fürnehmen Standes sey/ derer El-
tern sich in Egypten aufhielten. Sie aber habe auß
Liebe zu den freyen Künsten sich hieher verfüget/ und
bey dieser Patina, als ihrer liebsten Musen-Schwester/
ins Logiment geleget/ da sie beyde/ in Gesellschafft
dieses feinen Griechischen Edelmanns/ Campanelli
genannt/ um die Wette mit einander studireten. So
wäre es ja kein Wunder/ sprach Cavina jetzo/ daß zwi-
schen euch/ und zwischen diesem edlen Campanelli, eine
Liebe erwüchse. Ilmene aber lächelte/ unter dieser fer-
tigen Antwort: Res est solliciti plena timoris amor.
Cavina replici
rte: Gleichwol ist es um die Liebe ein
artiges Werck. Ilmene: Ut miser est homo, qui amat?
Solches muß man/ sprach Cavina, nicht allemahl
glauben/ lieben doch wol Stein-alte Leute/ und ver-
fallen auf eine junge Thorheit. Ilmene: Amor ju-
veni fructus, crimen seni. Cavina:
Das ist wol gere-
det/ und hat die Schmertzen der Liebe an ihrem Ge-
liebten ein fertiges Pflaster. Ilmene: Omnes huma-
nos sanat medicina dolores, sol amor morbinon amat
artificem.
Diese Antwort gefiel dem Cavina sehr wol/
welcher anjetzo forschete/ ob ihr die Weise deß Jtaliä-
nischen Frauenzimmers auch gefiele/ und ob sie sich auch
also eingezogen zu halten pflegete? Si fueris Romae;
war ihre Antwort/ Romano vivito more. Aber/ fuhr
Jener fort/ die Egyptische Damen leben freyer/ dan-
nenhero können sie auch ehe verliebet werden. Ilmene

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Romans I. Buch.

DIeſer deß Klingenfeld Diſcurs gefiel der gan-
tzen anweſenden Geſellſchafft uͤberauß wol/
dannenhero wandte ein Jeder ſeine Augen
auf ihn/ ob er etwa noch mehr dergleichen vorbringen
moͤchte. Aber er ſchwieg ſtill/ dahero Cavina Gele-
genheit nahm/ mit der Ilmene ſich in einen Diſcurs zu
laſſen/ und von ihr zu verſtehen bekam/ daß ſie eine
Griechiſche Dame, fuͤrnehmen Standes ſey/ derer El-
tern ſich in Egypten aufhielten. Sie aber habe auß
Liebe zu den freyen Kuͤnſten ſich hieher verfuͤget/ und
bey dieſer Patina, als ihrer liebſten Muſen-Schweſter/
ins Logiment geleget/ da ſie beyde/ in Geſellſchafft
dieſes feinen Griechiſchen Edelmanns/ Campanelli
genannt/ um die Wette mit einander ſtudireten. So
waͤre es ja kein Wunder/ ſprach Cavina jetzo/ daß zwi-
ſchen euch/ und zwiſchen dieſem edlen Campanelli, eine
Liebe erwuͤchſe. Ilmene aber laͤchelte/ unter dieſer fer-
tigen Antwort: Res eſt ſolliciti plena timoris amor.
Cavina replici
rte: Gleichwol iſt es um die Liebe ein
artiges Werck. Ilmene: Ut miſer eſt homo, qui amat?
Solches muß man/ ſprach Cavina, nicht allemahl
glauben/ lieben doch wol Stein-alte Leute/ und ver-
fallen auf eine junge Thorheit. Ilmene: Amor ju-
veni fructus, crimen ſeni. Cavina:
Das iſt wol gere-
det/ und hat die Schmertzen der Liebe an ihrem Ge-
liebten ein fertiges Pflaſter. Ilmene: Omnes huma-
nos ſanat medicina dolores, ſol amor morbinon amat
artificem.
Dieſe Antwort gefiel dem Cavina ſehr wol/
welcher anjetzo forſchete/ ob ihr die Weiſe deß Jtaliaͤ-
niſchen Frauenzim̃ers auch gefiele/ und ob ſie ſich auch
alſo eingezogen zu halten pflegete? Si fueris Romæ;
war ihre Antwort/ Romano vivito more. Aber/ fuhr
Jener fort/ die Egyptiſche Damen leben freyer/ dan-
nenhero koͤnnen ſie auch ehe verliebet werden. Ilmene

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[295/0307] Romans I. Buch. DIeſer deß Klingenfeld Diſcurs gefiel der gan- tzen anweſenden Geſellſchafft uͤberauß wol/ dannenhero wandte ein Jeder ſeine Augen auf ihn/ ob er etwa noch mehr dergleichen vorbringen moͤchte. Aber er ſchwieg ſtill/ dahero Cavina Gele- genheit nahm/ mit der Ilmene ſich in einen Diſcurs zu laſſen/ und von ihr zu verſtehen bekam/ daß ſie eine Griechiſche Dame, fuͤrnehmen Standes ſey/ derer El- tern ſich in Egypten aufhielten. Sie aber habe auß Liebe zu den freyen Kuͤnſten ſich hieher verfuͤget/ und bey dieſer Patina, als ihrer liebſten Muſen-Schweſter/ ins Logiment geleget/ da ſie beyde/ in Geſellſchafft dieſes feinen Griechiſchen Edelmanns/ Campanelli genannt/ um die Wette mit einander ſtudireten. So waͤre es ja kein Wunder/ ſprach Cavina jetzo/ daß zwi- ſchen euch/ und zwiſchen dieſem edlen Campanelli, eine Liebe erwuͤchſe. Ilmene aber laͤchelte/ unter dieſer fer- tigen Antwort: Res eſt ſolliciti plena timoris amor. Cavina replicirte: Gleichwol iſt es um die Liebe ein artiges Werck. Ilmene: Ut miſer eſt homo, qui amat? Solches muß man/ ſprach Cavina, nicht allemahl glauben/ lieben doch wol Stein-alte Leute/ und ver- fallen auf eine junge Thorheit. Ilmene: Amor ju- veni fructus, crimen ſeni. Cavina: Das iſt wol gere- det/ und hat die Schmertzen der Liebe an ihrem Ge- liebten ein fertiges Pflaſter. Ilmene: Omnes huma- nos ſanat medicina dolores, ſolꝰ amor morbinon amat artificem. Dieſe Antwort gefiel dem Cavina ſehr wol/ welcher anjetzo forſchete/ ob ihr die Weiſe deß Jtaliaͤ- niſchen Frauenzim̃ers auch gefiele/ und ob ſie ſich auch alſo eingezogen zu halten pflegete? Si fueris Romæ; war ihre Antwort/ Romano vivito more. Aber/ fuhr Jener fort/ die Egyptiſche Damen leben freyer/ dan- nenhero koͤnnen ſie auch ehe verliebet werden. Ilmene ſchuͤt- T 4

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/307>, abgerufen am 25.11.2024.