Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. solche Wissenschafften/ die allein auf einem gutenVerstand beruhen/ wie die Theologia Textualis, Dogmatica, Practica, Elenchtica, &c. Andere treiben Sachen/ die meist auf dem Gedächtnüß beruhen/ wie da sind/ allerhand fremde Sprachen/ die Geographie, Arithmetic, Theologia Positiva, und dergleichen. Noch andere aber erwählen die Wissenschafften/ dar- bey die Imagination und Einbildungs-Krafft das Beste thut/ als die Schreib-Kunst/ Drucker-Kunst/ Zeichnen oder Schildern auf allerhand Weise/ Bossi- ren in Wachs/ Kupfferstechen/ Music, &c. Nun aber ist dieses Wunder der Natur um so Jn T 3
Romans I. Buch. ſolche Wiſſenſchafften/ die allein auf einem gutenVerſtand beruhen/ wie die Theologia Textualis, Dogmatica, Practica, Elenchtica, &c. Andere treiben Sachen/ die meiſt auf dem Gedaͤchtnuͤß beruhen/ wie da ſind/ allerhand fremde Sprachen/ die Geographie, Arithmetic, Theologia Poſitiva, und dergleichen. Noch andere aber erwaͤhlen die Wiſſenſchafften/ dar- bey die Imagination und Einbildungs-Krafft das Beſte thut/ als die Schreib-Kunſt/ Drucker-Kunſt/ Zeichnen oder Schildern auf allerhand Weiſe/ Boſſi- ren in Wachs/ Kupfferſtechen/ Muſic, &c. Nun aber iſt dieſes Wunder der Natur um ſo Jn T 3
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Romans I. Buch.
ſolche Wiſſenſchafften/ die allein auf einem guten
Verſtand beruhen/ wie die Theologia Textualis,
Dogmatica, Practica, Elenchtica, &c. Andere treiben
Sachen/ die meiſt auf dem Gedaͤchtnuͤß beruhen/ wie
da ſind/ allerhand fremde Sprachen/ die Geographie,
Arithmetic, Theologia Poſitiva, und dergleichen.
Noch andere aber erwaͤhlen die Wiſſenſchafften/ dar-
bey die Imagination und Einbildungs-Krafft das
Beſte thut/ als die Schreib-Kunſt/ Drucker-Kunſt/
Zeichnen oder Schildern auf allerhand Weiſe/ Boſſi-
ren in Wachs/ Kupfferſtechen/ Muſic, &c.
Nun aber iſt dieſes Wunder der Natur um ſo
viel mehr zu verwundern/ weil ſich alle dergleichen
Wiſſenſchafften bey dieſer gelehrten Hollaͤndiſchen
Damen zuſammen in einem Uberfluß/ ja ſelbſt in dem
hoͤchſten Grad befunden haben. Damit aber meine
Herren etwas benachrichtiget werden/ von ihren
Wiſſenſchafften/ ſo iſt zu wiſſen/ daß ſie die Nieder-
laͤndiſche/ Hoch-Teutſche/ Frantzoͤſiſche und Lateini-
ſche Sprache perfect geſprochen/ darinn Brieffe ge-
ſchrieben/ und ſchoͤne Verſe geſetzet habe. Die Grie-
chiſche und Bibel-Hebreiſche Sprache verſtunde ſie
vollkommen/ wuſte darvon wol zu urtheilen/ und kun-
te auch darinn ſchreiben. Jn der Jtaliaͤniſchen und
Engliſchen Sprache war ſie ſo weit kommen/ daß ſie
ſchoͤne Eſtaats-Buͤcher/ und dergleichen/ von den
Jtaliaͤnern beſchrieben/ darneben die fuͤrnehmſte
Theologos von der Engliſchen Nation und Sprache
leſen und gebrauchen kunte. Die Rabiniſch-He-
breiſche/ Chaldœiſche/ Syriſche und Arabiſche Spra-
che kunte ſie leſen/ verſtehen/ und mit der H. Hebrei-
ſchen Sprache conferiren/ zu beſſerer Explication der
H. Schrifft. Sie hat ſich auch geleget auf die Sama-
ritaniſche/ Ethiopiſche und Perſianiſche Sprachen.
Jn
T 3
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