Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen schafften/ ihm vorstellend/ das Exempel der gelehrtenGriechischen Sappho, welche ein überauß leichtferti- ges Weib gewesen; Aber die in solchen Gedancken stehen/ thun dem gantzen Weiber-Geschlecht eine un- verantwortliche Schmach an. Viel bescheidener ha- ben Ludovices Vives, der hochgelehrte Spanier/ und Erasmus Roterodamus hiervon geurtheilet/ indem sie bezeuget/ man habe niemahlen eine gelehrte Frau oder Jungfrau gesehen/ die unehrlich gewesen/ und ob gleich jetzo ein solch Wildpräth einer gelehrten Damen fast seltzamer/ als ein weisser Rab/ so findet man deren gleichwol noch an Ort und Enden/ da man sie offt nicht gesuchet hätte/ ja zu allen Zeiten/ und in allen Ländern hat man gelehrte Frauen angetroffen. Die Scythen sind wol die Barbarischten Leute Nicaula, Königin von Saba, kam auß dem inner- Base
Deß Academiſchen ſchafften/ ihm vorſtellend/ das Exempel der gelehrtenGriechiſchen Sappho, welche ein uͤberauß leichtferti- ges Weib geweſen; Aber die in ſolchen Gedancken ſtehen/ thun dem gantzen Weiber-Geſchlecht eine un- verantwortliche Schmach an. Viel beſcheidener ha- ben Ludovices Vives, der hochgelehrte Spanier/ und Eraſmus Roterodamus hiervon geurtheilet/ indem ſie bezeuget/ man habe niemahlen eine gelehrte Frau oder Jungfrau geſehen/ die unehrlich geweſen/ und ob gleich jetzo ein ſolch Wildpraͤth einer gelehrten Damen faſt ſeltzamer/ als ein weiſſer Rab/ ſo findet man deren gleichwol noch an Ort und Enden/ da man ſie offt nicht geſuchet haͤtte/ ja zu allen Zeiten/ und in allen Laͤndern hat man gelehrte Frauen angetroffen. Die Scythen ſind wol die Barbariſchten Leute Nicaula, Koͤnigin von Saba, kam auß dem inner- Baſe
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Deß Academiſchen
ſchafften/ ihm vorſtellend/ das Exempel der gelehrten
Griechiſchen Sappho, welche ein uͤberauß leichtferti-
ges Weib geweſen; Aber die in ſolchen Gedancken
ſtehen/ thun dem gantzen Weiber-Geſchlecht eine un-
verantwortliche Schmach an. Viel beſcheidener ha-
ben Ludovices Vives, der hochgelehrte Spanier/ und
Eraſmus Roterodamus hiervon geurtheilet/ indem ſie
bezeuget/ man habe niemahlen eine gelehrte Frau
oder Jungfrau geſehen/ die unehrlich geweſen/ und
ob gleich jetzo ein ſolch Wildpraͤth einer gelehrten
Damen faſt ſeltzamer/ als ein weiſſer Rab/ ſo findet
man deren gleichwol noch an Ort und Enden/ da man
ſie offt nicht geſuchet haͤtte/ ja zu allen Zeiten/ und in
allen Laͤndern hat man gelehrte Frauen angetroffen.
Die Scythen ſind wol die Barbariſchten Leute
geweſen/ allermaſſen ſie auch nicht mehr Philoſophos
als den eintzigen Anacharſin aufzuweiſen haben/ dan-
noch hat ſich auch unter ihnen die ſehr gelehrte Koͤni-
gin Iſtrina gefunden/ welche ihren Sohn in der Grie-
chiſchen Sprach und andern Wiſſenſchafften unter-
richtet hat.
Nicaula, Koͤnigin von Saba, kam auß dem inner-
ſten Mohrenland/ und exercirte den weiſen Salo-
mon mit klugen Fragen. Helena/ eine Mohriſche
Kaͤyſerin/ hat zwey Buͤcher in Chaldœiſcher Sprach
geſchrieben. Die Perſianiſche Koͤnigin Atoſſa leh-
rete/ wie man die Brieffe ſtellen muſte. Zenobia, der
Palmyrener Fuͤrſtin/ verſtunde Egyptiſch/ Griechiſch
und Latein/ hat die Geſchichte ihres Landes aufgeſe-
tzet/ und ihre beyden Soͤhne in den Wiſſenſchafften
unterrichtet. Cleopatra, eine Koͤnigin in Egypten/
war fertig in der Hebrœiſchen/ Arabiſchen/ Griechi-
ſchen/ Egyptiſchen und Parthiſchen Sprach. Edeſia
und Hypathia, beyde von Alexandria, Jene war eine
Baſe
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